Qendîl wird niemals den Besatzern gehören

Seit über drei Wochen befinden sich „lebende Schutzschilde“ in den Qendîl-Bergen. Südkurdistan wird täglich von der türkischen Luftwaffe bombardiert.

Um gegen die Besatzungsdrohungen des türkischen Staates zu protestieren, sind Aktivist*innen der südkurdischen Jugendbewegung vor drei Wochen als „lebende Schutzschilde“ in die Qendîl-Berge gegangen. Einer der Verantwortlichen der Jugendbewegung ist Sirwan Raperîn. Gegenüber ANF hat er sich zu der Aktion geäußert.

Von Beginn an sei das Interesse an den lebenden Schutzschilden in Qendîl hoch gewesen, erklärt Raperîn. Menschen aus allen vier Teilen Kurdistans sowie Internationalist*innen hätten sich der Aktion angeschlossen. Unterstützung sei außerdem aus verschiedenen politischen Kreisen aus Südkurdistan erfolgt. „Es kommen ständig neue Besuchergruppen, mit denen wir darüber diskutieren, was gegen die türkische Besatzung unternommen werden kann“, so Raperîn.

Zentrales Diskussionsthema sei das Vorgehen der kurdenfeindlichen AKP/MHP-Allianz: „Zunächst wurde Kerkûk besetzt, dann Efrîn und jetzt droht Qendîl die Besatzung. Qendîl ist allerdings ein harter Brocken. Der türkische Staat will die Region seit vielen Jahren besetzen, hat jedoch bei allen Versuchen eine Niederlage einstecken müssen. Qendîl wird niemals den Besatzern gehören.“

Sirwan Raperîn weist auf die Folgen der türkischen Angriffe für die Zivilbevölkerung hin und erklärt: „Den Menschen ist bewusst, was der türkische Staat hier durchsetzen will. In den Köpfen der Bevölkerung ist Widerstand eine Notwendigkeit. Es überwiegt die Entschlossenheit, die Heimat nicht aufzugeben.“

Auf die Frage, wie die lebenden Schutzschilde ihre Zeit in Qendîl verbringen, sagt Sirwan Raperîn: „Wir haben ein hohes Arbeitstempo. Neben dem Empfang von Gästen machen wir jeden Tag Bildungsarbeit. Bildung ist eine ständige Notwendigkeit. Inhaltlich geht es dabei um den Umfang und die verschiedenen Ausprägungen der Besatzung Kurdistans. Die Besatzung hat auch eine kulturelle und mentale Dimension. Mit diesem Bewusstsein konzentrieren wir uns darauf, die Gefahren der Zeit zu erkennen und zu beseitigen. Weitere Themen sind die Geschichte Kurdistans und die Rolle der Jugend. Darüber hinaus geht es bei unserer Aktion auch darum, die Besatzungsangriffe publik zu machen und ein Bewusstsein über die Gefahr für die gesamte Region herzustellen.“