Die protürkische Miliz „Furqat al-Hamza“ hat 20 Zivilist:innen aus dem besetzten Efrîn verschleppt. Wie die Menschenrechtsorganisation Rêxistina Mafên Mirovan-Efrîn am Sonntag berichtete, handelt es sich bei ihnen um Bewohner:innen des Dorfes Xulalka im Kreis Bilbilê. Bisher sind die Identitäten von drei der Entführungsopfer bekannt: Azad Horîk Hebel (27), Selah Reşîd Horo (37) und Selah Reşo (38). Nach Recherchen der Menschenrechtsorganisation Efrîn, die ihren Sitz im benachbarten Kanton Şehba hat, werden die Entführten im Hauptquartier von Furqat al-Hamza festgehalten.
Wie Zeug:innen geäußert haben sollen, wurden die Zivilist:innen zunächst misshandelt, bevor sie aus dem Dorf verschleppt wurden. Die Hintergründe sind unklar, doch die von Ankara gesteuerten Besatzungstruppen in Nordsyrien nutzen Entführungen in der Regel zur Lösegelderpressung. Die Methode ist zu einer lukrativen Einnahmequelle geworden. Oft werden die Entführungsopfer der Zusammenarbeit mit der Selbstverwaltung beschuldigt und landen in Gefängnissen und Internierungslagern der Besatzungsmilizen, wo sie grausame Folter und sexualisierte Gewalt erfahren.
Ehepaar vom MIT entführt
Zwei weitere Entführungsfälle wurden aus dem Dorf Xilko gemeldet, das ebenfalls in Bilbilê liegt. Bei den Opfern handelt es sich um den 40-jährigen Mihemed Xelil Heci Hisên und seine namentlich bisher nicht bekannte Ehefrau. Das Paar soll direkt vom türkischen Geheimdienst MIT verschleppt worden sein. Für den Mann ist es inzwischen die zweite Entführung. Nach Informationen von Rêxistina Mafên Mirovan kam er zuvor gegen die Zahlung eine Lösegeldsumme in Höhe von 6.000 US-Dollar an eine Besatzungsmiliz frei.
Über 7.000 Entführungen in drei Jahren
Am 20. Januar 2018 begann die türkische Invasion in Efrîn. Nach rund zwei Monaten Widerstand gegen die zweitgrößte NATO-Armee wurde der Rückzug beschlossen, um weitere Massaker an der Zivilbevölkerung zu verhindern. Seit dem 18. März 2018 ist Efrîn völkerrechtswidrig besetzt. Bis Januar 2021 wurden 7.343 Entführungen registriert. Mehr als 1.200 Frauen gelten noch immer als „verschwunden“.