Mindestes 108 „Arbeitsmorde” im März

Im März sind in der Türkei mindestens 108 Menschen bei der Arbeit ums Leben gekommen. Elf der Getöteten sind Migrant*innen aus Afghanistan, Syrien und Turkmenistan.

Berufstätige Menschen leben in der Türkei gefährlicher als in anderen Ländern: Mindestens 1923 Menschen starben allein im vorigen Jahr bei der Arbeit. In den letzten fünf Jahren kosteten gefährliche Arbeitsplätze mehr als 10.000 Arbeiter*innen in der Türkei das Leben – davon allein ein Viertel im Bausektor. Nirgendwo nimmt die Zahl der „Arbeitsmorde“ so stark zu wie in der Baubranche, in der rund zwei Millionen Menschen beschäftigt sind.

Auch die meisten der 108 „Arbeitsmorde” im März ereigneten sich in diesem Sektor. Die Zahlen gehen aus einem Bericht des gewerkschaftsnahen Verbands für Arbeitsplatzsicherheit (İşçi Sağlığı ve İş Güvenliği, İSİG) hervor, der am Montag veröffentlicht wurde.  

Demnach handelt es sich bei vier der im Vormonat tödlich verunglückten Arbeiter*innen um Frauen, fünf weitere Getötete waren Kinder. Vier dieser Kinder arbeiteten in der Landwirtschaft, ein weiteres im Bau. Allein in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres starben mindestens 66 Kinder bei der Arbeit. Laut İSİG war es das Jahr mit den meisten Kinderarbeiter*innen, die tödlich verunglückten, obwohl die Regierungspartei AKP 2018 zum „Kampfjahr gegen Kinderarbeit“ erklärt hatte.

Von den im März bei der Arbeit tödlich verunglückten Menschen waren nach İSİG-Angaben nur 0,92 Prozent gewerkschaftlich organisiert. 107 der Arbeiterinnen und Arbeiter waren nicht Mitglied in einer Gewerkschaft.

Zu den häufigsten „Arbeitsmorden” kam es im März in der Marmararegion. Auf dem ersten Platz liegt die Stadt Kayseri, gefolgt von Ankara, Kocaeli, İstanbul, İzmir, Adana, Antalya, Denizli, Gaziantep (Dîlok) und Zonguldak.