Gewalt gegen Jugendliche in Cizîr: Strafanzeige gegen Polizei gestellt

Die Gewalt gegen eine Gruppe Jugendliche nach Newroz in Cizîr hat ein juristisches Nachspiel: Die Rechtsanwaltskammer Şırnak erstattet Strafanzeige gegen Polizisten.

Antikurdisch motivierte Gewalt

Die Rechtsanwaltskammer Şırnak (ku. Şirnex) hat Strafanzeige gegen die türkische Polizei gestellt. Dabei geht es um Körperverletzung im Amt durch Beamte der Bezirkspolizeidirektion im Kreis Cizîr (tr. Cizre) an mehreren Jugendlichen im Zuge der Newroz-Feierlichkeiten, wie der Vorstand der Kammer am Freitag mitteilte.

Unter der Parole „Erhebt euch, es ist die Zeit der Freiheit und des Erfolgs“ hatten am Mittwoch tausende Menschen in Cizîr das kurdische Neujahrsfest gefeiert und die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage gefordert. Für sechs Jugendliche endete die Veranstaltung mit Gewalt und vorübergehenden Festnahmen.

Die Gruppe wurde nach dem Verlassen des Festgeländes zunächst von Polizisten in Zivil umzingelt. Die Jugendlichen sollen gezielt ins Visier genommen worden sein, weil sie die kurdische Kleidungskombination Şal û Şapik trugen, die aus Pluderhose, Hemd, einer Weste und einem Tuchgürtel besteht – und in der Türkei sogar mal verboten war, weil es sich um eine „kurdische Nationaltracht“ handelt. Da die Jugendlichen gegen ihre Festnahme protestierten, setzten einige der Beamten Gewalt ein.

Wie auf einem Video des Vorfalls zu sehen ist, wurden die Minderjährigen teilweise mit Faustschlägen auf den Kopf und Tritten traktiert. „Das muss Konsequenzen haben“, fordert die Rechtsanwaltskammer Şırnak. Die Kinder hätten nur gefeiert und seien mit Hämatomen und anderen Blessuren aus dem Gewahrsam entlassen worden. „Diese Gewaltanwendung durch die Polizei Cizre ist durch nichts zu rechtfertigen und steht im Widerspruch zum absoluten Verbot von Folter und Misshandlung. Wir erwarten, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnimmt.”

Foto: Newroz-Feier in Cizîr, 20. März 2024