Verhinderte Ortsbegehung in Sûr

Eine Ortsbegehung kurdischer Politiker*innen im Altstadtbezirk Sûr in Amed ist von der Polizei verhindert worden. Die vor über vier Jahren verhängte Ausgangssperre wird in der Praxis fortgesetzt.

Um das Geschehen in dem seit viereinhalb Jahren gesperrten Altstadtbezirk Sûr in Amed (Diyarbakir) zu inspizieren, haben die Parteien HDP und DBP sowie die zivilgesellschaftliche Organisation DTK eine Delegation vor Ort geschickt. Die Abordnung, die aus Abgeordneten und den Ko-Vorsitzenden der genannten Parteien und des DTK bestand, wurde in Sûr aufgehalten.

Die DBP-Vorsitzende Saliha Aydeniz erklärte daraufhin: „Seit viereinhalb Jahren ist Sûr gesperrt. Weil wir gehört haben, dass das Verbot aufgehoben worden ist, haben wir eine Delegation zusammengestellt, um die Lage vor Ort zu sehen. Die Ausgangssperre in Sûr ist aufgehoben worden, aber in der Praxis gilt sie weiter.“

Aydeniz führte aus, dass das Verbot für sechs Wohnviertel gilt: „Ich spreche hier von einem seit viereinhalb Jahren andauernden Verbot, das es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Wir sind mit einem Faschismus konfrontiert, den es so ebenfalls nirgendwo sonst gibt. Dieser Faschismus manifestiert sich vor allem in der Feindschaft gegenüber dem kurdischen Volk und allen Völkern. Die Regierung will selbst die Pandemie dafür nutzen, um den Faschismus zu konsolidieren. Mit der Absperrung von Sûr soll verhindert werden, dass die Zerstörung hinter diesen Mauern und die Massaker, die hier stattgefunden haben, öffentlich sichtbar werden. Das ist der eigentliche Grund.“

In Sûr sei eine jahrtausendealte Geschichte zerstört worden, sagte Aydeniz. Der Bezirk sei entvölkert worden, um monströse Gebäude zu bauen: „Sûr war ein weltweit unvergleichlicher Ort, an dem Geschichte und Gesellschaft gleichermaßen gelebt haben. Dass die Geschichte hier zerstört wurde, dem Ort seine Identität genommen wurde und den 40.000 von hier vertriebenen Menschen ihre Eigentums- und Unterkunftsrechte genommen werden, ist das Werk der faschistischen Regierung.“

Die kurdische Politikerin erklärte weiter, dass ihre Partei immer an der Seite der vertriebenen Bevölkerung stehen werde.

Die Zerstörung von Sûr

Im November 2015 begann mit der Ausrufung einer Ausgangssperre die Zerstörung von Sûr. In der Altstadt von Amed, die eine fünftausendjährige Geschichte hat und unter dem Schutz der UNESCO steht, war kurz zuvor die Selbstverwaltung ausgerufen worden. Ungefähr dreieinhalb Monate leisteten die Menschen im Viertel Widerstand gegen ein barbarisches Angriffskonzept des türkischen Staates. Die Zerstörung setzt sich bis heute fort, Tausende Menschen sind vertrieben worden.