Namen von Gefallenen veröffentlicht

Die Guerillakämpfer:innen Stêra Ararat, Milîtan Cûdî, Têkoşer Botan, Rêber Varto und Cemal Amûdê sind in der Offensive „Bazên Zagrosê“ im Widerstand gegen die türkische Invasion in Südkurdistan gefallen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Identität von fünf Gefallenen veröffentlicht. Stêra Ararat, Milîtan Cûdî, Têkoşer Botan, Rêber Varto und Cemal Amûdê sind in der Offensive „Bazên Zagrosê“ (Zagros-Falken) nach opferbereitem Widerstand gegen die türkische Invasion gefallen. Die HPG erklären, dass die Kämpfer:innen ihre Wut auf die auf Besatzung und Völkermord abzielenden Angriffe der türkischen Armee in den Kampf kanalisiert und die Zap-Region in ein Widerstandsgebiet verwandelt haben. Den Angehörigen und dem kurdischen Volk sprechen die HPG ihr Mitgefühl aus: „Wir versprechen ein weiteres Mal, dass wir den Traum unserer Weggefährt:innen von Freiheit unbedingt verwirklichen werden.“

Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

                         

Codename: Stêra Ararat
Vor- und Nachname: Esma Özkan
Geburtsort: Bedlîs
Namen von Mutter und Vater: İcla – Cesîm
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Zap

 

Codename: Milîtan Cûdî
Vor- und Nachname: Hamûdê Omer
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Fîryal – Xelîl
Todestag und -ort: 4. Juli 2022 / Zap

 

Codename: Têkoşer Botan
Vor- und Nachname: Mehmet Taş
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Bibi – Ramazan
Todestag und -ort: 29. September 2022 / Zap

 

Codename: Rêber Varto
Vor- und Nachname: Mustafa Çelik
Geburtsort: Meletî
Namen von Mutter und Vater: Rahime – Necat
Todestag und -ort: 29. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Cemal Amûdê
Vor- und Nachname: Mihemed Hemê
Geburtsort: Amûdê
Namen von Mutter und Vater: Bozikê – Qedrî
Todestag und -ort: 29. September 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Stêra Ararat

 

Stêra Ararat ist in Norşîn in der Provinz Bedlîs in Bakur (Nordkurdistan) geboren. Der Kampf der PKK war ihr bereits als Kind bekannt und sie interessierte sich für allem für die Frauen in der Guerilla. Als Heranwachsende beteiligte sie sich an den Aktivitäten der kurdischen Jugendbewegung, 2012 ging sie in die Berge und wurde Guerillakämpferin. Ihre ersten Erfahrungen im Guerillakampf machte sie in Garzan. Dabei konnte sie von erfahrenen Kämpfer:innen grundsätzliches Wissen erwerben. Sie war aufgeschlossen und zeigte sich an allem interessiert, wodurch sie sich schnell weiterentwickelte. Nach einer Zeit in Garzan ging sie in die Medya-Verteidigungsgebiete und kam in die Region Heftanîn, wo sie an einer militärischen Schulung teilnahm. Hier lernte sie auch Arîn Mîrkan kennen, die später weltbekannt wurde, als sie sich 2014 im Kampf um Kobanê in einer Gruppe von Islamisten in die Luft sprengte. Stêra beteiligte sich nach der Ausbildung an kritischen Aufgaben in Heftanîn und lernte den professionellen Gebrauch schwerer Waffen. Dabei erreichte sie ein hohes Niveau und bildete anschließend lange Zeit zahlreiche weitere Kämpfer:innen aus. Für eine ideologische Weiterbildung hielt sie sich an der Frauenakademie „Şehîd Bêrîtan“ auf. Wie sie selbst sagte, war ihr größtes Ziel, eine freie Frau zu sein. Eine Zeitlang arbeitete sie im Medienbereich, ab 2018 war sie Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die eine besondere Opferbereitschaft und eine entsprechende Haltung im Leben voraussetzt. Seit Beginn der türkischen Invasion in den Regionen Zap, Avaşîn und Metîna kämpfte Stêra in mobilen Einheiten. Sie nahm an Aktionen im Zap teil und erklärte, dass der Feind sich niemals dauerhaft in der Region festsetzen könne und immer auf den Widerstand der apoistischen Militanten stoßen werde. An diesem Widerstand beteiligte sie sich als eine der führenden Kommandantinnen der YJA Star.

