In der südkurdischen Region Heftanîn leistet die Guerilla weiter Widerstand gegen die Mitte Juni gestartete Besatzungsoperation der Türkei. Einer der HPG-Kämpfer in Heftanîn ist Akif Botan. Er ist im letzten Jahr in das Gebiet um den strategisch wichtigen Berg Xantûr gekommen. Was ihm damals als erstes auffiel, war die Schönheit dieser Gegend. Neben seiner natürlichen Schönheit ist Xantûr vor allem ein Gebiet, das sich für den Guerillakampf eignet, sagt er: „Du hast hier viele Möglichkeiten, dem Feind Schläge zu verpassen. Du kannst dich in kleinen Gruppen bewegen, dich verteidigen und angreifen.“
Die türkischen Besatzungstruppen greifen den Xantûr seit dem 16. Juni an. Es ist eines der Gebiete, in denen die Guerilla den heftigsten Widerstand leistet. „Als Xantûr das erste Mal angegriffen wurde, gelang es dem Feind in der ersten und zweiten Nacht nicht, Truppen aus Hubschraubern abzusetzen. Er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass er auf einen derartigen Widerstand stoßen wird“, erzählt Botan. „Als dann Soldaten abgesetzt wurden, ist sofort ein Gefecht ausgebrochen und der Feind hatte große Verluste. Auch wenn nur kleine Gruppen abgesetzt wurden, die die Gegend infiltrieren sollten, haben wir morgens angegriffen. Sie haben geglaubt, dass wir uns zurückgezogen haben, aber der Versuch lief ins Leere. Auch ihr Vertrauen in ihre Technologie war umsonst. Die Soldaten haben gemerkt, wohin sie geraten sind.“
Die Moral der Guerilla sei am höchsten, wenn sie aktiv kämpft, meint der HPG-Kämpfer Akif Botan: „Die Guerilla kennt das Gelände am Xantûr viel besser, deshalb muss der Feind einen Schlag nach dem anderen einstecken. Wir werden weiter kämpfen und uns unsere Moral bewahren. Die Moral der Guerilla ist in Kriegszeiten am stärksten. Es liegt eine hohe Willensstärke und Entschlossenheit vor. Der Feind wusste, dass wir Widerstand leisten und uns nicht zurückziehen werden, aber er hat nicht damit gerechnet, dass wir uns gegen seine technologische Überlegenheit zur Wehr setzen. Es haben Dutzende Luftangriffe stattgefunden, Hunderte Mörser- und Haubitzengeschosse sind auf den Xantûr abgefeuert worden, ununterbrochen sind Aufklärungsflüge durchgeführt worden, aber die Guerilla hat trotzdem weiter gekämpft. Der Feind befahl seinen Soldaten den Vormarsch und meinte, er hätte den Weg freigebombt, aber wenn die Soldaten ins Gelände gingen, wurden sie mit heftigen Angriffen empfangen. Es war ein historischer Widerstand.“
Botan weist darauf hin, dass der türkische Staat Dorfschützer und Kontras vorausgeschickt hat: „Die Soldaten kamen zu keinem Angriff allein, sie setzten immer Dorfschützer oder Kontras als Vorhut ein. Ohne diese Vorhut trauten sie sich nicht. Als wir den Soldaten am Tepê Şehîd Berxwedan den ersten Schlag verpassten, weinten einige. Wir haben hier viele Sachen erlebt. Die Soldaten kommen immer noch nicht weiter. Wenn sie getroffen werden, ziehen sie sich zurück. Im Moment befinden sich die Soldaten zusammen mit unseren Kräften im Gelände. Das Gebiet um den Xantûr ist sehr weit und sehr hoch. Es ist felsig und mit Bäumen bewachsen. Der Feind ist im Gelände und wir sind es auch. Solange wir hier sind, kann der Feind nicht vorrücken. Wir werden den Xantûr nicht aufgeben. Diese Offensive wird vielleicht noch länger dauern, aber letztendlich werden wir gewinnen. Denn das hier ist Guerillagebiet.“
Frauen haben im Widerstand in Heftanîn eine große Rolle gespielt, meint Akif Botan: „Man sieht, dass sie überhaupt keine Angst vor dem Feind haben. Dabei sind es ja gerade die Frauen, die der Feind am meisten angreift und foltert. Der Feind fürchtet vor allem die Frauen. Sie waren im Widerstand ganz weit vorne, sowohl in moralischer Hinsicht als auch im Kampf, wenn es darum ging, selbstlos auf den Feind loszugehen. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Wenn eine Freundin an deiner Seite ist, siehst du ja, wie sie kämpft und den Kampf anführt. Du siehst ihren Mut.“
Zum Schluss richtet der HPG-Kämpfer Akif Botan das Wort an alle kämpfenden Freundinnen und Freunde: „Wir sind vielleicht nicht Seite an Seite, aber im Geist sind wir eins. Wir kämpfen für dieselbe Sache. Unsere Gedanken und Gefühle sind dieselben.“