Baby im Gefängnis: Es hat noch nicht mal einen Namen

Eylem Oyunlu ist mit ihrem zehntägigen Baby und ihrer zweijährigen Tochter in Amed verhaftet worden. Ihr Mann Ismail Oyunlu ist fassungslos und sagt: „Das Baby hat noch nicht mal einen Namen.“

Nach Angaben des türkischen Justizministeriums sind 780 Babys und 3000 Kinder mit ihren Müttern in der Türkei im Gefängnis. Am 17. Juni sind das zehn Tage alte Baby und das zweijährige Kind von Eylem Oyunlu hinzugekommen. Die 27-Jährige ist mit dem Vorwurf der Terrorunterstützung in Amed (türk. Diyarbakir) verhaftet worden. Der Vater der Kinder ist fassungslos und sagt: „Das Baby hat noch nicht mal einen Namen.“

Auch in der türkischen Gesetzgebung gibt es Regelungen, um den Aufenthalt von Kindern in Gefängnissen zu vermeiden. Der Strafvollzug von Schwangeren und Müttern von bis zu sechs Monate alten Babys kann verschoben werden. Möglich ist auch die Freilassung mit einer elektronischen Fußfessel, aber diese Methode findet keine Anwendung.

Wie Ismail Oyunlu gegenüber ANF erklärte, hat er seinen Kindern Kleidung ins Frauengefängnis Diyarbakir gebracht, aber er konnte sie nicht sehen. Die Anwältin habe ihm berichtet, dass die Kinder bei ihrem Besuch ständig geweint hätten: „Sie sagte, dass meine Frau und unsere Kinder zurzeit in Quarantäne sind. Besuche sind einmal im Monat möglich. Den Kindern geht es sehr schlecht. Das Baby hat entzündete Augen und offensichtlich Schmerzen. Psychisch geht es allen schlecht. Es ist ein großes Unrecht. Wie kann man ein zehntägiges Baby ins Gefängnis stecken? Ich begreife dieses System nicht. Meine Frau hat nichts verbrochen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie soll ich mich um einen Säugling kümmern können?“

Ein anderes betroffenes Kleinkind ist Miraz, dessen Mutter Gülistan Diken verhaftet wurde. Seine Großmutter sagt: „Er hat tagelang geweint, nachdem seine Mutter weggebracht wurde. Sechs Tage war er mit ihr im Gefängnis, aber die Eisentüren haben ihm Angst gemacht. Nachts ist er aufgewacht und hat zu seiner Mutter gesagt: Komm, lass uns nach Hause gehen. Wenn die Wächter ihn angefasst haben, hat er noch mehr geweint. Ich musste ihn schließlich aus dem Gefängnis holen. Seitdem spricht er nicht mehr.“