Mêrdîn: Meldeauflagen gegen misshandeltes Ehepaar

Die Eheleute Faize (72) und Ibrahim (73) Dinler aus Mêrdîn sind nach neun Tagen in Polizeihaft gegen Meldeauflagen freigelassen worden. Begründet wird die Maßnahme mit Höhlen auf ihrem Grundstück und damit Unterschlupfmöglichkeiten für die Guerilla.

Das vor mehr als einer Woche in einem Dorf in Mêrdîn festgenommene Ehepaar Faize und Ibrahim Dinler ist wieder auf freiem Fuß. Die Strafabteilung des örtlichen Amtsgerichts ordnete am Mittwoch die Freilassung der beiden über Siebzigjährigen an, verhängte jedoch Meldeauflagen und ein Ausreiseverbot. Beide müssen sich nun wöchentlich bei der Polizei melden und dürfen das Land nicht verlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ vor.

Faize (72) und Ibrahim (73) Dinler stammen aus dem Dorf Qurdîsê (tr. Yardere) in der östlich von Mêrdîn gelegenen Omerîya-Region unweit der antiken Stadt Dara. Am 25. Oktober wurden sie in ihrem Haus überfallartig festgenommen und in das Polizeipräsidium in Mêrdîn gebracht. Nach Angaben der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD wurde das Paar sowohl bei der Festnahme als auch in Polizeihaft misshandelt. Die Organisation spricht von körperlicher und psychischer Folter.

Drei Tage vor der Festnahme von Faize und Ibrahim Dinler war unweit von Qurdîsê eine Militäroperation eingeleitet worden, in deren Verlauf zwei HPG-Mitglieder ums Leben gekommen sein sollen. Aufgrund des aggressiven Auftretens des Militärs in dem Dorf wird davon ausgegangen, dass es bei den Auseinandersetzungen auch zu Verlusten in den Reihen des Militärs kam. Der Umgang mit dem Ehepaar Dinler wird als „Racheakt“ an der Zivilbevölkerung gewertet. Die Polizei und Staatsanwaltschaft begründen das Vorgehen gegen die beiden mit „Höhlen“ auf ihrem Grundstück, das der Guerilla „Unterschlupfmöglichkeiten“ geben würde.