Newroz-Veranstaltungen in Nordkurdistan abgesagt

Auch das Kurdistan-Bündnis in Amed zieht Konsequenzen aus der Coronavirus-Epidemie und hat alle Newroz-Veranstaltungen abgesagt. „Alles andere wäre in der jetzigen Situation total verantwortungslos”, erklärt das Bündnis.

Das Kurdistan-Bündnis hat alle Veranstaltungen rund um das kurdische Neujahrsfest Newroz aufgrund der Coronavirus-Epidemie abgesagt. „Alles andere wäre in der jetzigen Situation total verantwortungslos”, heißt es zu der Begründung.

Erst am Mittwoch hatte das Bündnis, in dem DTK (Demokratischer Gesellschaftskongress), HDK (Demokratischer Kongress der Völker, TJA (Bewegung Freier Frauen), DBP (Partei der demokratischen Regionen), HDP (Demokratische Partei der Völker), Azadî-Partei, DDKD (Revolutionärer Demokratischer Kurdischer Verein), PIA (Menschen- und Freiheitspartei), KKP (Kommunistische Partei Kurdistan) und KDP-Bakur (Demokratische Partei Kurdistans) vertreten sind, das Motto der diesjährigen Newroz-Feierlichkeiten in Nordkurdistan – „Für Freiheit, Demokratie, Einheit und Gerechtigkeit“ – bekanntgegeben. Nur einen Tag später folgte die Entscheidung, alle Veranstaltungen abzusagen.

„Wir haben als breites Bündnis politischer Parteien und zivilgesellschaftlicher Organisationen in Nordkurdistan eine gesellschaftliche Verantwortung für die Menschen, die in unserer Region leben. Aber auch für unsere internationalen Gäste, die aus allen Teilen der Welt zu unseren Newroz-Feiern erwartet wurden. Diese Verantwortung bringen wir in dieser Ausnahmesituation nun zum Ausdruck”, erklärte der Ko-Vorsitzende des DTK Berdan Öztürk am Donnerstag in Amed.

Es sei eine äußerst schwierige Entscheidung gewesen, schließlich stehe das Newroz-Fest für die Hoffnung der Völker auf Frieden und Freiheit und sei ein Symbol für den Kampf gegen Kriege, Ausbeutung und Unterdrückung, sagte Öztürk. „Aber wir müssen verantwortungsbewusst entscheiden und auch ein Signal setzen”.

Kritik an Regierung und Gesundheitsministerium

Das Kurdistan-Bündnis kritisiert zudem die türkische Regierung und das Gesundheitsministerium wegen mangelnder Aufklärung rund um den Infektionsschutz und der fehlenden Transparenz zu den Vorbereitungen. Die Türkei blieb nach Angaben der Regierung lange vom Virus verschont, obwohl das Land an den Iran grenzt und im Nachbarland mehr als 10.000 Menschen infiziert sind. Erst am Mittwoch wurde der erste Corona-Fall in der Türkei bestätigt. Zuvor hatte es im staatlichen Fernsehen geheißen, Ankara sei in der Bekämpfung des Coronavirus derart erfolgreich, dass Vertreter*innen von 26 Ländern lernen wollten, was die türkische Regierung richtig machte. In Talkshows wurde sogar darüber gesprochen, ob ein bestimmtes „Türken-Gen” die Menschen immun gegenüber Corona werden lässt.

Ärzte und Experten schlagen indes schon länger Alarm - und zweifeln an den Angaben der Regierung. Dennoch wurden erst jetzt verbeugende Maßnahmen beschlossen. Von Montag an sollen die Schulen eine Woche lang geschlossen bleiben, danach werde eine Woche lang Fernunterricht abgehalten, teilte Erdogan-Sprecher Ibrahim Kalin am Donnerstagabend mit. Außerdem seien für drei Wochen Universitätsferien angeordnet, Sportveranstaltungen sollen bis Ende April ohne Zuschauer stattfinden und Beamte dürften nur mit einer speziellen Erlaubnis ins Ausland reisen. Geplante Auslandsreisen von Staatspräsident Erdogan sollen verschoben werden.

Zentrale Newroz-Veranstaltung in Frankfurt abgesagt 

Die zentrale Newroz-Veranstaltung in Deutschland findet ebenfalls nicht statt. Wegen der Corona-Pandemie hat sich die Demokratische Föderation der Gesellschaften Kurdistans e.V. (KAWA) dazu entschlossen, den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und des hessischen Gesundheitsministeriums zu folgen und die diesjährige zentrale Newroz-Veranstaltung am 21. März in Frankfurt am Main abzusagen. Auch die HDP hat alle geplanten Feiern abgesagt.