Namen von Gefallenen veröffentlicht
Die Guerillakämpfer:innen Mesken Nisêbîn, Herekol Botan und Azadî Stêrk sind bei Angriffen der türkischen Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Die Guerillakämpfer:innen Mesken Nisêbîn, Herekol Botan und Azadî Stêrk sind bei Angriffen der türkischen Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei Gefallenen bekannt gegeben. Mesken Nisêbîn, Herekol Botan und Azadî Stêrk sind im Sommer 2023 bei Angriffen der türkischen Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. Die HPG sprechen den Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Beileid aus und erklären, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht.
Zur Identität der gefallenen Guerillakämpfer:innen machen die HPG folgende Angaben:
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Codename: Mesken Nisêbîn Vor- und Nachname: Zeynep Kaya Geburtsort: Mêrdîn Namen von Mutter und Vater: Naile – Mehmet Todestag und -ort: August 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete |
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Codename: Herekol Botan Vor- und Nachname: Hasan Batmaz Geburtsort: Wan Namen von Mutter und Vater: Medine – Ibrahim Todestag und -ort: Juni 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete |
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Codename: Azadî Stêrk Vor- und Nachname: Sîham Bozan Geburtsort: Girê Spî Namen von Mutter und Vater: Ilham – Mislim Todestag und -ort: Juli 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete |
Mesken Nisêbîn
Mesken Nisêbîn stammte aus Nisêbîn in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn und wuchs in einer patriotischen Familie auf. Ihr großer Bruder Tevfik Kaya arbeitete als Milizionär für die kurdische Freiheitsbewegung und wurde in den 1990er Jahren bei einem Überfall türkischer Sicherheitskräfte auf ein Haus getötet. Auch aus ihrer breiten Verwandtschaft schlossen sich viele Menschen dem Befreiungskampf an. Dadurch fühlte sich Mesken seit ihrer Kindheit mit der Bewegung verbunden. Ihre Cousine Zîlan Intikam (Kesire Kayran) fiel am 14. Mai 2015 im Kampf in Rojava. Im selben Jahr schloss sich Mesken in Mêrdîn der Guerilla an.
Von Mêrdîn aus kam Mesken Nisêbîn für eine Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Die Guerilla bedeutete Freiheit für sie, und bei ihrem anschließenden Aufenthalt in der Avaşîn-Region zeigte sie eine entsprechende Begeisterung. Sie lief auf schmalen Bergpfaden an Abgründen vorbei, kletterte auf hohe Berggipfel, überquerte Flüsse und erlernte so Schritt für Schritt das Guerillaleben. Gleichzeitig beschäftigte sie sich mit den Gedanken von Abdullah Öcalan und insbesondere mit der Frauenbefreiungsideologie. Sie las viel, diskutierte mit anderen und entwickelte sich weiter.
Nach ihrer Zeit in Avaşîn machte sie an einer Militärakademie eine Fachausbildung für den Einsatz an schweren Waffen und übernahm in der folgenden Zeit Aufgaben in verschiedenen Bereichen des Kampfes. Die HPG beschreiben Mesken Nisêbîn als entschlossene und überzeugte Militante der YJA Star (Verbände freier Frauen), die auf eigenen Füßen stand und Schwierigkeiten zu überwinden wusste. Ihr Kampf hatte viele Dimensionen. Sie war Kämpferin, arbeitete im Hauptquartier, betätigte sich in der Selbstverteidigung und in der Volksarbeit, war Funkerin und wurde bei der Befestigung von Stellungen eingesetzt. Mit ihrer zunehmenden Erfahrung übernahm sie Verantwortung auf Kommandoebene. Aus einer Fortbildung an der Şehîd-Bêrîtan-Akademie ging Mesken Nisêbîn als Gebietskommandantin der YJA Star hervor und kämpfte bis zuletzt mit großem Mut und Opferbereitschaft.
