Das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye hat mit 58 Geflüchteten an Bord in Sizilien angelegt. Alle Passagiere hätten die „Sea-Eye 4“ am Sonntag in Pozzallo verlassen können, erklärte die Regensburger Organisation. Die Migrant:innen waren in den vergangenen Tagen von seeuntüchtigen Booten im Mittelmeer gerettet worden. Sea-Eye warf den Behörden von Malta vor, mehrfach Hilferufe in ihrer Suchzone ignoriert zu haben.
Allein 34 der nun in Pozzallo an Bord gegangenen Flüchtlinge waren nach Angaben von Sea-Eye von Mittwoch bis Freitag in der maltesischen Such- und Rettungszone in Seenot, weil Malta trotz genauen Kenntnissen zu dem Fall, untätig geblieben sei. „Ein Handelsschiff, das das Boot gefunden hatte, wurde von der maltesischen Leitstelle angewiesen, Distanz zu wahren und zu beobachten. Weitere Maßnahmen ergriff Malta nicht“, teilte die Organisation mit. Schließlich konnte die Sea-Eye 4 die Menschen sicher an Bord nehmen. Der Kapitän des Handelsschiffs habe geklagt, dass die maltesische Leitstelle teilweise nicht erreichbar gewesen sei.
„Dass Malta ablehnt, Seenotfälle zu koordinieren und auf Anrufe oder E-Mails nicht reagiert, ist ein inakzeptabler Zustand“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, in einer Mitteilung. Die anhaltenden Pflichtverletzungen müssten zu juristischen und politischen Konsequenzen führen. Deshalb müsse der Druck aus anderen EU-Mitgliedsstaaten größer und die Kritik lauter werden, fordert Isler. Sea-Eye sieht insbesondere Deutschland in der Pflicht. Die Bundesregierung solle ihren eigenen Verpflichtungen aus dem Koalitionsvertrag endlich gerecht werden und sich um das anhaltende Sterben im Mittelmeer kümmern, fordert Gordon Isler. Bisher gebe es nur leere Versprechungen.
Weitere Schiffe suchen sicheren Hafen
Derweil warten vor Italien noch weitere Rettungsschiffe auf eine Erlaubnis anzulanden. Darunter ist auch ein Schiff der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ mit fast 500 Menschen an Bord.