Friedensmütter fordern Freilassung von Timtik und Ünsal
Die Initiative der Friedensmütter hat vor dem Krankenhaus in Istanbul, in dem die hungerstreikende Rechtsanwältin Ebru Timtik gegen ihren Willen festgehalten wird, ihre Freilassung gefordert.
Die Initiative der Friedensmütter hat vor dem Krankenhaus in Istanbul, in dem die hungerstreikende Rechtsanwältin Ebru Timtik gegen ihren Willen festgehalten wird, ihre Freilassung gefordert.
Vor dem Sadi-Konuk-Krankenhaus im Istanbuler Stadtteil Bakirköy ist die Freilassung der hungerstreikenden Anwält*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal gefordert worden. Timtik und Ünsal sind als politische Gefangene seit Monaten im Hungerstreik. Trotz amtsärztlich bestätigter Haftunfähigkeit hat das Gericht die Aufhebung der Haftbefehle abgelehnt. Sie befinden sich gegen ihren Willen seit sechs Tagen in verschiedenen Istanbuler Krankenhäusern, Ebru Timtik ist in Bakirköy.
Zu der Kundgebung aufgerufen hatte die Istanbuler Initiative der Friedensmütter. Im Namen der Mütter hielt Güler Buğday eine Ansprache auf Kurdisch und sagte, dass die Initiative seit 25 Jahren für Frieden und Gerechtigkeit kämpft. Aus diesem Grund seien sie heute hier, denn auch Ebru Timtik und Aytaç Ünsal forderten mit ihrem Todesfasten lediglich Gerechtigkeit und ein faires Gerichtsverfahren.
Anschließend ergriff die Friedensmutter Sultan Bozkurt das Wort und erinnerte an den Hungerstreik vor anderthalb Jahren, mit dem Tausende politische Gefangene ein Ende des Krieges und die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans gefordert hatten. Kein weiterer Mensch dürfe mehr sterben, die Forderung von Timtik und Ünsal müsse sofort erfüllt werden, sagte Bozkurt.
Auf der Kundgebung wurde auch eine Botschaft von Aytaç Ünsal verlesen. Darin erklärt der seit 184 Tagen hungerstreikende Anwalt: „Mit ihren billigen Machenschaften können sie unseren Willen nicht brechen und uns nicht dazu bringen, uns zu beugen. Keine Macht kann diejenigen beugen, die im Recht sind. Wir fordern nur unsere Rechte ein. Für unser ganzes Volk werden wir unser Recht auf ein gerechtes Verfahren durchsetzen. Ich fühle, dass alle, die vor dem Krankenhaus, zu Hause und auf den Straßen auf uns warten und an uns denken, an unserer Seite sind. Ich liebe euch alle sehr. Wir werden auf jeden Fall gewinnen.“
Der Hungerstreik von Ebru Timtik und Aytaç Ünsal
Ebru Timtik ist als Anwältin beim linken Verband „Rechtsbüro des Volkes“ (türk. Halkın Hukuk Bürosu“) osrganisiert. Sie befindet sich seit mittlerweile 215 Tagen im sogenannten Todesfasten. Ihr Kollege Aytaç Ünsal verweigert seit 184 Tagen jegliche Nahrungsaufnahme. Beide wurden aufgrund von widersprüchlichen Aussagen des Kronzeugen Berk Ercan zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Anschuldigungen dieses Überläufers haben zur Verhaftung von knapp 200 Menschen geführt. Sie alle wurden im Komplex der Verfahren gegen vermeintliche Angehörige der DHKP-C nach Terrorparagrafen verurteilt. Unter ihnen sind auch mehrere Mitglieder der Musikgruppe Grup Yorum und Mustafa Koçak, der zu lebenslanger Haft verurteilt worden war und vergangenen April im Hungerstreik an den Folgen einer Zwangsernährung gestorben ist.