Herekol Botan
Herekol Botan ist in Wan geboren. Seine Familie stammte aus dem Dorf Xirbikê Bestê im Besta-Gebiet in Botan, das wie Tausende weitere Dörfer in Kurdistan vom türkischen Staat niedergebrannt und zerstört wurde. Nach der Zerstörung des Dorfes zog die Familie aus der Provinz Şirnex nach Wan, wo Herekol zur Welt kam und in der Widerstandstradition der Menschen aus Botan mit seiner eigenen Sprache und Kultur aufwuchs. In Kurdistan erlangen Kinder aufgrund der Kriegsbedingungen früh die Reife, sich in den Befreiungskampf einbringen zu wollen. Herekol wollte erstmalig 2007 der Guerilla beitreten. Weil er noch zu jung war, wurde er jedoch wieder nach Hause geschickt. Er gab seinen Traum nicht auf und beteiligte sich mit zunehmendem Bewusstsein an den Arbeiten der Jugendbewegung.
2012 machte Herekol den nächsten Versuch, bei der Guerilla aufgenommen zu werden. Dieses Mal wurde er nach einer kurzen Ausbildung in die Arbeit in den Städten geschickt und war in dem für seinen Widerstand bekannten Viertel Xaçort in Wan aktiv. Als der IS Kurdistan angriff und der türkische Staat erneut Vernichtungsfeldzüge startete, gelang es Herekol endlich, seinen Wunsch durchzusetzen. Anfang 2015 ging er in die Berge, bekam eine Ausbildung in Xakurke und stürzte sich mit großer Begeisterung ins Guerillaleben. Er war praktisch veranlagt und zeigte eine dynamische Intelligenz, mit der er sich vollständig seiner Weiterbildung und dem kollektiven Leben der Guerilla widmete. Mit seinem selbstlosen Einsatz und seiner ansteckenden Energie war er eine Bereicherung für sein Umfeld und genoss das Vertrauen seiner Mitkämpfer:innen. Er nahm am Widerstand gegen die türkische Besatzungsoperation in Xakurke teil und war an zahlreichen Aktionen beteiligt.
Nach einer langen Zeit der Praxis kam er an eine ideologische Akademie, an der er sich mit dem von Abdullah Öcalan vorgelegten Modell einer auf Basisdemokratie, Frauenbefreiung und Ökologie basierenden Gesellschaft auseinandersetzte. Im Anschluss war er als Kommandant einer mobilen Einheit an verschiedenen Fronten in den Regionen Avaşîn, Zap und Metîna und leistete bis zuletzt mutig und mit fester Überzeugung Widerstand gegen die türkische Invasion.
Azadî Stêrk
Azadî Stêrk ist in Rojava geboren. Ihre Familie stammte aus Kobanê, sie selbst kam in Girê Spî zur Welt und wuchs unter dem Eindruck der von Frauen angeführten Revolution von Rojava auf. Damit gehörte sie zu der neuen Generation, die von dem zunehmend internationalistischer werdenden Kampf auf der Linie freier Frauen gegen reaktionäres patriarchalisches Denken und Handeln geprägt wurde. Ihre Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und Azadî wurde als Heranwachsende in der Jugendarbeit aktiv. Sie setzte sich mit den ideologischen Inhalten von Abdullah Öcalan auseinander, lernte sich selbst besser kennen und wurde sich ihrer eigenen Stärke bewusst. Nach der türkischen Invasion in Serêkaniyê und Girê Spî im Oktober 2019 entschied sie sich für den bewaffneten Kampf und ging in die Berge. Das Leben in den Bergen war Neuland für sie und sie erlernte es mit Unterstützung ihrer Mitkämpfer:innen. Ihre Genoss:innen halfen ihr, auf eigenen Füßen zu stehen und einen eigenen Willen zu entwickeln. Dieser Einsatz zeigte große Wirkung und bei Azadî entstand eine tiefe Verbundenheit mit dem schlichten, sauberen und bescheidenen Leben in der PKK. Sie entwickelte sich mit jugendlicher Energie weiter und war bald in der Lage, Kurierdienste zu übernehmen, wofür die Beherrschung vieler Einzelheiten notwendig ist. Durch eine militärische Fachausbildung und ihre ständige Auseinandersetzung mit dem Geschlechterkampf wurde sie eine professionelle Militante der YJA Star, die sich bis zuletzt aktiv am Widerstand gegen die türkischen Besatzer beteiligte.