Mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion in der türkischen Metropole Istanbul hat die Initiative „Solidarität mit den Gefangenen“ (TDI) am Freitag auf das gewaltsame Sterben in den Haftanstalten des Regimes aufmerksam gemacht. Mit einem teils in rote Farbe getränkten Holzsarg zogen drei Aktivisten der Gruppe vor das Institut für Rechtsmedizin, um die dramatische Lage in den Gefängnissen ins öffentliche Blickfeld zu rücken. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde die Performance von der Polizei vorzeitig beendet. Alle Beteiligten befinden sich in Gewahrsam.
Die „blutige” Holzkiste stand symbolisch für den Sarg des kurdischen Gefangenen Ferhan Yılmaz, der vor wenigen Tagen in Haft gestorben ist. Der 28-Jährige ist einer von mehreren Insassen im Haftzentrum Nummer 5 des Gefängniskomplexes von Silivri, die vom Wachpersonal gefoltert und in den Suizid getrieben wurden. Der TDI-Aktivist Ertan Çıta zeigte sich empört über die Erklärung der zuständigen Staatsanwaltschaft, die in dem Fall keine Hinweise auf Gewalteinwirkung sehe. „Die Bilder aus dem Krankenhauszimmer von Ferhan Yılmaz zeigen unübersehbare Anzeichen von Folter, und zwar massiv“, sagte Çıta. Auf den Aufnahmen sind unter die gebrochene Nase des Kurden und angeschwollene Lippen zu sehen. Sein Bruder berichtete zuvor auch von Strick-Markierungen am Hals und diversen Hämatomen am Körper.
Der Sarg von Ferhan Yılmaz © Hikmet Yılmaz via MA
Dennoch stolpern die türkischen Behörden von einem Widerspruch zum nächsten in dem Fall. Während die Vollzugsleitung im Gefängnis von Silivri bei ihrer Behauptung bleibt, Ferhan Yılmaz habe einen tödlichen Herzinfarkt erlitten, hat die Istanbuler Rechtsmedizin in der Sterbeurkunde eine „ansteckende Krankheit” als Todesform vermerkt, aber keine Todesursache. Mit der Begründung, dass kein Kontrollarzt zur Verfügung stand. „All das geschah nur zwei Tage vor der geplanten Entlassung von Ferhan Yılmaz”, bemerkte Ertan Çıta noch, bevor es zu den Festnahmen kam. Mit ihm zusammen wurden auch Abdülmelik Yalçın und Hıdır Sabur in Gewahrsam genommen. Ihnen droht nun eine Anzeige wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz.