Korridor zwischen Şengal und Rojava weiter geschlossen

Der humanitäre Korridor zwischen Şengal und Rojava ist weiterhin geschlossen. Seit zwei Wochen protestieren die Menschen an der irakisch-syrischen Grenze.

Seit zwei Wochen findet eine Dauermahnwache in Şengal an der Staatsgrenze zwischen dem Irak und Syrien statt. Die Menschen am Protestzelt fordern die Öffnung des Grenzübertritts nach Rojava.

Der humanitäre Korridor zwischen Şengal und Rojava wurde von Guerilla- und YPG/YPJ-Einheiten freigekämpft, als die Terrormiliz Islamischer Staat im August 2014 das ezidische Siedlungsgebiet im Nordirak überfiel und Tausende Menschen tötete. Am 15. Dezember 2018 wurde der Grenzübertritt von der irakischen Zentralregierung geschlossen. Die Menschen in Şengal reagierten mit wütendem Protest gegen die Schließung und erreichten damit vorübergehend eine praktische Wiedereröffnung. Kurze Zeit später wurde der Übergang erneut geschlossen.

Seit dem 23. Januar findet aus Protest eine Mahnwache an der Grenze statt, die von vielen Menschen aus der Region unterstützt wird. Der Volksrat von Şengal hat Informationsveranstaltungen zu diesem Thema in Sinune, Xanesor, Borik und Şengal durchgeführt.

Aufruf an die Vereinten Nationen

Das Komitee der IS-Überlebenden aus Şengal appelliert an die UN, sich bei der irakischen Regierung für die Öffnung des humanitären Korridors einzusetzen. In dem Appell heißt es:

„Bekanntlich ist am 3. August 2014 vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein Massaker an unserem Volk vollzogen worden. Tausende Eziden mussten aus ihrer Heimat fliehen, Tausende wurden getötet, Tausende verschleppt. Um unsere Menschen aus der Gewalt des IS zu befreien, ist nichts unternommen worden. Nur die ezidischen Selbstverteidigungsverbände YBŞ/YJŞ sowie die YPG/YPJ und die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) kämpfen für ihre Befreiung. Diese Kräfte haben bisher 600 Menschen aus der IS-Gefangenschaft gerettet. Über den humanitären Korridor zwischen Şengal und Rojava konnten sie zurück zu ihren Familien gebracht werden. Jetzt hat sich jedoch die irakische Armee in der Region niedergelassen und den Korridor mit verschiedenen Begründungen dichtgemacht.

Den kürzlich von den QSD befreiten ezidischen Menschen wird die Rückkehr nach Şengal verweigert. Knapp zwanzig Ezidinnen und Eziden sind in Rojava gestoppt worden. Daher rufen wir die UN auf, sich bei der irakischen Regierung für die Öffnung des humanitären Korridors einzusetzen.“

Irakische Regierung bleibt untätig

Für die Grenzöffnung hat sich auch der Landrat von Şengal in Bagdad eingesetzt. Wie Fahid Hamid gegenüber der in Südkurdistan ansässigen Nachrichtenagentur RojNews erklärte, gehe es in erster Linie um die Befreiung der Menschen, die sich weiterhin in IS-Gefangenschaft befinden. „Die irakische Regierung hat nichts für die befreiten Menschen getan. Seit der Befreiung von Şengal sind 69 Massengräber in der Region entdeckt worden. Es sind noch längst nicht alle Gräber geöffnet worden. Weil die Regierung auch nichts unternimmt, um dieses Gebiet von den Hinterlassenschaften des IS zu säubern, können die Menschen nicht in ihre Dörfer zurückkehren. Zwanzig Dörfer um Til Ezêr werden immer noch vom IS bedroht. Auch hier wird nichts getan.“

Laut Hamid leben 350.000 Ezidinnen und Eziden außerhalb von Şengal und können nicht zurückkehren.