Überlebender von Nisêbîn-Widerstand im Hungerstreik gegen Einzelhaft

Der zu erschwerter lebenslanger Haft verurteilte Überlebende der Militärbelagerung von Nisêbîn, Abdulkadir Baybars, wird seit über dreieinhalb Jahren in Isolationshaft gehalten. Mit einem Hungerstreik fordert er seine Verlegung in eine Gemeinschaftszelle.

Abdulkadir Baybars gehört zu jenen Aktivistinnen und Aktivisten, die die kurdische Stadt Nisêbîn (tr. Nusaybin) nach der Deklaration der Selbstverwaltung im Jahr 2015 nicht verlassen haben. Im Widerstand gegen die türkische Militärbelagerung, die als Reaktion auf den Wunsch nach Selbstbestimmung folgte, ist er verletzt worden. Mit dutzenden weiteren Personen wurde Baybars sodann im Mai 2016 aus Nisêbîn evakuiert und kurz darauf verhaftet. Letzten Sommer sprach ein Gericht in der Provinzhauptstadt Mêrdîn (Mardin) das Urteil gegen ihn: erschwerte lebenslange Haft plus weitere 26,5 Jahre. Die fragwürdigen Beschuldigungen lauteten „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation”, „Verletzung der territorialen Integrität der Türkei” und „Vorsätzlicher Mord an Polizisten“.

Die Prüfung des in Frage stehenden Urteils in höherer Instanz ist noch nicht erfolgt. Dennoch wird Baybars seit Prozessbeginn im April 2018 in Einzelhaft gehalten. Aktuell sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis Adana-Kürkçüler im Süden der Türkei ein, in einer sogenannten Bunkerzelle. Sein Verteidiger Tugay Bek sieht darin einen Verstoß gegen das türkische Strafvollzugsgesetz und hat bereits mehrere Anträge gestellt, um die Verlegung seines Mandanten in eine Gemeinschaftszelle zu erwirken. Bisher hatte der Jurist keinen Erfolg, kommende Woche soll ein weiterer Antrag bei der Oberstaatsanwaltschaft Adana eingereicht werden.

Abdulkadir Baybars selbst protestiert inzwischen mit einem Hungerstreik gegen seine Isolation. Den dreizehnten Tag in Folge verweigert er die Nahrungsaufnahme, nimmt nur Flüssigkeit zu sich. Seine Mutter Resmiye Baybars ist äußerst besorgt. Nicht nur wegen des Hungerstreiks, sondern aufgrund der allgemein schlechten körperlichen Verfassung ihres Sohnes. „Abdulkadir lebt mit Schrapnellen im Körper. Die Splitter haben sich neben sein Herz und in die rechte Hand gebohrt, eine dringend benötigte Operation lehnten die Behörden aber ab.” Sie appelliert an die Justiz, die Forderungen ihres Kindes zu erfüllen. Von der Öffentlichkeit wünscht sich Resmiye Baybars solidarische Unterstützung für das Anliegen von Abdulkadir Baybars.