Die türkischen Angriffe auf Südkurdistan werden immer massiver. Wie die NGO Community Peacemaker Teams Irakisch-Kurdistan (CPT-IK) mitteilt, haben die Luftangriffe nun Çoman nordöstlich der südkurdischen Hauptstadt Hewlêr erreicht. Dort habe es mindestens zwei Bombenabwürfe gegeben. Çoman liegt etwa 100 Kilometer Luftlinie von der türkischen Staatsgrenze entfernt. Damit reichen die Luftangriffe mittlerweile weit über Gebiete in Grenznähe hinaus.
Wie das CPT-Mitglied Kamuran Osman mitteilte, erfolgten die Angriffe türkischer Kampfflugzeuge am Dienstag gegen 17.40 Uhr. Insbesondere Gebiete um die südlich von Çoman gelegene Gemeinde Qesrê waren betroffen.
Flächenbrand nach Luftangriff bei Amêdî
Am Mittwochmorgen bombardierten türkische Kampfflugzeuge das Dorf Kanî bei Amêdî. Dabei brach ein Flächenbrand aus. Kurz zuvor war in dem Gebiet eine türkische Drohne abgestürzt. Ob sie abgeschossen wurde, ist bisher nicht bekannt.
Operation in Dêrelok
Der Angriff fällt mit einer Operation in Dêrelok bei Amêdî zusammen. Seit Dienstag, 14 Uhr, hat die türkische Armee dort mit Unterstützung von PDK-Truppen einen neuen Versuch gestartet, die Region zu besetzen und gegen die Guerilla vorzugehen.
In der Region Behdînan fahren türkische Militärs unter dem Schutz der PDK Patrouillen, führen Personenkontrollen durch und errichten Straßenposten. Mithilfe der PDK agieren die türkischen Truppen in der Kurdistan-Region im Irak wie auf dem Hoheitsgebiet der Türkei.
Über 600 Dörfer akut bedroht
Die Angriffe des türkischen Staates richten sich gegen die Zivilbevölkerung, da die Guerilla kaum greifbar ist und systematisch die Angriffstechnik der türkischen Armee aushebelt. Über 600 Dörfer in der Region sind von Vertreibung bedroht. Dutzende Dörfer sind bereits leer.
Seit Beginn des Jahres wurden nach Angaben der CPT-IK neun Zivilist:innen bei türkischen Angriffen auf Südkurdistan getötet. Zwei weitere wurden verletzt.