Amed Malazgirt ist einer der Kommandanten des Volksverteidigungszentrums (Navenda Parastina Gel – NPG). Er bewertet die aktuellen Entwicklungen des türkischen Invasionskriegs gegen die südkurdischen Medya-Verteidigungsgebiete und weist darauf hin, dass die Guerilla gegen einen Feind kämpfe, der über alle Möglichkeiten und große Unterstützung von außen verfüge. Malazgirt erklärt: „Wir haben nie gesagt, dass der Feind nicht vorrücken kann, aber er kann nirgendwo hingelangen, ohne einen hohen Preis zu zahlen. Jeder Schritt, den er macht, wird ihn etwas kosten. Mit zunehmender Dauer des Krieges wird der Preis immer höher werden.“
„Technik und Soldaten versagen gegen die Guerilla“
Malazgirt beschreibt im ANF-Gespräch die Entwicklungen der vergangenen drei Monate. Er berichtet, die Angriffe hätten am 14. April mit dem Bombardement durch 55 Flugzeuge und bewaffneten Drohnen, dem Beschuss mit Raketen und schwerer Artillerie begonnen. Am 17. April wurde ein Bodenangriff gestartet. Der Krieg gehe seitdem mit voller Intensität in den Regionen Zap, Avaşîn und Metîna weiter. In diesen drei Monaten habe die Guerilla der türkischen Armee trotz der schwierigen Bedingungen immer wieder schwerste Verluste beigebracht: „Der Feind erlitt auf jedem Gipfel und in jedem Gebiet, in das er seinen Fuß setzte, große Verluste und schwere Schläge. In Zap, Avaşîn und Metîna tobt noch immer ein erbitterter Kampf. Die ausgebildeten Spezialkräfte, alle professionellen militärischen Kräfte und die modernste Technik, die von der NATO zur Verfügung gestellt wurde, versagen jedoch gegen die Guerilla. So wurden kurdische Verräter und Kollaborateure, sogenannte Dorfschützer, in den Krieg einbezogen.“ Malazgirt weist auch auf den Einsatz dschihadistischer Söldner aus Syrien hin, die in die Berge gebracht wurden. Dennoch habe der türkische Staat schwere Niederlagen erlitten, daher greife er auf Chemiewaffen, Phosphorbomben und andere verbotene Kampfmittel zurück.
„Es handelt sich um einen NATO-Krieg“
Malazgirt weist darauf hin, dass die Türkei in diesem Krieg nicht allein sei: „Auf dem jüngsten NATO-Gipfel wurde deutlich, dass es sich um ein internationales Konzept gegen das kurdische Volk handelt. Die verschärfte Isolation von Rêber Apo [Abdullah Öcalan], die Folter an den Freund:innen und Patriot:innen, die in den Gefängnissen Widerstand leisten, die politischen Vernichtungsoperationen (Verhaftungswellen gegen die Zivilgesellschaft), die Bemühungen, die freien Medien zum Schweigen zu bringen, sind Teil einer Liquidierungsstrategie. Diese Tatsachen zeigen, dass die internationalen Mächte den Söldnern Erdoğans und Devlet Bahçelis (MHP-Vorsitzender) grünes Licht gegeben und den Weg für alle Arten von Verbrechen gegen die Menschlichkeit freigemacht haben.“
Malazgirt weist auf die Spezialkriegsmethoden der türkischen Armee hin und berichtet, dass auf Kanälen des türkischen Staates Bilder verbreitet wurden, wie Leichen von gefallenen Guerillakämpfer:innen mit Äxten und Messern zerstückelt wurden. Er ruft dazu auf, dass diese verbrecherische Politik von den Medien öffentlich gemacht werden müsse: „Dieses Thema muss permanent auf der Tagesordnung gehalten werden. Wir stehen hier vor einer Situation, in der sich der türkische Staat nicht einmal um die Leichen der eigenen Soldaten kümmert, sondern sie in Schluchten wirft und über ihnen Bomben niedergehen lässt. Es handelt sich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit, aber die internationalen Mächte ignorieren diese Tatsache und beteiligen sich sogar daran.“
Die Situation in den Kampfgebieten
Malazgirt berichtet über die Lage in den Kriegsgebieten in Südkurdistan. Die türkische Armee habe die Invasion im Osten der Zap-Region begonnen, dort sei sie jedoch massiv unter Druck geraten und musste sich neu aufstellen. Zu den weiteren Entwicklungen erklärt Malazgirt:
„Die Besatzungstruppen weiteten daraufhin ihren Angriff auf den Westen des Girê Hekarî und des Zap aus. An der Şehîd-Şahîn-Front wurden dem Feind unter der Führung von Bager und Avzem sehr schwere Schläge versetzt. Die Leichen der Soldaten blieben bei den Widerstandstunneln liegen und die Guerilla beschlagnahmte Ausrüstungsgegenstände. Alle Versuche des Feindes, in die Tunnel einzudringen, wurden vereitelt. Als der Feind durch den dutzendfachen Einsatz von Chemiewaffen keine Ergebnisse erzielen konnte, wurden sehr massive Sprengungen durchgeführt. So sollte der Willen der opferbereiten Kämpferinnen und Kämpfer von Şehîd Şahîn gebrochen werden.
