Sohn kämpft im Gefängnis, Mutter draußen
Während der Sohn Naif İşçi im Gefängnis in Balıkesir gegen die Isolation Öcalans kämpft, berichtet seine Mutter vom Kampf draußen.
Während der Sohn Naif İşçi im Gefängnis in Balıkesir gegen die Isolation Öcalans kämpft, berichtet seine Mutter vom Kampf draußen.
An der von der kurdischen Politikerin Leyla Güven initiierten Hungerstreikbewegung mit der Forderung nach Beendigung der Isolation des Vordenkers Abdullah Öcalan nehmen im Moment mindestens 291 Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren teil. Seit zehn Tagen befindet sich im Hochsicherheitsgefängnis von Bandirma (Provinz Balikesir) auch der 22-jährige Naif İşçi im Hungerstreik. Wir haben mit seiner 39-jährigen Mutter Nebahat İşçi gesprochen. Sie sagt, sie stehe vollkommen hinter dem Kampf, den ihr Sohn führt und fordert von allen Kurdinnen und Kurden, zum totalen Widerstand überzugehen.
Nebahat İşçi ist Mutter von sechs Kindern. Eines ihrer Kinder fiel im Widerstand für die Selbstverwaltung in Cizîra Botan (Cizre). Von einem anderen Sohn hat sie seit Jahren nichts gehört, ob er noch lebt, wisse sie nicht. Nach den Ausgangssperren geriet Nebahat İşçi in finanzielle Schwierigkeiten und fing beim Kreisverband der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Cizîr an zu arbeiten. Sie versorgte zu der Zeit vier Kinder. Die Familie ist von systematischer Repression betroffen und wurde dutzende Male festgenommen.
„Mutter sag uns nicht, wir sollen aufhören“
Nebahat İşçi berichtet, schon mehrfach von türkischen Sicherheitskräften als Spitzel angeworben worden zu sein: „Da ich mich nicht versorgen konnte, dachten sie, dies sei ein Grund für mich, Spitzel zu werden. Im Austausch für ein gutes Einkommen, eine eigene Wohnung und die Möglichkeit, meine Kinder an eine gute Schule zu schicken, wollten sie, dass ich Agentin werde. Als ich das ablehnte, setzten Schmutzkampagnen und Intrigen ein. Damals war das älteste meiner noch lebenden Kinder - Naif - 14 Jahre alt. Er hatte einen schweren Beinbruch und konnte nicht einmal aufstehen. Eines nachts wurde unsere Wohnung gestürmt, man nahm uns beide fest. Ich kam frei, aber Naif wurde verhaftet. Sie haben meinen Sohn im Alter von 14 Jahren verhaftet“.
Die ersten drei Jahre seiner Haft verbrachte Naif İşçi in einem Gefängnis in Sêrt (Siirt). Danach wurde er nach Balıkesir verlegt, weil es sich im Gefängnis an Aktionen beteiligte. Dort befindet er sich mittlerweile seit fünf Jahren. Seit zehn Tagen kämpft er mit einem Hungerstreik gegen die Isolation Öcalans. Seine Mutter berichtet vom letzten Telefongespräch, in dem Naif sagte: „Mutter, sorge Dich nicht, uns geht es gut. Wir setzen unsere Aktion hier mit voller Entschlossenheit fort. Sag uns auf keinen Fall, wir sollten aufhören. Jede Person muss genau verstehen, was es bedeutet, wenn eine Genossin wie Leyla Güven ihren Körper dem Hunger zuwendet. Solange die Forderungen nicht erfüllt werden, werden wir unsere Aktion nicht beenden“. Nebahat İşçi erklärt, dass die Botschaft ihres Sohnes richtig verstanden werden müsse. Sie kämpfe draußen, ihr Sohn führe den Kampf im Gefängnis. Zum Ende des Gesprächs warnt Nebahat İşçi: „Diese Isolation kann die Einheit der Kurden zerstören“.