Nachruf auf Ezda Isyan

Ezda Isyan kämpfte zehn Jahre in den Bergen Kurdistans für Freiheit und die Existenz ihres Volkes. Die Guerillakämpferin der Verbände freier Frauen ist im Januar in Botan gefallen, die HPG haben einen Nachruf veröffentlicht.

Kämpferin der YJA Star

Die Guerillakämpferin Ezda Isyan ist im Januar 2024 in Botan gefallen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) in einem Nachruf mit. Die HPG sprachen der Familie, dem Stamm der Êzdînan und dem gesamten Volk Kurdistans ihr Beileid aus und erklärten, den Kampf der Gefallenen fortzusetzen. In dem Nachruf wurden folgende Angaben gemacht:
 

Codename: Ezda Isyan
Vor- und Nachname: Gewrê Semo
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Behîcan – Şefik
Todestag und -ort: Januar 2024 / Botan


Ezda Isyan ist in Wan-Şax (tr. Van-Çatak) geboren und im Bewusstsein ihrer kurdischen Identität in einem Dorf in einer natürlichen Umgebung aufgewachsen. Ihre Familie wurde in den 1990er Jahren gezwungen, sich als sogenannte Dorfschützer zu betätigen. Der türkische Staat zerstörte damals Tausende kurdische Dörfer und etablierte paramilitärische Verbände, die gegen die Befreiungsbewegung eingesetzt wurden. Wer sich dieser perfiden Strategie widersetzte und nicht als Kurde gegen die kurdische Guerilla kämpfen wollte, dem drohte Mord und Vertreibung der gesamten Familie aus dem Dorf. Ezdas Familie beendete später trotz massiver Einschüchterungsversuche den Dienst für den türkischen Staat und zeigte sich entschlossen, den Freiheitskampf zu unterstützen. In dieser Zeit sah Ezda zum ersten Mal eine Guerillagruppe, die in ihr Dorf kam und der Bevölkerung gegenüber bescheiden und respektvoll auftrat. 2014 setzte Ezda durch, was sie schon lange geplant hatte: Sie ging in die Berge von Şax und wurde Guerillakämpferin.


Im Gebiet Kato Jîrka bekam Ezda eine erste Ausbildung. Sie wurde an Waffen ausgebildet und erfuhr mehr über den ideologischen Hintergrund der PKK-Bewegung. Gleichzeitig lernte sie, sich in den Bergen zu bewegen und den Alltag des Guerillalebens zu bewältigen. Wie sie einmal selbst sagte, fühlte sie sich damals wie neu geboren. Sie empfand diese Zeit als ersten Schritt in die Freiheit.


2015 beendete der türkische Staat den Dialog mit Abdullah Öcalan und der Befreiungsbewegung über eine friedliche Lösung der Kurdistan-Frage und eine Demokratisierung der Türkei und holte zu einem vieldimensionalen Vernichtungsschlag aus. Die Guerilla wurde an vielen Orten mit Kampfbombern angegriffen. Ezda erlebte diese Zeit in Botan und kämpfte im Widerstand gegen die technisch überlegene Armee. Sie gewann Kampferfahrung und trug mit ihrem Mut und Verstand zum Erfolg von Guerillaaktionen bei. Als das türkische Militär 2017 umfassende Operationen zur Vernichtung der Guerilla in Kato Jîrka durchführte, war Ezda zwei Monate lang mit ihrer Einheit auf einer Hochalm eingeschlossen. Soldaten hatten das Gebiet umstellt, es war tiefer Winter. Trotz der schwierigen Bedingungen gab die Gruppe nicht auf. Die Kämpferinnen Nûdem und Hêvî starben in der Kälte, Ezda und weitere Frauen erlitten Erfrierungen an den Füßen. Dass es der Gruppe dennoch gelang, den Belagerungskreis zu durchbrechen, war unter anderem Ezda zu verdanken. Sie nahm eine führende Rolle ein, bewältigte auftretende Probleme mit praktischer Intelligenz und half ihren Weggefährtinnen entschlossen und liebevoll.

Später kam Ezda für eine militärische und ideologische Fortbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete und konnte dabei ihre bisherige Praxis hinterfragen und aufarbeiten. Eine Zeitlang arbeitete sie im Hauptquartier der Verbände freier Frauen (YJA Star), dann ging sie zurück nach Botan, wo sie ihren Kampf bis zuletzt fortsetzte.