„Der Staat fürchtet sogar die kranken Gefangenen“
Der Zustand des schwerkranken politischen Gefangenen Abdulalim Kaya verschlechtert sich stetig. Sein Sohn Ismail Kaya sagt, die türkische Regierung habe sogar Angst vor kranken Gefangenen.
Der Zustand des schwerkranken politischen Gefangenen Abdulalim Kaya verschlechtert sich stetig. Sein Sohn Ismail Kaya sagt, die türkische Regierung habe sogar Angst vor kranken Gefangenen.
Der 81-jährige schwerkranke politische Gefangene Abdulalim Kaya befindet sich wegen „Terrorpropaganda“ in der Türkei in Haft. Begründet wurde seine Verurteilung zu fünf Jahren Freiheitsstrafe mit seiner Teilnahme an einer kurdischen Kundgebung im Jahr 2008. Als er sich am 14. Oktober 2020 in Bursa einer Prostataoperation unterziehen musste, wurde er festgenommen und ins Gefängnis in Bursa gebracht. 60 Tage verbrachte Kaya in Einzelhaft. In diesen zwei Monaten verschlechterte sich sein Gesundheitszustand massiv. Seine Haft wurde aufgrund einer Berufung unterbrochen. Er benötigte dringende Behandlung und wurde in seiner Heimatstadt Sêrt gepflegt. Trotz anhaltender gesundheitlicher Probleme wurde Kaya am 31. März 2023 erneut inhaftiert und ins M-Typ-Gefängnis Batman (ku. Êlih) gebracht. Obwohl sich sein Zustand im Gefängnis weiter verschlechterte, lehnte das gerichtsmedizinische Institut Istanbul (ATK) am 31. August einen Antrag auf Haftaussetzung ab.
Er kann sich nicht selbst versorgen – dennoch in Haft
Abdulalim Kaya ist auf dem linken Auge blind und auf dem linken Ohr taub und leidet unter einer Nierenerkrankung. Außerdem wurden Demenz sowie Diabetes und Bluthochdruck diagnostiziert. Die Demenzerkrankung brach in Haft aus. Er unterzog sich aufgrund einer Herzerkrankung einer Angioplastie. Das Ausbildungs- und Forschungskrankenhaus Siirt stellte am 12. Oktober 2022 eine 93-prozentige Behinderung für Kaya fest. In diesem Bericht wurde festgestellt, dass er sein Leben nicht allein führen könne, ständige Pflege und Behandlung benötige und dass haftunfähig und lebensbedrohlich erkrankt sei.
„Alle Anträge wurden abgelehnt“
Abdulalim Kayas Sohn Ismail Kaya erklärte, sein Vater versuche seit acht Monaten unter sehr schwierigen Bedingungen im Gefängnis zu überleben. Er werde derzeit wegen Diabetes, Nierenkrankheiten sowie Bluthochdruck behandelt. „Er wurde zweimal an der Prostata operiert. Während der Behandlung wurde er festgenommen und verhaftet. Aufgrund seiner Krankheit und seines Alters haben wir uns an viele Stellen gewandt. Wir wollten eine Bewährungsstrafe oder Hausarrest beantragen, aber das wurde abgelehnt. Wir wissen nicht, warum er trotz dieser Krankheiten nicht entlassen wird. Er kann nicht laufen, er hat einen Behindertenausweis von 93 Prozent. Er kann sich nur im Rollstuhl fortbewegen und nur mit Hilfe seiner Freunde auf der Station überleben“, so Ismail Kaya.
„Es dürfen nicht noch mehr Särge aus den Gefängnissen kommen“
Kaya berichtete weiter, dass der Zustand seines Vaters sich immer weiter verschlechtere: „Er hat einmal im Monat Besuchszeit, das heißt wir können ihn nur selten sehen. Er kann nur mit Hilfe seiner Freunde im Gefängnis in einem Rollstuhl in den Besuchsraum kommen. Im Gefängnis setzte bei ihm eine Demenzerkrankung ein. Trotz dieses schlechten Zustands hat die Istanbuler Gerichtsmedizin seine Haftfähigkeit festgestellt. Er wird im Gefängnis nicht behandelt. Von Zeit zu Zeit werden seine Medikamente gewechselt. Aber seine Medikamente werden nicht richtig verabreicht. Mein Vater hat ständig Entzündungen an den Füßen. Er hat große Schwierigkeiten wegen der Wunden und der Schmerzen. Wir sind sehr beunruhigt aufgrund des Zustands meines Vaters. Wenn diese Regierung nicht einmal kranke und alte Menschen freilässt, zeigt das, dass sie selbst vor diesen Menschen Angst hat. Die Situation der kranken Gefangenen kann nur durch eine Lösung der kurdischen Frage auf dem Verhandlungswege gelöst werden. Als Familien der Gefangenen richten wir diesen Aufruf an die Behörden: Alle Gefangenen, insbesondere die kranken Gefangenen, sollten so schnell wie möglich freigelassen werden. Kranke Gefangene sollten zu Hause behandelt werden. Es dürfen nicht noch mehr Särge aus den Gefängnissen kommen.“