Im Radiosender Dengê Welat hat sich Murat Karayilan als Oberkommandierender des zentralen Hauptquartiers der Volksverteidigungskräfte zum Guerillakampf, der Neustrukturierung der Guerilla und den Methoden des türkischen Staates geäußert:
„Zunächst grüße ich alle Guerillakämpferinnen und -kämpfer in den Bergen Kurdistans voller Liebe und Respekt. Es hat ein neues wichtiges Jahr angefangen. Seit dem Winter bis jetzt in die Frühlingsmonate hinein ist die Guerilla erfolgreich. Der Feind hat in Nordkurdistan viele Militäroperationen durchgeführt, aber keine Ergebnisse dabei erzielt. Gegenüber den Medien hat er angegeben, dass die Guerilla Verluste in Besta und Botan erlitten hat, aber das ist noch nicht bestätigt worden. Davon abgesehen sind alle feindlichen Bemühungen in Nordkurdistan ergebnislos verlaufen. Und das zeigt, dass die Guerilla sich richtig verhalten hat. Im Winter hat der Feind viele Luftangriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete durchgeführt. Diese Gebiete werden ständig in Luftoperationen bombardiert. Mit diesen Angriffen hat der Feind keine Ergebnisse erzielt. Ich sage das für diejenigen, die es nicht wissen: Die Meldungen, die der Feind an die Medien weitergibt und in denen er von ständigen Verlusten der Guerilla im Zap, in Avaşîn, Xakurkê, Qendîl und Garê spricht, sind falsch. Auch in dieser Hinsicht ist die Guerilla erfolgreich. Es ist aus Unvorsichtigkeit zu einzelnen Verlusten gekommen, aber insgesamt hat der Feind keine Erfolge zu verzeichnen.
Die Guerilla ist für die neue Phase bereit
Die Guerilla ist sowohl im Norden als auch im Süden besser organisiert und vorbereitet als je zuvor. Aktuell befassen wir uns auch mit einem Neustrukturierungsprojekt, die Vorbereitungen dafür laufen. Aus diesem Grund sagen wir, dass ein wichtiges Jahr begonnen hat. Die Guerilla wird in die Offensive gehen und dem Feind 2019 eine wirkungsvollere Antwort geben.
Die Methoden des Feindes
So wie der Feind auf politischer Ebene Fallen stellt, legt er auch Hinterhalte für die Guerilla. Im Winter hat er der Guerilla auf drei verschiedene Weisen Fallen gestellt: Erstens hat er Kameras installiert. Diese Kameras befinden sich in der Umgebung von Dörfern, auf Wegen, die von der Guerilla oft genutzt werden, in Schluchten und Übergängen und sogar an Orten, an denen er Guerillaaktionen für möglich hält. Weil er große Hoffnungen in diese Methode setzt, hat er Kameras an vielen Orten installiert, insbesondere in der Schwarzmeerregion, in Dersim, Mêrdîn, Amed, Cudi und Besta. Diese Technik kann jedoch nicht überall anwendet werden, weil sie ständig kontrolliert werden muss, die Akkus müssen ausgewechselt werden. Deshalb gibt es in schwer zugänglichen Gebieten keine Kameras, sondern nur an Orten, die vom Feind häufig aufgesucht werden können.
Zweitens wartet der Feind auf den Funkverkehr. Es werden zwar nicht die genauen Koordinaten festgestellt, aber das Gebiet. Im Anschluss wird dort mit Drohnen nach der jeweiligen Einheit gesucht.
Drittens haben in diesem Winter alle staatlichen Institutionen, insbesondere der MIT, mit schmutzigen Methoden wie Drohungen, Erpressung, Einschüchterung und materiellen Anreizen versucht, Menschen aus der Bevölkerung zu Fall zu bringen. Sie konzentrieren sich dabei auf Personen, die eventuell Kontakt zur Guerilla haben, und suchen nach Schwachstellen im familiären Umfeld. Wenn die Guerilla in der naiven Annahme, dass es sich um einen Freund oder Milizionär handelt, Kontakt zu dieser zuvor vom Feind gebrochenen und zweigleisig arbeitenden Person aufnimmt, soll die Falle zuschnappen. Patriotische Menschen, die ihrem Land und dem Kampf verbunden sind, sollten keinen Verrat üben. Sehr viele Menschen haben es abgelehnt. In den 1990er Jahren haben Tausende Menschen sich unter Einsatz ihres Lebens dieser staatlichen Politik verweigert. Dafür wurden sie aus ihren Dörfern vertrieben. Viele Menschen sind auf diese Weise gefallen. Solche Menschen gibt es auch heute noch. Der MIT arbeitet jedoch auf sehr schmutzige Art, daher besteht immer die Gefahr, dass Menschen zu Fall gebracht werden. Und über diese Personen soll die Guerilla in einen Hinterhalt gelockt werden.
Neustrukturierung der Guerilla
An vielen Orten Kurdistans versucht der Staat, die Guerilla über den Funkverkehr, über Kameras oder Agenten ausfindig zu machen und zu vernichten. Darum geht es auch bei unserem Neustrukturierungsprojekt. Wir müssen sämtliche Machenschaften des Feindes ins Leere laufen lassen. Die Guerilla darf auf keine dieser Methoden hereinfallen. Die professionelle Guerilla der neuen Zeit bewegt sich bewusst, aufmerksam und konspirativ. Sie lässt sich nicht kontrollieren, sie lässt die Kameras, die Technik und die Agenten des Feindes ins Leere laufen. Dafür muss sie wach und vorsichtig sein. Das ist die Aufgabe der neuen Guerilla und auch der Rahmen des Neustrukturierungsprojekts. Es geht darum, auf alle feindlichen Machenschaften vorbereitet zu sein und nicht mehr unbedarft in die Fallen des Feindes zu geraten. Die früher genutzten Wege und Dörfer dürfen nicht mehr genutzt werden. Alles muss kontrolliert werden. Die Guerilla darf unkontrolliert nichts glauben und nichts benutzen.
Langfristig denken
Es ist jetzt Frühling, in diesen Monaten kann man sich in Bewegung setzen und Aktionen durchführen. Aber dabei muss sehr umsichtig vorgegangen werden. Solange die Bäume noch keine Blätter haben, hat der Feind einen Vorteil. Deshalb muss Vorsicht geübt werden. Guerillaeinheiten, die noch keine Vorbereitungen getroffen haben, sollten sich nicht in Bewegung setzen, sie sollten nichts übereilen. Wir wollen dieses Jahr gewinnen und nicht einen Tag. Falls notwendig, kann noch zwei bis drei Wochen gewartet werden. Wichtig ist, strategisch vorzugehen. Es muss geplant werden, wie dieses Jahr zu gewinnen ist, und dann entsprechend vorgegangen werden. Die Guerilla weiß ohnehin, wie sie vorzugehen hat.“