Zwei Guerillakämpferinnen bei feindlichem Angriff gefallen
Die YJA-Star-Kämpferinnen Ronahî Dilxwîn und Arîn Tolhildan sind bei einem Angriff des türkischen Staates in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Die YJA-Star-Kämpferinnen Ronahî Dilxwîn und Arîn Tolhildan sind bei einem Angriff des türkischen Staates in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Die Guerillakämpferinnen Ronahî Dilxwîn und Arîn Tolhildan sind bei einem Angriff der türkischen Armee auf die Medya-Verteidigungsgebiete ums Leben gekommen. Das gaben die Volksverteidigungskräfte (HPG) am Montag in einer von ihrer Pressestelle veröffentlichten Erklärung bekannt. Der tödliche Angriff wurde den Angaben zufolge Mitte Juni verübt. Zu den persönlichen Daten der Gefallenen machten die HPG folgende Angaben:
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Codename: Ronahî Dilxwîn Vor- und Nachname: Vesile Duran Geburtsort: Wan Namen von Mutter und Vater: Dilber – Bişar Todestag und -ort: 16. Juni 2024, Medya-Verteidigungsgebiete
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Codename: Arîn Tolhildan Vor- und Nachname: Dilan Öklü Geburtsort: Wan Namen von Mutter und Vater: Saadet – Hasan Todestag und -ort: 16. Juni 2024, Medya-Verteidigungsgebiete
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Ronahî Dilxwîn
Ronahî Dilxwîn wurde in der Provinz Wan (tr. Van) in Nordkurdistan geboren und gehörte einer dem kurdischen Befreiungskampf nahestehenden Familie an. Ihre Kindheit und Jugend war geprägt vom Widerstand ihres Elternhauses und des familiären Umfelds gegen die in Kurdistan gültige Kriegs- und Unterdrückungspolitik des türkischen Staates. Mit dem Älterwerden fokussierte sie sich darüber hinaus auf die Reflexion und Infragestellung von Widersprüchen in der Sichtweise als Frau im Hinblick auf ungleiche Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern in heteropatriarchal strukturierten Gesellschaften. Sie wollte gegen die Situation der Frau als unterdrücktes Geschlecht angehen und erkannte für sich, dass der Guerillawiderstand Frauen die Möglichkeit bietet, alle bestehenden Verhältnisse umzuwerfen und den Schritt zu vollziehen, um den es geht: Vom Objekt einer Zurichtung zum Subjekt des Lebens und einer freien Zukunft zu werden.
Den Weg in die Berge ging Ronahî Dilxwîn 2014. Sie schloss sich in ihrer Geburtsregion Wan der Guerilla an und wechselte anschließend in die Medya-Verteidigungsgebiete. Nach militärischen Ausbildungsprogrammen vertiefte sie ihre intellektuellen, politischen und ideologischen Fähigkeiten. Anschließend war sie für die Verbände freier Frauen (YJA Star) in verschiedenen Bereichen des Widerstands aktiv, darunter im Auf- und Ausbau von Guerillainfrastruktur wie etwa den unterirdischen Tunnelanlagen, aber auch als „Missionsträgerin“ sowie als Kämpferin der Spezialeinheiten. An den Fronten des „heißen Krieges“ kämpfte sie seit Beginn der türkischen Besatzungsoperation in Metîna, Zap und Avaşîn im April 2021.
Arîn Tolhildan
Arîn Tolhildan kam ebenfalls aus Wan. Ihre Eltern gehören dem Stamm der Zêvkî an, der zu den alteingesessenen Familienkonföderationen in der Botan-Region zählt. Dadurch wuchs sie in einem aus Tradition widerständigen Umfeld auf und wurde früh Zeugin der kolonialen Realität in Kurdistan. Kopfschmerzen bereiteten ihr auch die Widersprüche bezüglich der Stellung der Frau in der Gesellschaft. Nach ihrer Auffassung waren Frauen Opfer von moderner Sklaverei, die jeden Aspekt des sozialen Lebens durchdrang. Sie selbst sehnte sich nach einer ganz anderen, kommunalen Realität fern von Macht, Unterdrückung und Profitgier.
Während sie sich intensiv mit diesen Gedanken auseinandersetzte, demonstrierte der Widerstand von Kobanê gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) einen radikalen Wechsel vom Patriarchat zur Gleichberechtigung. Es waren Frauen, die dort an vorderster Front gegen die Schergen des IS kämpften. Diese Tatsache beeindruckte Arîn Tolhildan. Bei ihr bestand von Anfang an ein Bewusstsein dafür, dass der Aufbau einer freien Gesellschaft nur auf der Grundlage von Frauenbefreiung und auch nur dann gelingen kann, wenn dieses Kriterium in der gesellschaftlichen Moral verankert wird. Als sich während des Kampfes um Kobanê dann auch die staatlichen Angriffe der Türkei in Nordkurdistan intensivierten, fasste sie den Entschluss, für ihre Ideale in der Guerilla zu kämpfen.
Kurz nach ihrer Ankunft in den Bergen und einer ersten Grundausbildung im militärischen Bereich wechselte Arîn Tolhildan an die Kriegsfront. Es war das Jahr 2015, als der türkische Staat den Dialogprozess mit dem kurdischen Vordenker Abdullah Öcalan einseitig beendete und den Vernichtungskrieg gegen die von der PKK angeführte Freiheitsbewegung in Kurdistan einleitete. Als sie 2019 dann ihren Bruder Tolhildan (Vedat Öklü) verlor, der als Guerillakämpfer in der Besta-Region ums Leben kam, ging sie auf eigenen Wunsch an die Front, wo sie bis zu ihrem Tod im Einsatz war. Die HPG beschreiben Arîn Tolhildan und Ronahî Dilxwîn als zwei mutige und selbstlose Revolutionärinnen, die bis zum letzten Moment die Militanz der PKK und PAJK repräsentierten. „Sie waren Verfechterinnen eines freien Lebens auf Grundlage der Frauenbefreiung. Als HPG werden wir uns Hevala Arîn und Hevala Ronahî stets verbunden fühlen. Ihren Familien und der kurdischen Bevölkerung sprechen wir angesichts des Verlusts unserer Weggefährtinnen unser Mitgefühl aus.“