Türkische Luftangriffe auf Dörfer nahe Amêdî

Die türkische Luftwaffe hat erneut Südkurdistan bombardiert. Ziel der Luftschläge waren Dörfer im Umland der Kleinstadt Amêdî. Die Bomben gingen in drei Angriffswellen nieder.

Türkische Kampfjets haben am Samstag die Kurdistan-Region Irak (KRI) bombardiert. Ziel der Luftschläge waren Dörfer im Umland der Kleinstadt Amêdî, die Bomben gingen in drei Angriffswellen nieder. Betroffen von dem Beschuss waren unter anderem die Ortschaften Sigêrê und Guherzê, die in der Nihêl-Region in der Umgebung des Metîna-Massivs liegen. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, war zunächst unklar.

Die Dörfer rund um den Metîna-Berg galten einst als dicht besiedelt. Im Zuge türkischer Besatzungsoffensiven und Angriffen gegen die kurdische Guerilla wurden viele Ortschaften entvölkert, in anderen wiederum gilt teilweise seit Jahren ein Zutrittsverbot. Da für Vertriebene außerhalb ihrer Heimatorte kaum Perspektiven durch die Behörden der KRI geschaffen werden, kehren Bewohnerinnen und Bewohner von Gebirgsregionen, deren Bevölkerung traditionell von der Viehzucht und Landwirtschaft lebt, inoffiziell wieder zurück – und riskieren damit Leib und Leben.

Völkerrechtswidrige Angriffe der Türkei gehören im südlichen Kurdistan seit Jahren zur Routine. Die türkische Luftwaffe bombardiert so gut wie täglich das Territorium der KRI und des Irak, insbesondere dort, wo die Guerilla vermutet wird. Aber auch zivile Siedlungsgebiete wie etwa das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal werden regelmäßig von der türkischen Armee angegriffen. Ankara betreibt mit seinem Luftterror eine gezielte Vertreibungspolitik – insbesondere durch die gezielte Zerstörung der zivilen Infrastruktur. Dabei werden Todesopfer willkürlich in Kauf genommen. Ziel ist es, die Guerilla zu vertreiben und Territorien der KRI dauerhaft zu besetzen.

Allein im Mai hat die türkische Armee laut einem Bericht der Volksverteidigungskräfte (HPG) hunderte Angriffe auf die von der Guerilla kontrollierten Medya-Verteidigungsgebiete durchgeführt. 137-mal war dem Report zufolge die Luftwaffe im Einsatz, weitere 435 Angriffe wurden vom Boden aus verübt. Acht dieser Bombardements wurden mittels chemischer Waffen durchgeführt. Damit hat die Türkei zum wiederholten Mal schwere Kriegsverbrechen begangen. Konsequenzen muss das Land jedoch nicht befürchten. Die internationale Staatengemeinschaft lässt Ankara in seinem Krieg gegen die Kurdinnen und Kurden folgenlos gewähren, nicht nur im Irak. Auch in Syrien erhält die Türkei dauerhaft grünes Licht für Kriegsverbrechen.