In Wan ist eine Kundgebung im Rahmen der Kampagne des Netzwerks „Tora Ziman û Çanda Kurdî” für Kurdisch als Bildungs- und Amtsprache vom türkischen Provinzgouverneur kurzfristig verboten worden. Der Provinzverband der Demokratischen Partei der Völker (HDP) als Ausrichter der Veranstaltung hatte geplant, in einem Sternmarsch zum Kundgebungsort, dem nach dem von Todesschwadronen der türkischen Konterguerilla ermordeten kurdischen Intellektuellen Musa Anter benannten Park im Stadtzentrum, zu ziehen. An allen drei Versammlungspunkten – der HDP-Zentrale, dem Kunstviertel und dem Ehmedê-Xanî-Park – werden die Teilnehmenden von der Polizei belagert.
Unter den Anwesenden vor dem HDP-Gebäude befinden sich unter anderem der Ko-Vorsitzende der kurdischen Partei DBP, Keskin Bayındır, sowie Parlamentsabgeordnete und Vertreter:innen zahlreicher Organisationen und Verbände. Gegen das Verbot der Kundgebung wird mit kurdischer Musik, die über Lautsprecher abgespielt wird, sowie Applaus protestiert. Verhandlungen zwischen Politiker:innen und der Einsatzleitung der Polizei verliefen bisher ergebnislos. Mehrere Journalist:innen sollen zudem von der Polizei des Platzes verwiesen worden sein. Die Lage ist angespannt.
Polizeilich belagerter Eingang zur HDP-Zentrale in Wan
In der kurdischen Stadt Cizîr (Cizre) war gestern eine Kundgebung mit selbem Inhalt trotz Verbot durchgeführt worden. Für kommenden Montag ist eine weitere Veranstaltung in Amed (Diyarbakir) geplant.
Kundgebung in Cizîr am 3. Juni
Unsere Sprache ist unsere Existenz
Die Kampagne zur Anerkennung aller drei kurdischen Dialekte als Amts- und Bildungssprachen in der Türkei läuft bereits seit Februar. „Unsere Sprache ist unsere Existenz, unsere Sprache ist unsere Identität, unsere Sprache ist unsere Ehre. Aber seit fast einem Jahrhundert entzieht die vorherrschende Politik den Kurdinnen und Kurden dieses legitime Recht. Sie will die Kurd:innen ihrer Existenz, ihrer Kultur und letztlich ihrer Identität berauben. Heute sind Millionen Kurd:innen im Nahen Osten mit Assimilation konfrontiert. Die dominierende Politik in unserer Region will die Kurd:innen und ihre Sprache eliminieren“, hieß es im Aufruftext des Netzwerks „Tora Ziman û Çanda Kurdî”.