Die HDP-Kreisvorsitzende von Cizîr (Cizre) Güler Tunç ist wie viele kurdische Politiker*innen Zielscheibe von Repression des türkischen Staates. Während der Ausgangssperren in Cizîr wurden ihr Ehemann Orhan Tunç und ihr Schwager Mehmet Tunç durch den türkischen Staat getötet. Sie wurde 2017 in den Vorstand der Demokratischen Partei der Völker (HDP) gewählt und ist seit den Wahlen am 31. März Ko-Vorsitzende des Kreisverbands. Gegen die Politikerin wurden seitdem neun Ermittlungsverfahren eingeleitet, einige davon werden demnächst vor Gericht verhandelt.
Ermittlung wegen Besuch des Grabs von Ehemann
Bei den Ermittlungsverfahren gegen Tunç geht es um Presseerklärungen mit Bezug zu den Gefangenen, die sich für die Aufhebung der Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan das Leben nahmen, sowie um den Besuch des Grabes ihres vom türkischen Staat getöteten Ehemannes Orhan Tunç und ihres Schwagers Mehmet Tunç vor dem Opferfest.
Sechs Ermittlungsverfahren in zehn Tagen
Die Politikerin bewertet die Ermittlungsverfahren als „psychischen Druck“. So wurden allein in den vergangenen zehn Tagen sechs Ermittlungsverfahren eingeleitet. Zu der Repression gegen sie sagt sie: „Wo sonst auf der Welt wird ein Ermittlungsverfahren gegen Personen eingeleitet, die das Grab ihres Ehemannes und ihrer Angehörigen besuchen?“ Sie erinnert an das Verfahren gegen den Vater von Hacı Lokman Birlik, der an einen Panzer gebunden durch Şirnex (Şırnak) geschleift worden war „Uns ist das nicht fremd. Auch gegen die Familien der Opfer des IS-Anschlags von Pirsûs (Suruç) wurde wegen ihrer Aussagen am Grab ihrer Kinder ein Verfahren eröffnet“, erklärt sie.
Wir haben uns niemals gebeugt
Die Politikerin erläutert den Druck, der gegen sie ausgeübt wird: „Wenn ich zum Verhör gehe, dann sprechen sie immer wieder davon, wie mein Mann gestorben ist. Sie üben psychologischen Druck aus. Sie wollen unseren Kampf unterdrücken. Aber wir haben uns niemals gebeugt. Wir werden keinen Schritt zurückweichen. Diese Repression macht uns nur noch stärker.“