Nach legitimen Protesten im Gefängnis
In der kurdischen Provinzhauptstadt Colemêrg (tr. Hakkari) im Südosten der Türkei sind sieben Aktivisten wegen mutmaßlicher Beteiligung an Protesten gegen den versuchten Wahlputsch in Wan verhaftet worden. Zwei weitere am Mittwoch festgenommene Personen wurden gestern gegen juristische Meldeauflagen freigelassen. Den Betroffenen wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sowie Propaganda vorgeworfen. Bei den Verhafteten, die am Freitag in ein Hochsicherheitsgefängnis in Wan überstellt wurden, handelt es sich um Barış Özdinç, Serhat Engin, Serkan Akdağ, Ferhat Çetin, Serkan Tan, Agit Kurt und Cahit Erdal.
In Wan war es nach den Kommunalwahlen vom 31. März zu heftigen Protesten und Straßenschlachten gekommen, nachdem der Sieg des neugewählten Ko-Oberbürgermeisters Abdullah Zeydan (DEM) annulliert wurde und der zweitplatzierte AKP-Kandidat das Amt antreten sollte. Ein Gericht hatte Zeydans Kandidatur nachträglich für ungültig erklärt. Nach tagelangen Protesten wurde die Entscheidung rückgängig gemacht. Bei dem Aufstand in Wan wurden rund 350 Menschen festgenommen, mindestens dreißig Personen wurden verhaftet. Die türkische Polizei war mit massiver Gewalt gegen die Demonstrierenden vorgegangen und hatte neben Wasserwerfern und Tränengas auch Gummigeschosse eingesetzt. Recherchen der Menschenrechtskommission der örtlichen Anwaltskammer ergaben, dass etwa 400 Menschen im Verlauf der Proteste und/oder in Gewahrsam der Polizei verletzt wurden.