Mîlîtan Cûdî

 

Mîlîtan Cûdî ist in Efrîn in Rojava (Westkurdistan) geboren. Er wuchs in einer der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehenden Familie auf und wurde als Jugendlicher selbst in der Bewegung aktiv, während er gleichzeitig für seinen Lebensunterhalt arbeitete. Nach der völkerrechtswidrigen Besatzung von Efrîn durch den türkischen Staat im Jahr 2018 musste er mit seiner Familie nach Şehba ziehen. In dem Bewusstsein, dass das kurdische Volk nur durch aktiven Widerstand eine Überlebenschance hat, schloss er sich der Guerilla an. Seine erste Zeit in den Bergen verbrachte er in der südkurdischen Region Gare, danach ging er in den Zap und beteiligte sich an der Errichtung von Verteidigungsstellungen im Widerstandsgebiet Şehîd Şahîn. Während dieser Arbeit sagte er: „Mit dieser Stellung werden wir den Feind aufhalten und verhindern, dass er in diesem Gebiet vorrückt.“ Die HPG bezeichnen ihn als unerschütterlichen Militanten, für den Aufgeben keine Option war und der aufgrund dieser Haltung sehr geliebt wurde. Seit Beginn der türkischen Invasion im April 2021 nahm Mîlîtan mit großer Opferbereitschaft an der Guerillaoffensive „Bazên Zagrosê“ im Zap teil.

Têkoşer Botan

 

Têkoşer Botan ist in Çelê in der nordkurdischen Provinz Colemêrg geboren und gehörte zum Stamm der Pinyanîş. Er wuchs an den Ausläufern des Zagros-Gebirges mit den Heldengeschichten der Guerilla auf und erlebte die Unterdrückung durch den türkischen Staat mit eigenen Augen. Der erfahrene Staatsterror veranlasste ihn, nach elf Jahren die Schule abzubrechen und in der revolutionären Jugendbewegung aktiv zu werden. 2014 ging er in die Berge und machte eine Grundausbildung in Xakurke. Dort blieb er vier Jahre lang, 2016 hielt er sich an der „Operationsschule Şehîd Mehmet Goyî“ auf, um seine militärischen Fähigkeiten zu verbessern. Danach ging er nach Bakur, wo er bei einem Angriff der türkischen Armee verwundet wurde. Von seiner Verletzung erholte er sich schnell und ging zurück in die Praxis. Er beschäftigte sich intensiv mit den Erfordernissen des modernen Guerillakampfes und legte seinen Schwerpunkt neben der ideologischen Bildung auf Sabotagetaktiken. 2021 kam er in die Zap-Region und übernahm Verantwortung als Kommandant einer Einheit. Im Zuge der Guerillaoffensive Bazên Zagrosê plante er zahlreiche Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen und nahm aktiv daran teil. Vor allem im Widerstandsgebiet Sîda übernahm er eine führende Rolle. Die HPG bezeichnen ihn als disziplinierten und innovativen Menschen, der mit taktischer Intelligenz und großem Mut gegen den Feind vorging und seinen Mitkämpfer:innen aufrichtig und innig verbunden war.

Rêber Varto

 

Rêber Varo ist in Meletî in Bakur geboren und lebte eine Zeitlang im Ausland, wo er die Entwicklungen in Kurdistan weiter verfolgte. Er war sich seiner Identität und der Realität seines Volkes bewusst und empfand Verantwortung für den Existenzkampf in seiner Heimat. Daher engagierte er sich zunächst in der revolutionären Jugendbewegung, bevor er sich am 14. Juli 2018 der Guerilla anschloss. Sein erstes Praxisgebiet war die Zap-Region, wo er sich schnell zu einem kompetenten Kämpfer entwickelte. Er arbeitete im Bau von Tunnelanlagen und zeigte dabei großen Einsatz. Seit 2021 nahm er am Widerstand gegen die türkische Invasion teil. „Sein Herz schlug für die Freiheit und die Liebe zu seinem Land. Er hat mutig gekämpft und sich der Karawane der Gefallenen angeschlossen“, erklären die HPG und bezeichnen Rêber als Vorbild für die im Ausland lebende kurdische Jugend.

Cemal Amûdê

 

Cemal Amûdê ist in Amûdê in Rojava auf die Welt gekommen und in Til Temir aufgewachsen. Seine Kindheit war von der Revolution von Rojava geprägt. Aufgrund der schmerzhaften Erfahrungen, die durch die Angriffe islamistischer Gruppen und des türkischen Staates hervorgerufen wurden, musste er schnell erwachsen werden, ohne seine Kindheitsträume ausleben zu können. 2018 ging er in die Berge und wurde Guerillakämpfer. Er übernahm viele verschiedene Aufgaben und zeigte sich dabei einsatz- und opferbereit. So erlernte er die modernen Guerillataktiken und bildete sich gleichzeitig ideologisch weiter. Als Experte für Sabotagetaktik arbeitete er an der Vorbereitung der notwendigen Infrastruktur und kämpfte als Kommandant einer mobilen Einheit gegen die türkische Invasion in der Zap-Region.