Syrisch-orthodoxer Pfarrer wegen Terrorvorwürfen inhaftiert

Der am Vortag in Mêrdîn festgenommene Pfarrer der syrisch-orthodoxen Mor-Yakub-Kirche, Sefer (Aho) Bileçen, ist wegen Terrorvorwürfen inhaftiert worden. Die Beschuldigungen gegen ihn gehen auf die Aussagen eines „Zeugen“ der Militärpolizei zurück.

Ein türkisches Bereitschaftsgericht in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (Mardin) hat Untersuchungshaft gegen den Pfarrer der syrisch-orthodoxen Mor-Yakub-Kirche, Sefer (Aho) Bileçen, angeordnet. Dem Geistlichen wird vorgeworfen, eine „terroristische Vereinigung” (gemeint ist die kurdische Guerilla) unterstützt zu haben.

Bileçen war am Donnerstag gemeinsam mit drei weiteren Personen bei einer Razzia der Militärpolizei in Marîn (Eskihisar) im Landkreis Nisêbîn (Nusaybin) festgenommen worden. Anschließend fanden weitere Razzien in den von Christen bewohnten Ortschaften Xarabalê (Üçköy) und Sêderîyê (Üçyol) statt. Dabei wurde auch der Ortsvorsteher von Sêderîyê, Joseph Yar, festgenommen. Insgesamt war die Rede von zehn Personen, die in Gewahrsam genommen wurden.

Von den Betroffenen wurden bisher nur vier an ein Gericht überstellt. Drei von ihnen sind inzwischen unter Meldeauflagen auf freien Fuß gesetzt worden, der Pfarrer wurde an ein Gefängnis in Mêrdîn überstellt. Nach vorliegenden Informationen gehen die Anschuldigungen der Generalstaatsanwaltschaft Mardin gegen Bileçen auf die Aussagen eines sogenannten anonymen „Zeugen“ zurück, wonach der Geistliche im Jahr 2018 „Mitgliedern der Terrororganisation” Zutritt zu seiner Kirche verschafft haben soll. Laut dem Vernehmungsprotokoll sei die Militärpolizei im Besitz von Luftaufnahmen, die einen Beweis für die Anschuldigungen darstellen sollen. Der Rechtsbeistand Bileçens hat die vermeintlichen Bilder trotz Aufforderung bisher nicht zu Gesicht bekommen.

Scharfe Kritik von Union der Suryoye

Yuhanna Aktaş, Vorsitzender der Union der Suryoye in Mêrdîn und Provinzkoordinator des Netzwerks DDA (Denge Denetleme Ağı), einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis, das sich dem Monitoring der Gewaltenteilung in der Türkei verschrieben hat, kritisiert das Vorgehen der Sicherheitsbehörden. Es handele sich um eine durchdachte Operation, die darauf abziele, die Suryoye einzuschüchtern und aus dem Land zu vertreiben. Dass dafür „schmutzige Methoden“ wie die Denunziation eingesetzt würden, sei ungeheuerlich. „Vor allem in einer Phase wie der jetzigen, in der die Existenz der Suryoye weltweit auf dem Spiel steht, das Vertrauen dieses Volkes auf solch eine Weise zu brechen, ist nicht zu ertragen. Wir verurteilen diese Operationen auf das Schärfste“, sagte Aktaş.