PKK: Unser Kampf wird weitergehen
Vor 35 Jahren fiel in Dih (Eruh) „der erste Schuss“ der PKK. Anlässlich des Jahrestages der Aufnahme des bewaffneten Kampfes hat der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans eine Botschaft veröffentlicht.
Vor 35 Jahren fiel in Dih (Eruh) „der erste Schuss“ der PKK. Anlässlich des Jahrestages der Aufnahme des bewaffneten Kampfes hat der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans eine Botschaft veröffentlicht.
Der revolutionäre Guerillavorstoß vom 15. August 1984, der einen Meilenstein in der Geschichte des kurdischen Volkes markiert, jährt sich heute zum 35. Mal. Auf der freiheitlichen Linie des Vordenkers Abdullah Öcalan und unter dem Kommando des legendären Kommandanten Egîd („der Mutige“, richtiger Name: Mahsum Korkmaz) begann vor 35 Jahren in Dih (Eruh) und Şemzînan (Şemdinli) ein noch immer andauernder Guerillakrieg für die Freiheit Kurdistans. Dieser selbstlose und historische Widerstand veranschaulichte die Existenz der Kurden. Das kurdische Volk ist nun ein angesehenes Mitglied in der Familie der freien Menschheit und eine Quelle der Begeisterung und Moral.
Aus diesem Anlass gratulieren wir zunächst unserem Vorsitzenden, all unseren Genossinnen und Genossen, der Guerilla, unserer Frauen- und Jugendbewegung, unserem patriotischen Volk und allen revolutionären und demokratischen Kräften zum Tag der nationalen Auferstehung. In der Person von Egîd, dem Pionier des revolutionären Vorstoßes vom 15. August 1984, gedenken wir der Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung in Liebe, Respekt und Dankbarkeit und versprechen, ihre Ideale zu verwirklichen und die Erinnerung an sie zu erhalten. Wir rufen alle Demokratinnen und Demokraten auf, der kurdenfeindlichen, faschistisch-kolonialistischen und rassenfanatischen Mentalität und Politik entgegen zu treten und wünschen jeder Person, die Widerstand für Freiheit und Demokratie leistet, viel Erfolg in ihrem Kampf.
Wir wissen nur zu gut, dass der Vorstoß für Freiheit damals reihenweise Herausforderungen und Hindernisse mit sich brachte. Den Grundstein legte Abdullah Öcalan mit seinen Freunden an Newroz 1973 in Ankara, der am 27. November 1978 in Amed zur Parteigründung führte und sich 1982 auf der Grundlage des historischen Gefängniswiderstands gegen die faschistische Militärjunta in einen ideologischen Sieg verwandelte. Nur mit seiner Eigenkraft hat das kurdische Volk all dies erreicht. Unser Vorsitzender nannte unseren historischen Vorstoß eine Offensive der Freiheit, des Glaubens und des Willens. Er sagte, dass die Entscheidung, für die Freiheit den Kampf auf der Basis des Gefängniswiderstands in die Berge zu tragen, zum Sieg führen wird.
Die Niederlage galt stets der türkischen Republik
Der Widerstand für die Freiheit wurde mit großem Mut und Hingabe, unter schweren Verlusten und großem Leid von einer vorkämpferischen Partei, einer Guerillabewegung und einem Volk geführt. Jedem Moment dieses 35-jährigen unerbittlichen Kampfes folgten wir atemlos und opferten fast 50.000 Gefallene, gaben unzählige Kriegsversehrte und etliche Gefangene. Unter brutalen Angriffen der faschistisch-genozidalen türkischen Republik wurden Dörfer verbrannt, Wohnviertel dem Erdboden gleichgemacht, Städte entvölkert und barbarische Folter angewendet. Es gibt keine Art von Folter, welche durch die rassenfanatische Mentalität gegen das kurdische Volk, seine Frauen und seine Jugend nicht zum Einsatz kam. Aber weder die Verfolgung noch die Folter konnten das kurdische Volk von seinem legitimen Kampf abschrecken. Im Gegenteil, diese Methoden haben das Bewusstsein für Freiheit geschärft, den Glauben vertieft, den Willen gestärkt und die Organisierung entwickelt. In diesem Sinne galt die Niederlage stets der türkischen Republik. Das kurdische Volk und seine Freiheitsbewegung waren die Sieger und gewannen an Stärke.
Widerstand der Guerilla hat kurdische Identität ins Gedächtnis zurückgerufen
Nun erkennt jeder, dass alle in den vergangenen 35 Jahren für die Freiheit Kurdistans erkämpften Errungenschaften als direkte oder indirekte Folge des revolutionären Guerilla-Vorstoßes vom 15. August 1984 zustande gekommen sind. Das kurdische Volk erlangte den Geist und das Bewusstsein für Freiheit, einen großen Mut und Opferbereitschaft, die Kraft der Organisierung und des Aktionismus, den Anspruch und die Überzeugung, zu gewinnen, den Willen und die Leidenschaft für ein freies Leben auf der Grundlage dieses Widerstands. Das Bewusstsein, der Wille und die Stärke der Revolution der freien Frau, die heute Hoffnung und Vorreiterin der freien Menschheit ist, entwickelte sich auf der Basis eben dieser Offensive. Am 15. August 1984 wurde in Bakur (Nordkurdistan) die Revolution der nationalen Auferstehung ins Leben gerufen und der Grundstein für eine demokratische Nation gelegt. Dies hatte direkt oder indirekt Einfluss auf den Status, der in Başûr (Südkurdistan) erreicht wurde. Eine weitere Folge war die Revolution vom 19. Juli in Rojava, die ein Hoffnungsschimmer für die gesamte Welt darstellt. Die Heimat und Identität der Kurden wurden durch den Widerstand der Guerilla ins Gedächtnis zurückgerufen.
