Samstagsmütter fordern Gerechtigkeit für Cemal Akar

Cemal Akar wurde vor 31 Jahren vom JITEM verschleppt und ermordet. Die Menschenrechtsanwältin Eren Keskin forderte auf der Kundgebung der Istanbuler Samstagsmütter die Aufklärung des Mordes und die Bestrafung der Täter.

Die Samstagsmütter und ihrer Unterstützer:innen haben vor dem Galatasaray-Gymnasium in der Istanbuler Innenstadt Gerechtigkeit für den vor 31 Jahren vom JITEM verschleppten und ermordeten Politiker Cemal Akar gefordert. Akar war Verbandssekretär der Partei ÖZDEP in Erzingan (tr. Erzincan) und Mitglied des Menschenrechtsvereins IHD.

An der Samstagskundgebung nahmen unter anderem Rahşan Anter, deren Vater Musa Anter 1992 vom JITEM ermordet wurde, sowie die IHD-Vorsitzende Eren Keskin teil. Eren Keskin sagte, sie seien ein weiteres Mal auf dem Galatasaray-Platz zusammengekommen, um zu verdeutlichen, dass die in staatlichem Gewahrsam verschwundenen Menschen nicht vergessen seien. Der Kampf um Gerechtigkeit werde weitergehen, bis alle Vermisstenfälle aufgeklärt und die Verantwortlichen verurteilt seien.


Vom JITEM-Killer Mahmut Yıldırım verschleppt

Wie Eren Keskin ausführte, wurde Cemal Akar am 25. Januar 1993 auf offener Straße in Erzingan verschleppt. Augenzeugen zufolge wurde Akar in einem Auto mit zivilem Nummernschild von Personen entführt, deren Verhalten darauf schließen ließ, dass es sich um Geheimdienstmitarbeiter handelte. Im Nachhinein wurde festgestellt, dass der JITEM-Killer Mahmut Yıldırım (Codename Yeşil) zu den Entführern gehörte. Als seine Familie bei den Behörden nachfragte, wo Akar festgehalten werde, wurde nur mitgeteilt, dass er nicht festgenommen wurde. Auch der IHD setzte sich ein, jedoch erfolglos. Einen Monat nach seiner Entführung, am 23. Februar 1993, wurde Cemal Akars Leiche mit schweren Folterspuren und einer Schusswunde am Kopf an der Straße zwischen Erzingan und Dersim gefunden.

„Akar, der aus Erzincan entführt worden war, war hierher gebracht worden, nachdem er vier Sicherheitskontrollpunkte auf der 130 Kilometer langen Strecke passiert hatte. Unter normalen Umständen wäre es unmöglich gewesen, diese Kontrollpunkte ohne weiteres zu passieren, was die Behauptung stützt, dass sich im Fahrzeug Personen mit offiziellen Ausweisen befanden“, sagte Eren Kesin. „In einem vier Monate später veröffentlichten Artikel in der Zeitung Özgür Gündem gab E.H., ein Gefangener in Nevşehir, an, dass er Cemal Akar in der Sicherheitsdirektion Erzincan gegenübergestanden habe, dass sie nach dem dortigen Verhör gemeinsam zur Sicherheitsdirektion Tunceli gebracht worden seien, dass sie dort einige Tage geblieben seien, dass sie auf ein Feld gebracht worden seien, dass nur er auf dem Rückweg in das Fahrzeug gesetzt worden sei und dass er Cemal Akar von diesem Moment an nicht mehr gesehen habe. Etwa fünf Monate nach der Veröffentlichung dieses Zeitungsartikels ließ das Gouverneursamt Tunceli, anstatt die Vorwürfe zu untersuchen, in derselben Zeitung einen Widerruf veröffentlichen, in dem die Vorwürfe bestritten wurden.“

Ein weiteres Glied in der Kette der Straflosigkeit

Der Fall von Cemal Akar sei „ein weiteres Glied in der Kette der Straflosigkeit, ohne dass eine wirksame Untersuchung durchgeführt wurde. Am 31. Jahrestag des Verschwindenlassens von Cemal Akar appellieren wir erneut an die Justiz und die politischen Behörden, ihren Verpflichtungen nachzukommen und für Gerechtigkeit im Fall Cemal Akar zu sorgen. Egal, wie viele Jahre vergehen, wir werden nicht aufgeben, Gerechtigkeit für Cemal Akar und für alle unsere Vermissten zu fordern und den Staat daran zu erinnern, dass er im Rahmen der universellen Rechtsnormen handeln muss", so die Menschenrechtsanwältin Eren Keskin.

Nach der Erklärung wurden auf dem von der Polizei abgeriegelten Galatasaray-Platz Nelken niedergelegt.