Nachruf auf Guerillakämpfer Delîl Hewraman

Der Guerillakämpfer Delîl Hewraman ist im Februar bei einem türkischen Luftangriff auf Gare in Südkurdistan ums Leben gekommen. Die HPG haben einen Nachruf veröffentlicht und würdigen seinen Beitrag zum kurdischen Widerstand.

Bei türkischem Luftangriff gefallen

Der Guerillakämpfer Delîl Hewraman ist im Februar bei einem türkischen Luftangriff auf die Gare-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen. Die Volksverteidigungskräfte (HPG) hatten seinen Tod Anfang März bekanntgegeben und haben nun einen Nachruf auf den Kämpfer veröffentlicht. Darin würdigen sie Delîl Hewraman als „apoistischen Militanten“, dessen Leben vielen als Kompass dienen könne. „Sein Weg zeigt, wie aus Schmerz und Repression eine bewusste Entscheidung zum Widerstand erwachsen kann – getragen von der Hoffnung auf ein freies Leben in einem freien Kurdistan.“

Den Angehörigen und der Bevölkerung Kurdistans sprechen die HPG ihr Mitgefühl aus. „Wir erneuern unser Versprechen, das Banner des Kampfes, das uns Delîl übergeben hat, zum Sieg zu tragen.“ Zur Biografie ihres Gefallenen teilen die HPG mit:

Codename: Delîl Hewraman

Vor- und Nachname: Shahriar Ghaderi

Geburtsort: Hewraman

Namen von Mutter und Vater: Soraya – Omar

Todestag und -ort: 26. Februar 2025 / Gare


Herkunft und frühe Prägung

Delîl Hewraman wurde in der traditionsreichen und für ihre tiefe patriotische Gesinnung bekannten Region Hewraman in Ostkurdistan geboren. In einem patriotischen Elternhaus aufgewachsen, kam er früh mit dem kurdischen Freiheitskampf in Berührung. Bereits in jungen Jahren entwickelte er ein starkes Bewusstsein für seine kurdische Identität und die damit verbundenen politischen Realitäten. Die Erfahrungen im staatlich geprägten Bildungssystem führten bei ihm zu tiefen Widersprüchen und einer zunehmenden Entfremdung vom repressiven Nationalstaat.

Die Entscheidung zum Widerstand

Die zunehmende politische Repression und die Assimilationspolitik des iranischen Staates hinterließen Spuren in Delîls Bewusstsein. In seiner Jugend arbeitete er als Kolbar (Lastenträger) im Grenzgebiet, um seine Familie zu unterstützen. Während dieser Zeit wurde er verhaftet und landete im Gefängnis. Die Erfahrungen in der Haft des iranischen Regimes stärkten seine Überzeugung, dass ein freies Leben nur in den Reihen des kurdischen Freiheitskampfes möglich sei. Nach seiner Entlassung fasste er den Entschluss, sich der Guerilla anzuschließen. Die Angriffe der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) auf Rojava und Şengal berührten ihn tief. Die Entschlossenheit und Opferbereitschaft der Freiheitskämpfer:innen, die diesen Angriffen mit dem „Geist des Apoismus“ – benannt nach dem Vordenker Abdullah Öcalan – begegneten, beeindruckten ihn nachhaltig. In einer Zeit, in der die türkische Armee ihre Besatzungsoperationen in den Medya-Verteidigungsgebieten intensivierte, trat Delîl im Jahr 2018 dem bewaffneten Widerstand bei.

Guerillaleben und Ideologische Entwicklung

Von den engen und warmherzigen Beziehungen unter den Kämpfer:innen beeindruckt, fand Delîl sich rasch in der neuen Lebensweise zurecht. Mit großem Lerneifer nahm er an den politischen und militärischen Ausbildungen teil und entwickelte ein tiefes Verständnis für die Ideologie der PKK und die Prinzipien des Demokratischen Konföderalismus. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit dem Konzept der Demokratischen Moderne – ein von Abdullah Öcalan entwickeltes Gesellschaftsmodell, das eine Alternative zur kapitalistischen Moderne aufzeigt. In Schulungen, Diskussionen und praktischen Einsätzen setzte sich Delîl tiefgehend mit diesen Ideen auseinander. Trotz seinem noch recht frischen Anschluss übernahm er mit großem Engagement Verantwortung in verschiedenen Bereichen – von Ausbildungsaufgaben bis zur aktiven Teilnahme an bewaffneten Aktionen.

Standhaftigkeit bis zum letzten Moment

In der Gare-Region, seinem letzten Einsatzort, war Delîl in verschiedenen Bereichen im Einsatz – insbesondere in der Aushebung von Kriegstunneln und Infrastrukturarbeiten. Seine Mitstreiter:innen beschreiben ihn als jemanden, der nie Ausreden suchte, jede Aufgabe mit Ernsthaftigkeit anging und in schwierigen Momenten stets zur Stelle war. Auch in seiner letzten Phase war er tief entschlossen, dem aktuellen Zeitgeist des Widerstands gerecht zu werden.

Ein Symbol des Widerstands

Am 26. Februar fiel Delîl Hewraman bei einem Angriff der türkischen Besatzerarmee auf das Gebiet Dînartê. Sein Tod reiht sich ein in die lange Liste derer, die im Kampf gegen Besatzung, Assimilation und Unterdrückung ihr Leben ließen. Doch das Vermächtnis, das er hinterlässt – seine Bescheidenheit, seine Entschlossenheit und sein ideologisches Engagement – wird weiterleben.