Türkische Kampfbomber greifen Zivilisten an

Gestern wurden Dörfer im Qendîl-Gebirge in Südkurdistan von der türkischen Luftwaffe bombardiert. ANF war in Bolê und hat die im Dorf entstandenen Schäden dokumentiert.

Bei der gestrigen Bombardierung des Dorfs Bolê in den Medya-Verteidigungsgebieten sind vier Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Häuser wurden zerstört, bestellte Felder beschädigt. Nach dem Luftangriff der türkischen Armee brach ein Waldbrand aus, der mit vereinten Kräften der Dorfbewohner und der Gemeindeverwaltung von Binarê Qendîl gelöscht werden konnte. Gegenüber ANF haben sich Menschen aus Bolê zu dem Luftangriff geäußert.

Die Dorfbevölkerung lebt vom Anbau von Obst und Gemüse. Die Menschen sind wütend, weil der türkische Staat vor den Augen der Weltöffentlichkeit ihren Lebensraum bombardieren kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. „Wir leben hier von der Gärtnerei, damit ernähren wir uns und unsere Kinder. Wir arbeiten von morgens bis abends, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Wir befinden uns in unserem eigenen Land und seht nur, was uns angetan wird“, sagt ein Anwohner.

Wut auf die südkurdische Regierung

Die Wut auf die südkurdische Regionalregierung, die sich nicht zu den türkischen Angriffen auf die Bergdörfer verhält, ist deutlich spürbar in Bolê. „Wir haben gar keine Regierung. Wenn wir eine hätten, würde sie uns wohl gegen die Angriffe des schmutzigen türkischen Staates verteidigen. Sie würde zumindest ihre Stimme erheben. Aber ihr seht es ja selbst, die Regierung verhält sich überhaupt nicht dazu, dass hier ehrlich arbeitende Menschen bombardiert werden“, sagen die Dorfbewohner und beschweren sich auch über die Medienberichterstattung in Südkurdistan. Verschiedene Medienorgane hatten behauptet, dass die bombardierten Dörfer leer stehen. „Wir haben unser Dorf jedoch nicht verlassen und wir werden es auch nicht tun, niemals!“, sagt eine Frau.

„Hier gibt es keine Guerilla“

Diyar, einer der Dorfbewohner, verweist auf die Schäden, die durch die Bombardierung auf bestellten Anbauflächen entstanden sind: „Unser Dorf ist 2011, 2012 und etliche weitere Male bombardiert worden. Die sieben Menschen, die bei einem türkischen Luftangriff in Kortek ums Leben gekommen sind, stammten von hier. Wir wollen, dass sich unsere Regierung gegen die Bombardierungen wehrt. Es ist immer die Zivilbevölkerung, die darunter leidet. Hier gibt es gar keine Hevals, es sind Zivilisten, die dabei sterben. Ihr seht es doch selbst, es sind Wohnhäuser, die getroffen worden sind. Wie kann hier die Guerilla sein? Sie sind niemals hier, sondern immer außerhalb der Dörfer.“

Die Dorfbewohner Cengi Enwer und Ebdullah Hemid Emer, die bei dem türkischen Luftangriff schwer verletzt wurden, befinden sich weiterhin stationärer Behandlung im Krankenhaus.