Die Lage der kranken politischen Gefangenen in den türkischen Gefängnissen verschlechtert sich zusehends, und ihre Zahl nimmt aufgrund der schlechten Haftbedingungen weiter zu. Laut Angaben des Menschenrechtsvereins IHD sind mindestens 1.605 von ihnen aufgrund ihres Gesundheitszustands haftunfähig, 604 sind so schwer krank, dass sie sich nicht allein versorgen können. Im Jahr 2021 starben mindestens 46 kranke Häftlinge im Gefängnis und drei von ihnen starben innerhalb kurzer Zeit nach ihrer Entlassung.
Ständige Anfälle
Einer dieser kranken Gefangenen ist Seyfettin Demhat. Er ist im Hochsicherheitsgefängnis von Wan inhaftiert. Demhat ist zu 26 Jahren Haft verurteilt und befindet sich seit acht Jahren im Gefängnis. Demhat leidet an der schweren Autoimmunerkrankung FMF (Familiäres Mittelmeerfieber) und hat immer wieder Anfälle. Aufgrund eines dieser Anfälle erlitt Demhat nun einen Herzinfarkt. Er wurde trotz seines kritischen Zustands nicht im Krankenhaus untergebracht, sondern sofort wieder in die Haft entlassen. Şengül Martı, Demhats Schwester, erklärt, dass es ihrem Bruder nicht gut gehe. Martı gab an, dass die Augenvenen ihres Bruders aufgrund der FMF-Krankheit geplatzt waren und dass er Zysten im Nacken und an der Taille habe.
„Uns wurde nicht Bescheid gegeben“
Martı berichtet, dass ihr Bruder aufgrund seiner chronischen Krankheit schon zum zweiten Mal einen Herzinfarkt hatte, und fährt fort: „Er wurde wegen eines Herzinfarkts ins Krankenhaus gebracht, aber wir wurden in keiner Weise darüber informiert. Sie brachten ihn noch am selben Tag zurück ins Gefängnis. Obwohl er einen Herzinfarkt hatte und ins Krankenhaus gebracht wurde, wurden wir in keiner Weise informiert. Mein Bruder erzählte uns viel später davon. Er sollte wegen dieser Krankheit nicht im Gefängnis bleiben. Er muss unter besseren Bedingungen gepflegt werden. Die wichtigsten Faktoren, die FMF auslösen, sind Stress, körperliche Müdigkeit, unregelmäßige Ernährung und unregelmäßiger Schlaf. Aber nichts davon kann sich unter Gefängnisbedingungen ändern. Und all diese negativen Faktoren führen dazu, dass er ständig Anfälle bekommt.“