Polizei greift Gedenken in Cizîr an

In der nordkurdischen Kreisstadt Cizîr sind vor fünf Jahren Hunderte Menschen von Sicherheitskräften getötet worden. Eine Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof ist heute von der Polizei angegriffen worden.

Der Kreisverband der Demokratischen Partei der Völker (HDP) hat den Toten von Cizîr (tr. Cizre) gedacht. Bei der Militärbelagerung der nordkurdischen Kreisstadt sind vor fünf Jahren Hunderte Menschen ums Leben gekommen, ein Großteil wurde in den sogenannten Todeskellern bei lebendigem Leib verbrannt.

Angehörige der Toten wollten gemeinsam mit dem HDP-Verband und Aktivistinnen der Frauenbewegung TJA den Asri-Friedhof besuchen, wurden jedoch von der Polizei daran gehindert. Als die Menschenmenge auf dem Besuch der Gräber beharrte, wurde sie von der Polizei angegriffen. Angehörige reagierte wütend auf das polizeiliche Vorgehen und erklärten: „Erst habt ihr unsere Kinder ermordet und jetzt wird nicht einmal zugelassen, dass wir an sie erinnern. Ihr fürchtet euch sogar vor den Toten.“

Am Eingang des Friedhofs wurden Blumen niedergelegt. Der HDP-Abgeordnete Hasan Özgüneş erklärte: „Hunderte Menschen, die sich wie Mehmet Tunç und Aysel Yüksel gemeinsam mit uns legal politisch betätigt haben, haben ihr Leben verloren. Als Partei fordern wir unser demokratisches Recht ein. Wir wollen zusammen mit den Angehörigen trauern. Wer sind die Täter, die diese Verbrecher begangen haben? Warum ist bis heute niemand dafür verurteilt worden?“

Der HPD-Politiker unterstrich, dass das Land eines Tages vom Faschismus befreit werde: „Was auch der Tribut dafür sein mag, wir sind dazu bereit. Wir fordern Rechenschaft für unsere Kolleginnen und Kollegen, die auf illegale Weise von finsteren Mächten getötet worden sind. Das tun wir in demokratischer und rechtmäßiger Form. Keine Macht kann uns in die Knie zwingen. Für Demokratie und Freiheit fassen wir auch den Tod ins Auge. Denen an der Spitze der Regierung dieses Landes sagen wir: Faschismus ist nur von kurzer Dauer.“