Zehntausende strömen zu Newroz in Amed

In Amed hat die zentrale Newroz-Feier begonnen. Newroz in der kurdischen Widerstandshochburg ist auch dieses Jahr wieder mehr als ein Fest – es ist ein politisches, kulturelles und soziales Bekenntnis.

Ein Meer aus Farben, Musik und Hoffnung

In der kurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) hat die zentrale Newroz-Feier begonnen – das Neujahrsfest, das für Millionen Kurd:innen in aller Welt ein Symbol für Freiheit, Erneuerung und Widerstand ist. Unter der diesjährigen Losung „Freie Führung – Demokratische Gesellschaft“ versammelten sich bereits früh zehntausende Menschen im Newroz-Park im Bezirk Rezan (Bağlar). Etliche weitere harren noch an den Eingangskontrollen aus.

Von 7 bis 70 – ganz Amed unterwegs zum Newroz-Park

Schon den frühen Morgenstunden breitete sich die Newroz-Stimmung in der ganzen Stadt aus. Aus allen Stadtteilen strömen die Menschen – jung und alt – in Richtung Festgelände. Über sechs Kontrollpunkte hinweg werden die Besucher:innen auf das Gelände geleitet. Auffällig ist die starke Beteiligung junger Menschen, die in traditionellen kurdischen Kleidern in Kollektiven anmarschieren. Immer wieder sind Sprechchöre wie „Bê serok jiyan nabe“ (Ohne unseren Vorsitzenden kein Leben), „Bijî Serok Apo“ (Lang lebe der Vorsitzende Apo) und „Siyasi tutsaklar onurumuzdur“ (Die politischen Gefangenen sind unsere Würde) zu hören.

„Jin, Jiyan, Azadî“

Am Neuen Markt bildeten sich spontane Tanzkreise, bei denen vor allem Frauen und Jugendliche mit großer Begeisterung den Govend tanzten. Ein weiteres Spektakel wurde am Zugangspunkt an der Einkaufsmeile Qamişlo beobachtet, wo Frauen in farbenfrohen Kleidern unter dem Slogan „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) zum Gelände zogen. Die Vielfalt der Teilnehmenden – von Kindern bis hin zu älteren Menschen mit Gehstöcken – zeigt: Newroz ist ein Fest für alle Generationen.

Friedensmütter begeistert begrüßt

Die zivilgesellschaftliche Bewegung der kurdischen Friedensmütter, die „Dayikên Aşîtiyê“, betraten das Gelände unter dem Ruf „Bijî Newroz, Bijî Aşitî“ (Lang lebe Newroz, lang lebe der Frieden), begleitet von Jugendlichen, die lautstark „Bijî Dayikên Aşitîyê“ (Lang leben die Friedensmütter) skandierten.

Lange Schlangen an den Eingängen

Die Kontrollen an den Eingängen führten zu langen Wartezeiten, besonders für ältere Menschen. In einigen Fällen wurden gelb-rot-grüne Fahnen beschlagnahmt, was Unmut unter den Besucher:innen auslöste. Dennoch ließ sich die Menge die Stimmung nicht verderben. Während der Zustrom ungebrochen anhält, füllt sich der Festplatz zunehmend. Wer es bereits hineingeschafft hat, tanzt ausgelassen zu den Klängen von Def û Zirne sowie kurdischen Liedern, die über Lautsprecher abgespielt werden.

Über dem Gelände wehen Fahnen, Transparente – und auch Poster des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan werden gezeigt. Mit jeder Minute wächst die Stimmung, ein kraftvolles Zeichen für die Widerstandskraft und Lebensfreude der kurdischen Bevölkerung. Newroz in Amed ist auch dieses Jahr wieder mehr als ein Fest – es ist ein politisches, kulturelles und soziales Bekenntnis.