Staat beschlagnahmt Waren der Händler*innen

Waren, die von den Ladenbetreiber*innen in der nordkurdischen Stadt Erdîş aus Süd- und Ostkurdistan zum Verkauf importiert wurden, werden von den staatlichen Kräften unter dem Vorwand „Unterstützung der PKK“ beschlagnahmt.

Aufgrund des ökonomischen Embargos über die kurdischen Regionen und der Wirtschaftskrise in der Türkei ist es den Ladenbetreiber*innen in Erdîş (Erciş) in der nordkurdischen Provinz Wan praktisch nicht mehr möglich, ihre Geschäfte weiter zu betreiben. Waren, welche die Händler*innen aus Ost- und Südkurdistan beziehen, werden vom Staat bei den nahezu täglichen Razzien beschlagnahmt. Daher können die Läden insbesondere keinen Zucker, Tee, Zigaretten und viele weitere Produkte mehr verkaufen.

Die Polizei in Erdîş durchsucht fast jeden Tag die Geschäfte. Wenn solche Waren gefunden werden, erteilen die Sicherheitskräfte hohe Geldstrafen. Zudem werden Verfahren eingeleitet. Aufgrund der Razzien, der Geldstrafen und der Beschlagnahme der Produkte können viele Läden in Erdîş nicht mehr betrieben werden. Dazu kommt, dass sie gezwungen werden, an den Staat hohe Geldstrafen zu entrichten.

Die Ladenbetreiber*innen haben die Nase von den Polizeirazzien voll

Wegen der Polizeirazzien öffnen viele der Geschäfte seit Tagen schon gar nicht mehr. Der Handel in Erdîş basiert auf Produkten aus Ost- und Südkurdistan und ist somit durch die staatliche Repression fast vollständig zum Erliegen gekommen. Insbesondere aufgrund der Wirtschaftskrise in der Türkei können die Ladenbetreiber*innen in Erdîş keine der verteuerten Produkte kaufen und halten sich mit dem Grenzhandel noch so gerade über Wasser. Der Staat beschlagnahmt die Produkte unter dem Vorwand, sie würden „zur Unterstützung der PKK“ verkauft. Die Ladenbetreiber*innen reagierten wütend auf diese Repression. Immer wieder ist zu hören, dass es das einzige Ziel des Staates sei, die Ladenbetreiber*innen an ihrer Arbeit zu hindern.

Der Staat arbeitet ganz bewusst gegen die Läden in Erdîş“

Ein Bürger von Erdîş, der seit 25 Jahren einen Laden betreibt und dessen Namen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen, berichtet von dem Versuch des Staates, insbesondere in den letzten Monaten die Arbeit in den Läden zum Erliegen zu bringen. Er betont, dies sei eine bewusste Politik der Regierung und klagt: „Jeden Tag durchsucht die Polizei unsere Geschäfte. Sie sammeln Produkte wie Tee, Zucker und Zigaretten ein und nehmen sie aus unseren Läden mit. Die Polizei sagt sogar zu uns ‚Mit den Produkten, die ihre verkauft, unterstützt ihr die PKK materiell‘. Das ist eine komplette Lüge. Wir wollen nur unseren Handel betreiben. Wegen dieser Produkte sind wir gezwungen, mehre tausend Lira Strafe zu zahlen. Neben dem materiellen Schaden leiten die Behörden Strafverfahren ein. Wenn wir als Ladenbetreiber*innen diese Produkte nicht weiter verkaufen können, dann verdienen wir gar nichts. All unser Gewinn stammt aus dem Verkauf dieser Produkten. Das verhindert der Staat. Wir müssen sowohl mit der Wirtschaftskrise als auch mit der Repression des Staates kämpfen.“