Istanbul: Polizeiangriff auf Dreijährige wegen kurdischer Farben

Beim Newroz-Fest in Istanbul ist es zu einem Polizeiangriff auf eine Dreijährige gekommen. Wegen eines Schals und einer kurdischer Tracht schubsten und schlugen Polizist:innen das schwer kranke Kind.

Polizeigewalt an Kindern

Bei Vorkontrollen zum Newroz-Fest in Istanbul kam es zu Übergriffen der Polizei. Diese richteten sich auch gegen Kleinkinder. Die dreijährige R.T. trug Hämatome davon, weil sie von Polizist:innen wegen eines kurdischen Schals und einer Weste gestoßen und geschlagen wurde. Die Situation war für die Kleine lebensgefährlich, da sie, wie ihre Mutter Hatice Taş berichtete, an einem Hydrocephalus leidet und ein Sturz zu schweren Hirnschäden führen kann.

Sie schlugen sie wie eine Erwachsene“

Taş berichtete, dass ihre Tochter einen grün-gelb-roten Schal und eine Weste getragen habe. Als sie das Newroz-Gelände betrat, hätten sie zwei Polizistinnen gestoppt und erklärt, dass die Kleidung der Tochter verboten sei. Sie habe protestiert, da sie jedes Jahr in der traditionellen Tracht zum Newroz-Fest gehe. Taş erklärte dazu: „Als sie versuchten, meinem Kind die Weste auszuziehen, ergriff ich die Hand der Polizistin, woraufhin sie mich schubsten und anfingen, mich anzuschreien. Während ich mich mit der einen Polizistin stritt, schlug die andere meiner Tochter kräftig auf die rechte Schulter, so fest, als wäre sie erwachsen, und stieß sie dann nochmals gegen dieselbe Schulter. Wären in unserer Gruppe nicht verantwortliche Frauen aus unserer Partei gewesen, wäre meine Tochter direkt im Krankenhaus auf der Intensivstation gelandet. Denn meine Tochter leidet an Hydrocephalus und hat eine Hirnoperation hinter sich.“ Sie berichtete, dass die für das Newroz-Fest verantwortlichen Frauen sofort den Kopf des Kindes schützten. Dennoch trüge das Mädchen bis heute Hämatome aufgrund der Schläge der Polizistinnen am Körper. Taş weiter: „Da fing ich mit der Wut einer Mutter an, mit den Polizistinnen zu diskutieren. Ich fragte: ‚Mein Kind ist drei Jahre alt, es ist krank, es hat einen Wasserkopf, was würden Sie mir sagen, wenn meinem Kind etwas zustößt?‘. Darauf antworteten diese: ‚Die Krankheit Ihres Kindes ist nicht von Belang, wir befolgen nur die uns erteilten Befehle. Der uns erteilten Befehle lauten, dass das Kind diese Weste nicht tragen darf.‘”

Die anderen Kinder erlebten die gleiche Tortur“

Taş berichtete, dass anschließend viele Menschen hinzukamen und gegen das Vorgehen protestierten. Der Angriff auf ihre Tochter sei kein Einzelfall gewesen. Taş erklärte: „Alle Kinder waren dort der gleichen Brutalität ausgesetzt. Vor den Augen der Kinder dort wurden deren Mütter geschlagen und gewürgt. Drei Polizisten schlugen eine Frau zusammen. Das kann man nicht machen, das mussten die Kinder mit ansehen. Wie in einem Gefängnis standen die Kinder in einer Reihe, weinten sich die Augen aus und sahen der Gewalt gegen ihre Mütter zu.“

Wir werden nicht schweigen“

Taş ist jedoch nicht bereit, diese Situation auf sich beruhen zu lassen. Sie erklärte: „Als kurdisches Volk werden wir uns nicht beugen und wir werden angesichts dieser Unterdrückung nicht schweigen. Wir werden diese Beleidigung unserer Kinder, nur weil sie Kurden sind, niemals vergessen.“

Abgeordneter Gergerlioğlu: „Das ist jenseits jeder Politik“

Gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) erklärte der Abgeordnete der DEM-Partei, Ömer Faruk Gergerlioğlu, er habe sofort nach dem Übergriff Kontakt mit der Mutter aufgenommen. „Eine solche Misshandlung von Bürgerinnen und Bürgern durch ein für die Sicherheit zuständiges Ministerium und seine Bediensteten ist nicht hinnehmbar. Wir untersuchen das, wir verfolgen den Fall und wir akzeptieren dieses Vorgehen nicht. Gegen diejenigen, die das getan haben, sollten in jedem Fall Ermittlungen eingeleitet und sie müssen auch verurteilt werden. Wir haben den Polizeibeamten gesagt: ‚Sie tun Erwachsenen willkürlich Gewalt an, aber hier geht es um ein behindertes Kind. Das ist jenseits jeder Politik.‘ Die Zunahme dieser Übergriffe zeigt die Zunahme der Skrupellosigkeit und Brutalität. Die Straflosigkeit ermutigt die Täterinnen und Täter“, so der DEM-Abgeordnete.