Nach Polizeigewalt: Fötus in kritischem Zustand

Bei einer Razzia im nordkurdischen Hezex wurde die im achten Monat schwangere Hatice Baykara schwer misshandelt. Der Fötus befindet sich in kritischem Zustand.

Am Freitagmorgen ist es bei einer Razzia in der Kreisstadt Hezex (Idil, Provinz Şirnex/Şırnak) und umliegenden Dörfern zu einem schweren Polizeiübergriff auf die 28-jährige Hatice Baykara gekommen. Die im achten Monat schwangere Frau wurde von türkischen Polizisten an den Haaren über den Boden geschleift und mit dem Gewehrkolben in den Rücken geschlagen. Sie brach aufgrund des Angriffs zusammen und wurde, nachdem Verwandte einen Krankenwagen gerufen hatten, ins staatliche Krankenhaus in Hezex gebracht. Dort ist sie weiterhin in Behandlung. Die Ärzt:innen geben an, dass sich der Fötus in einem kritischen Zustand befindet.

Verletzungsbericht beschlagnahmt

Hatice Baykara klagt über heftige Unterleibsschmerzen und berichtet, dass das Krankenhausattest über ihre Verletzungen von der Polizei beschlagnahmt worden ist. Die Polizei erklärte, die Bescheinigung werde ausgehändigt, wenn ihr bei der Razzia nicht anwesender Ehemann zur Polizeidirektion käme.

Jede Woche drei bis vier Razzien in Şirnex

Die Abgeordnete der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Nuran Imir, hat die Festnahmen und Übergriffe ins Parlament eingebracht und hat das Innenministerium zur Verfolgung der Täter befragt. Zu den übrigen Festnahmen und Übergriffen in Hezex erklärte sie: „Im Zusammenhang mit den Razzien in den anderen Wohnungen wurden Aydin Baykara, Sait Tatlı und Haci Derviş Abay geschlagen und mit auf den Rücken gefesselten Händen festgenommen. Erst heute hat der Präsident dieses Landes gesagt, die Türkei habe ‚den Teufelskreis durchbrochen, der Übergang zu Demokratie und Entwicklung ist gelungen‘. Zum am 2. März angekündigten Aktionsplan für Menschenrechte sagte er, dass ‚niemand mehr mitten in der Nacht festgenommen‘ werde. Diese Zeit sei vorbei. Seitdem hat sich jedoch nichts geändert, drei bis vier Häuser werden jede Woche in Şirnex und seinen Landkreisen durchsucht, dabei werden durchschnittlich immer vier bis fünf Menschen festgenommen und die Fenster und Türen eingeschlagen. Die Festgenommenen werden geschlagen. Menschen werden tagelang festgehalten, obwohl es keinerlei Spuren einer Straftat gibt. Stattdessen wird versucht, entsprechende ‚Beweise‘ selbst zu fabrizieren.“