Am Girê Cehennem stießen die vom türkischen Staat viel gepriesenen Spezialeinheiten mit ihrer modernen Technik auf den Widerstand einer Gruppe der Guerilla. Die Guerilla ging gegen diese Einheiten vor und erzielte durch wirksame, kreative Aktionen große Erfolge.
Im Gebiet Çiyareş wurden die Soldaten, die weit ins Gelände vorgedrungen waren, massiv getroffen. In Şikefta Birîndara und Karker haben die Freundinnen und Freunde drei Monate lang großen Widerstand geleistet und die mörderischen Angriffe des Feindes neutralisiert. Trotz des Einsatzes aller Arten von verbotenen Waffen konnte der Feind keine Erfolge erzielen. Nun versucht er, in Şikefta Birîndara mit gepanzerten Baggern und Fahrzeugen vorzudringen.
Im Widerstandsgebiet Werxelê kämpft die Guerilla seit drei Monaten unter schwersten Bedingungen gegen die türkischen Invasionstruppen. Obwohl der Feind gegen die Kriegstunnel alle inhumanen Methoden wie Giftgas, große Explosionen, brennende Reifen am Eingang usw. einsetzt, leisten die Freundinnen und Freunde in Werxelê weiter Widerstand. Immer wieder finden Aktionen gegen den Feind statt. Dieser versucht, in die Tunnel einzudringen. Dabei wird oft militärisches Material beschlagnahmt. Seit 90 Tagen versucht der Feind vergeblich, mit allen Mitteln diesen Berg einzunehmen.
Als sich der Feind dem Gebiet von Çemço zuwandte, versetzten die Freundinnen und Freunde dem Feind massive Schläge und zerstörten einige seiner gepanzerten Fahrzeuge. In diesem Gebiet kommt es seit Beginn des Krieges immer wieder zu Zusammenstößen.
Bei den Angriffen auf Koker warf der Feind Giftgas ab. In der Region kommt es zu heftigen Nahkämpfen. Dabei wurde der Feind schwer getroffen und Dutzende Male zurückgeschlagen. Nun versucht er, seinen Erfolg mit thermobarischen Waffen zu garantieren.“
Kampf im Westen der Zap-Region
Während einerseits ein Tunnelkrieg stattfindet, spielen die mobilen Einheiten der Guerilla ebenfalls eine sehr wichtige Rolle im Widerstand, so Malazgirt: „Der Feind meinte, dass er in kurzer Zeit Erfolg haben würde. Aber als er auf so viel Widerstand stieß, dehnte er seine Angriffe auf den Westen der Zap-Region aus, um sich doch noch als erfolgreich darstellen zu können. Allerdings erlitt er im Westen des Zap auf allen Hügeln schwere Verluste. Einige der Leichen liegen noch immer an den Klippen.“
Leichen von Soldaten im Guerillagebiet
Weiter berichtet Malazgirt, dass sich die Leichen von einigen Soldaten in den Händen der Guerilla befinden. Er fährt fort: „Wir haben nie gesagt, dass der Feind nicht vorrücken kann, aber er kann nirgendwo hingelangen, ohne einen hohen Preis zu zahlen. Es handelt sich um einen Staat, der große Unterstützung von außen erhält. Aber er wird an keinen Ort ohne Opfer gelangen. Jeder Schritt, den er macht, wird ihn etwas kosten. Mit zunehmender Dauer des Krieges wird der Preis immer höher werden.
„Die Guerilla ist überall“
In diesem Krieg sind wertvolle Genoss:innen gefallen. Sie haben im Geiste des Widerstands vom 14. Juli und auf der Linie von Zîlan gekämpft. Der Feind mag einige Orte erreicht haben, aber der Widerstand wird weitergehen. Die Guerilla ist überall. Auf den Bergen, in den Städten, auf den Straßen, überall wird der Widerstand weiterwachsen. Das ist eine Notwendigkeit, die sich aus unserer Verbundenheit mit den Gefallenen ergibt.“