Namen von Besta-Gefallenen veröffentlicht
Der Guerillakommandant Dilşêr Çiyareş und der Guerillaarzt Bawer Med sind am 16. Mai im Widerstand gegen die Vernichtungsangriffe der türkischen Armee in Besta gefallen.
Der Guerillakommandant Dilşêr Çiyareş und der Guerillaarzt Bawer Med sind am 16. Mai im Widerstand gegen die Vernichtungsangriffe der türkischen Armee in Besta gefallen.
Dilşêr Çiyareş und Bawer Med sind am 16. Mai in Besta in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit:
„Die türkische Besatzerarmee hat ihre Vernichtungsangriffe auf unsere Kräfte trotz der Entscheidung unserer Bewegung, alle Aktionen aufgrund des Erdbebens vom 6. Februar einzustellen, ohne Unterbrechung fortgesetzt und setzt sie weiterhin fort. Um unsere Kräfte zu vernichten, haben auch in Besta am 15. und 16. Mai Angriffe der türkischen Besatzerarmee stattgefunden. Nach einem Kontakt mit den Besatzern waren unsere Kräfte zum Kampf gezwungen. Unsere Weggefährt:innen in Besta leisteten zwei Tage lang ein großes Beispiel des Widerstands gegen die Armee, die mit einer großen Anzahl Soldaten, Verräter-Kontras, Kriegstechnik, Kampfhubschraubern und Kampfjets angriff. Unsere Genossinnen und Genossen unter dem Kommando von Hevalê Dilşêr versuchten die Operation ins Leere laufen zu lassen. Es kam jedoch zu Gefechten, bei denen sie große Opferbereitschaft zeigten und die feindlichen Kräfte schlugen. Der Feind gestand den Tod von fünf Soldaten und einem Kontra ein. Wie sich herausstellte, waren die Verluste des Feindes höher, aber sie wurden verheimlicht, um die Niederlage gegen die Guerilla in Bakur [Nordkurdistan] nicht zuzugeben. Unsere Weggefährten Dilşêr Çiyareş und Bawer Med haben sich dem Feind furchtlos und opferbereit entgegengestellt und sind bei den stattgefundenen Gefechten im heldenhaften Kampf gefallen.“
Die HPG gedenken Dilşêr Çiyareş und Bawer Med mit Respekt und Dankbarkeit und erklären, den Kampf vorbehaltlos fortzusetzen, um ihrem Andenken gerecht zu werden. Den Angehörigen, den Stämmen der Mamxurî und Dirî und dem patriotischen Volk Kurdistans sprechen die HPG ihr Beileid aus.
Zu den Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:
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Codename: Dilşêr Çiyareş Vor- und Nachname: Mehmet Şakir Alıcı Geburtsort: Wan Namen von Mutter und Vater: Sosin–Bekir Todestag und -ort: 16. Mai 2023 / Besta |
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Codename: Bawer Med Vor- und Nachname: Dicle Yemen Geburtsort: Colemêrg Namen von Mutter und Vater: Fatma–Naif Todestag und -ort: 16. Mai 2023 / Besta |
Dilşêr Çiyareş
Dilşêr Çiyareş ist in Wan geboren und gehörte zum Stamm der Mamxurî. Er wuchs in einer Familie auf, die sich ihrer gesellschaftlichen Identität auf starke Weise annahm und ihre Kinder in diesem Bewusstsein aufzog. Aus der Familie schlossen sich viele Menschen dem kurdischen Befreiungskampf an, nahe Verwandte von Dilşêr Çiyareş kamen in diesem Kampf ums Leben. Seine Schwester Silav Mamxurî ist 2018 in Efrîn-Raco gefallen. Dilşêr Çiyareş schloss seine Schullaufbahn mit dem Abitur ab, entschied sich dann jedoch gegen ein Studium, weil er das staatliche Bildungssystem als Einrichtung der Assimilierung kurdischer Kinder ablehnte. Stattdessen versuchte er, seiner Verantwortung seinem Volk gegenüber gerecht zu werden und zur Befreiungsbewegung beizutragen. 2007 wurde er verhaftet. In Gefangenschaft wuchs seine Entschlossenheit und nach seiner Entlassung ging er 2008 in die Berge und wurde Guerillakämpfer.
