Mindestens 16 Tote vor libyscher Küste befürchtet

Erneut ist vor der libyschen Küste ein Boot mit Schutzsuchenden auf dem Weg nach Europa gekentert. Nach UN-Angaben werden mindestens 16 Personen vermisst.

Nach Berichten der UN-Migrationsbehörde IOM sind am 22. August mindestens 16 Menschen, darunter ein Kind, vor der libyschen Küste höchstwahrscheinlich ertrunken. Die Havarie ereignete sich vor der libyschen Küste in der Nähe der Stadt Zuwara.

Die IOM-Sprecherin für Libyen, Safa Msehli, berichtet, dass Schlauchboot habe etwa 70 Personen an Bord gehabt. Während mindestens 16 Personen vermisst werden, wurden die übrigen von der sogenannten libyschen Küstenwache aufgegriffen. Sie wurden nach Libyen zurückgebracht. In der Regel werden Schutzsuchende, die von der sogenannten libyschen Küstenwache aufgegriffen werden, in Gefangenenlager verschleppt, in denen Hunger, Folter und sexualisierte Gewalt an der Tagesordnung sind. Bei den Überlebenden handelte es sich um ägyptische Staatsbürger:innen. Nach IOM-Angaben konnte nur eine Leiche geborgen werden.

Zahl der Toten auf der zentralen Mittelmeerroute hat sich mehr als verdoppelt

Allein im Juli sollen mindestens 80 Menschen auf der zentralen Mittelmeerroute gestorben sein als sie versuchten, einen sicheren Hafen in der EU zu erreichen. Der bisher tödlichste Schiffbruch in diesem Jahr ereignete sich am 22. April, als 130 Menschen vor der libyschen Küste ertranken, obwohl das Schiff mehrere Notrufe abgesetzt hatte. Das Missing Migrants Project der IOM, das die Todesfälle auf den Migrationsrouten weltweit verfolgt, verzeichnete in diesem Jahr 1.051 Todesfälle von Migrant:innen auf der zentralen Mittelmeerroute. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 411.

Über 6.000 in Haftlager verschleppt

Nach Angaben der IOM wurden seit Anfang dieses Jahres mehr als 22.000 Migrant:innen beim Versuch Europa zu erreichen aufgegriffen und nach Libyen zurückgeschleppt. Etwa 6.000 der zurückgeschickten Migrant:innen befänden sich in offiziellen Haftanstalten in Libyen, sagt Safa Msehli. Viele weitere landen in noch brutaleren „inoffiziellen“ Gefängnissen von Milizen, mit denen die sogenannte libysche Küstenwache zusammenarbeitet. Überlebende aus libyschen Gefangenenlagern haben über mehrere Jahre hinweg von systematischen Misshandlungen wie Zwangsarbeit, Schlägen, Vergewaltigungen und Folter berichtet.