Der revolutionäre Widerstand für Vergeltung wird fortgesetzt
Wie jedes Jahr, in denen wir große Kämpfe führten und wichtige Errungenschaften erreichten, verlief auch das letzte Kampfjahr trotz Schwierigkeiten im Widerstand. Es begann mit dem Verlust von Zeki Şengalî und Atakan Mahir, beides Mitglieder unseres Zentralkomitees. Wir erlebten ein Jahr voller Leidenschaft für Vergeltung. In allen vier Teilen Kurdistans, in den Gefängnissen und im Ausland wurde mit der 200 Tage andauernden Hungerstreikbewegung unter der Maxime ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen, Kurdistan befreien‘ die Isolation auf Imrali durchbrochen. Bei den Wahlen am 31. März und 23. Juni hat der Faschismus der AKP und MHP schwere Niederlagen einstecken müssen. Der von den Kurden angeführte Kampf gegen die faschistischen DAISH-Banden (arabisches Akronym für ‚Islamischer Staat‘) hat historische Erfolge erzielt. Der Widerstand für Freiheit und Demokratie hat gesiegt. Die Mentalität und Politik der Faschisten, Kolonialisten und Völkermörder hat verloren.
In diesem Sinne gedenken wir an ihrem ersten Todestag Zeki Şengalî, dem unsterblichen Onkel Mam des ezidischen Volkes von Şengal, und dem legendären Guerillakommandanten Dersims, Atakan Mahir, voller Dankbarkeit und in ewigem Respekt. Der revolutionäre Widerstand für Vergeltung wird uns auch im neuen Kampfjahr begleiten.
Wir begrüßen den Widerstand der Guerilla
Während wir nun ins 36. Jahr seit Beginn des Vorstoßes vom 15. August eintreten, führen wir in allen Bereichen des Lebens sowohl als Guerilla als auch als Volk einen revolutionären Kampf gegen den totalen Spezialkrieg der faschistischen AKP/MHP-Allianz. Die selbstlose Guerilla, ausgestattet mit dem Geist des Sieges und belebt mit dem neuen Paradigma auf Grundlage der apoistischen Linie, versetzt den völkermörderischen Kräften von Serhed bis Xakurke, von Dersim bis Mêrdîn in allen Regionen Kurdistans schwere Schläge. Bei dieser Gelegenheit grüßen wir den seit dreieinhalb Jahrzehnten anhaltenden historischen Widerstand der Guerilla, beglückwünschen die Kämpfer*innen und Kommandierenden der HPG und YJA-Star für ihre erfolgreichen Aktionen und wünschen ihnen auch weiterhin viel Erfolg. An dieser Stelle erinnern wir uns auch an Şevin Bingöl, unverwechselbare Militante der PKK und PAJK sowie legendäre Kommandantin der HPG und YJA-Star, die am 22. Juli in Çewlîg gefallen ist. Wir bekräftigen unsere unerschütterliche Überzeugung, dass die apoistische Führungskultur im Kampf, die sich vom Guerillakommandanten Egîd bis zur Kommandantin Şevin erstreckt, stets große Siege mit sich bringen wird. Wir sind davon überzeugt, dass das bevorstehende Kampfjahr in Gedenken an Şehîd Diyar Xerib (Helmet) und Şehîd Şevin als ein Jahr der Vergeltung ausgetragen, unser Widerstand stärker und der Sieg gewaltig sein wird.
Wir betonen unsere Bereitschaft, als kurdisches Volk und dessen Befreiungsbewegung alle revolutionären und demokratischen Aufgaben und Pflichten, die uns zuteil sind, unter Federführung von Rêber Apo erfolgreich anzugehen. Weder fürchten wir uns vor den Drohungen des Erdoğan-Bahçeli-Faschismus, noch lassen wir uns von ihren Spielchen täuschen. Wir fordern lediglich die herrschende türkische Kraft und alle anderen, die im Namen der Türkei handeln, auf, ein ernstes und konsequentes Verhalten an den Tag zu legen. Wir weisen darauf hin, dass um ein Vielfaches auf jegliche Art von faschistischen und rassenfanatischen Angriffen reagiert wird.
In diesem Sinne richten wir unser Wort an die Kräfte der Guerilla, Frauen- und Jugendorganisationen, unser Volk und unsere Freund*innen, den Widerstand im 36. Jahr auf Grundlage der Strategie des revolutionären Volkskriegs zu entwickeln und die Offensive unter der Devise ‚Gegen die Isolation und den Faschismus – Für ein freies Kurdistan und Mittleren Osten‘ zu stärken sowie in allen Bereichen des alltäglichen Lebens auf den Faschismus mit effektiven Aktionen zu antworten. Wir rufen dazu auf, den Geist des revolutionären Durchbruchs und Sieges anzunehmen und den Tag des Widerstands und der Auferstehung überall mit großer Begeisterung und Massenbeteiligung zu feiern!“