Istanbul: Gewalt und Festnahmen im Nachgang zu Newroz

Im Nachgang zur Newroz-Feier in Istanbul ist es zu Übergriffen der Polizei und Festnahmen gekommen. Korrespondent:innen des Nachrichtenportals Bianet, die den Einsatz dokumentierten, wurden ebenfalls zum Ziel von Gewalt.

Repression

In der westtürkischen Metropole Istanbul sind mehrere Menschen im Nachgang zur Newroz-Feier in Gewahrsam genommen worden. Die genaue Zahl der Festnahmen ist noch unklar, die Veranstalterinnen gehen von mehreren Dutzend aus. Bei den meisten Betroffenen soll es sich um Jugendliche und Heranwachsende handeln.

Die Festnahmen erfolgten noch auf der öffentlichen Veranstaltungsstätte Yenikapı Meydanı im europäischen Stadtteil Fatih, wo sich früher am Tag mehr als hunderttausend Menschen an einer von der DEM-Partei organisierten Newroz-Feier beteiligten. Als sich die Menge nach dem Ende der Veranstaltung aufzulösen begann, griffen Polizisten ohne Angabe von Gründen in mehrere Gruppen, die auf dem Weg zu den Ausgängen waren. Sie sollen in das berüchtigte Vatan-Präsidium gebracht worden sein.


Bei den Festnahmen übten die Polizisten unnötige Gewalt aus. Betroffen von dem Vorgehen waren auch mehrere Medienschaffende, die den Einsatz dokumentierten. Die Journalistin Tuğçe Yılmaz etwa, die für das Nachrichtenportal Bianet arbeitet, wurde von Beamten festgehalten, zu Boden gebracht und traktiert. Ein Polizist hielt sie am Boden fest und kniete sich dabei auf den Hals der Journalistin. Ihr Bianet-Kollege Ali Dinç wurde ebenfalls von Beamten traktiert und Aren Yıldırım, Redakteur der kurdischen Ausgabe des Portals, entging nur knapp einer Festnahme.

Festnahmen im Nachgang von Newroz gehören traditionell zu den Feierlichkeiten rund um das kurdische Neujahrsfest. Vergangenes Jahr waren allein in Istanbul mehr als 220 Personen wegen des Zeigens vermeintlich illegaler Transparente und angeblich verbotenen Parolen vorübergehend in Gewahrsam genommen worden, viele wurden mit Geldstrafen belegt. In den kurdischen Provinzen hatte es ebenfalls hunderte Festnahmen nach Newroz und auch Anklagen wegen „Terrorpropaganda“ im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten gegeben.