„Halil liebte die Berge und die Berge liebten ihn“

Vor 15 Jahren ist der Regisseur Halil Uysal in einem Hinterhalt der türkischen Armee in Besta ums Leben gekommen. Das Kulturkomitee der PKK erinnert an den revolutionären Filmemacher aus den Bergen Kurdistans.

Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) erinnert zum 15. Todestag an den Regisseur Halil Uysal, der am 1. April 2008 in einem Hinterhalt der türkischen Armee in Besta in der Provinz Şirnex ums Leben gekommen ist. Der Filmemacher und Fotograf nannte sich bei der Guerilla Halil Dağ. Das PKK-Komitee für Kultur und Kunst erklärt im Gedenken an ihn:

„Halil Dağ, unser führender Held und Kunstgenosse, hat am 1. April 2008 sein Leben in einem Hinterhalt des türkischen Besatzerstaates verloren. Als Erbe zurückgelassen hat Hevalê Halil ein kampferfülltes Leben. Mit großer Energie und unbändiger Leidenschaft hat er 13 Jahre lang große Arbeit geleistet. Er war Rêber Apos Genosse, Guerillakämpfer, Autor, Fotograf, Regisseur und Revolutionär. Er war der Freund der Berge. Halil bedeutet auf Arabisch engster Freund. Er war der engste und aufrichtigste Freund der Berge.“

Halil Dağ habe seinem Namen entsprechend gelebt, für ihn zählten seine Kamera und die Genossenschaftlichkeit, so das PKK-Komitee: „Das allein reicht aus, um alle Geschichten in seinem Herzen zu beschreiben. Er war in den heißesten Kriegsgebieten und hat mit seinen Aufnahmen und Berichten eine neue Front eröffnet. Durch seine Fotos von den Bergen und der Guerilla hat er ihre Erinnerungen und Gefühle unsterblich gemacht. Mit seinen Filmen hat er den Geschichten Leben gegeben. Er schrieb Gedichte und machte aus der Ästhetik des Guerillalebens eine von intensiven Gefühlen geprägte Literatur. Halil liebte die Berge und die Berge liebten ihn. Er durchstreifte hohe Felslandschaften und tiefe Schluchten. An den in den Himmel reichenden Bergspitzen suchte er nach verborgenen und unvollständigen Guerillageschichten. Im Krieg, bei Aktionen und in Momenten des Sieges war er ebenso dabei wie beim Govend und den Guerillaliedern. Er lebte mit dem Wasser, der Erde und dem Feuer der Berge und liebte die Natur. Halil Dağ hat das Bergkino erschaffen. In schwierigen und eigentlich unmöglichen Situationen hat er ein Werk von historischer Bedeutung hervorgebracht.“

Mit seinen Filmen aus den Bergen Kurdistans habe Halil Dağ eine neue Form der kurdischen Filmwelt kreiert, erklärt das PKK-Komitee für Kultur und Kunst: „Hevalê Halil war ein beispielhafter Weggefährte. In seinen Texten und Filmen gab er den freien Kurdinnen und der Frauenbewegungsbewegung immer besonderen Raum. Er war verliebt in das freie Leben, in die Guerilla und die Berge. Er liebte Rêber Apo und gab alles, um dem ihm gegebenen Versprechen gerecht zu werden. Die Momente, die er mit Rêber Apo verbrachte, beschrieb er in seinen Texten. Hevalê Halil hat jahrelang mit apoistischer Haltung in den freien Bergen gekämpft. Sein letztes Projekt hieß Die Reisenden zum Berg Ararat. Er ging zusammen mit der Guerilla in den Norden des Landes und wurde in die Endlosigkeit verabschiedet. Unsere Aufgabe ist es, seinen Weg fortzusetzen und Rêber Apo zu befreien. Hevalê Halil ist unsterblich.“

Über Halil Uysal

Halil Uysal wurde 1973 als Sohn eines türkischen Vaters und einer kurdischen Mutter in Deutschland geboren. Als er die Grundschule beendete, ging die Familie wieder in die Türkei. Nach dem Abitur an einer privaten Schule in der westtürkischen Metropole Izmir kehrte er Anfang der 1990er Jahre zurück nach Deutschland. Er gehörte zu den Mitbegründern des ersten kurdischen Fernsehsenders MED TV, der 1994 mit der Ausstrahlung begann. Hier sammelte er auch erste Erfahrungen als Kameramann. Während eines als kurzer Besuch geplanten Aufenthalts in Syriens Hauptstadt Damaskus für Dreharbeiten in der Parteischule der PKK im Jahr 1995 beeindruckte ihn der kurdische Befreiungskampf so sehr, dass er beschloss, dort zu bleiben und sich der Guerilla anzuschließen.

In der ersten Zeit in den Bergen arbeitete Halil Uysal als Fotograf. Darüber hinaus wurde er aktives Mitglied der freien kurdischen Presse und berichtete für verschiedene Nachrichtenagenturen vom Krieg. 1997 filmte er beispielsweise den Abschuss eines türkischen Militärhubschraubers durch eine Flugabwehrrakete der Guerilla – die Szene bildete damals den medialen Höhepunkt im laufenden Kampfjahr der PKK und sorgte rund um den Globus für ein breites Echo.

Nach der Ausreise Abdullah Öcalans aus Syrien 1998 musste sich auch die kurdische Bewegung den neuen Umständen anpassen. Kurz nachdem die PKK ihr Hauptquartier in die südkurdischen Qendîl-Berge verlagert hatte, wurde hier die Kunst- und Kulturakademie Dibistana Şehîd Sefkan gegründet. Halil Dağ war vom ersten Moment an dabei. Kurze Zeit später begann er erste Kurzfilme zu drehen. 2006 drehte er den 150-Minuten-Film Bêrîtan, der die Geschichte der legendären Guerillakommandantin Gülnaz Karataş erzählt. Für sein letztes Projekt Die Reisenden zum Berg Ararat hielt er sich seit 2007 in Nordkurdistan auf. Bis zum Ararat wollte er eine Guerillaeinheit mit seiner Kamera begleiten. Auf dem Weg dorthin kam er in Botan ums Leben.