Das erste Praxisgebiet im Guerillaleben von Dilşêr Çiyareş war Xakurkê, anschließend kam er nach Avaşîn. Bis 2010 hielt er sich in Kartal, Mamreşo, Mervanos und weiteren Gebieten auf. Danach absolvierte er einen Ausbildungslehrgang an einer Militärakademie und wurde zum Experten für Sabotagetaktiken. 2012 ging er nach Botan in Nordkurdistan und kämpfte bis 2016 in Kêla Memê und Besta. Er gewann große Erfahrung und Geländekenntnis und übernahm Aufgaben auf Kommandoebene. Mit seinem aufrichtigen und herzlichen Umgang und Charakter vermittelte er seinen Mitkämpfer:innen und der Bevölkerung von Botan Vertrauen. Die als Nomaden lebenden Menschen in der Region begegneten ihm als Guerillakommandanten mit Liebe, Respekt und Interesse. Er betätigte sich nach dem jeweiligen Bedarf als Kurier, arbeitete in der Bevölkerung, baute die notwendige Infrastruktur auf und führte viele militante Aktionen mit großem Mut an. Bei der revolutionären Operation in Elkê (Beytüşşebap) im Jahr 2015 übernahm er das Kommando einer Angriffsgruppe bei einer Aktion gegen die Militärbasis Çemanê. Die Soldaten der türkischen Armee flüchteten angesichts seines mutigen Vorgehens von dem Hügel und versteckten sich hinter den kurdischen „Dorfschützern“, die sich als Paramilitärs in den Dienst des türkischen Staates stellen. Dilşêr und seine Einheit beschlagnahmten die Waffen der feindlichen Soldaten und führten eine sehr erfolgreiche Aktion durch.
Aufgrund des bestehenden Bedarfs ging Dilşêr Çiyareş 2016 nach Wan und kehrte als Guerillakommandant in seine Geburtsregion zurück. Dort setzte er seine Praxis fort, bis er 2019 zur Fortbildung an die Mahsum-Korkmaz-Akademie in den Medya-Verteidigungsgebieten kam. An der Akademie übernahm er Aufgaben auf Leitungsebene und hatte die Gelegenheit, sich mit seiner zwölfjährigen Guerillapraxis, davon acht Jahre in Bakur, auseinanderzusetzen. 2021 ging er zurück nach Botan, wo er bis zuletzt kämpfte.
Bawer Med
Bawer Med ist in der kurdischen Widerstandshochburg Gever in der Provinz Colemêrg (Yüksekova/Hakkari) geboren. Da die Guerilla in der Region sehr präsent war und sich viele Menschen aus seinem nahen Umfeld am Befreiungskampf beteiligten, kannte er die PKK bereits als Kind. In seiner Jugend setzte er sich angesichts der zunehmenden Angriffe des türkischen Staats auf das kurdische Volk mit seiner eigenen Realität und den individualisierenden Auswirkungen der kapitalistischen Moderne auseinander. Auf der Suche nach einem anderen Leben beschäftigte er sich mit der Philosophie von Abdullah Öcalan und wurde sich dabei seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst. Als die brutalen Angriffe auf die Revolution von Rojava stattfanden, entschied er sich zum bewaffneten Kampf und ging 2014 in die Berge. Seine Grundausbildung absolvierte er in Avaşîn. Bereits nach zwei Monaten fiel er in seinem Umfeld durch seine große Disziplin und seinen sorgfältigen Umgang mit allen Aufgaben auf. Er stellte seine gesamten Fähigkeiten in den Dienst der PKK und machte eine Fortbildung im Gesundheitswesen. Danach war er ein Jahr lang in Avaşîn und kümmerte sich um die gesundheitliche Versorgung seiner Mitkämpfer:innen. In dieser Zeit entwickelte er seine medizinischen und ideologischen Kenntnisse weiter und wurde für seine Weggefährt:innen zu „Doktor Bawer“. Auf eigenen Vorschlag ging er 2017 nach Botan und baute ein Gesundheitssystem auf, mit dem kranke und verwundete Kämpfer:innen versorgt werden konnten. Unter den schweren Kriegsbedingungen in Nordkurdistan machte er damit das Unmögliche möglich. Gleichzeitig beschränkte er sich nicht auf seine Aufgabe als Guerillaarzt und nahm an allen anfallenden Arbeiten teil, so etwa an der Errichtung der notwendigen Infrastruktur. Er nahm große Risiken in Kauf und zeigte die Fähigkeit, Lösungen für viele Probleme zu kreieren. Besonderen Einsatz zeigte er auch bei der Neustrukturierung der Guerilla. Neben seiner Aufgabe als Sanitäter beteiligte er sich bis zuletzt als apoistischer Militanter an diversen Aktionen.