KNK setzt sich für Hewramî als Bildungssprache ein

Seit einiger Zeit läuft in Südkurdistan eine Kampagne für die Durchsetzung von Hewramî als Bildungssprache. Der KNK unterstützt das von der Zivilgesellschaft angestoßene Vorhaben und fordert das Regionalparlament auf, dem Anliegen nachzukommen.

Seit einiger Zeit läuft in Südkurdistan eine Kampagne für die Durchsetzung von Hewramî als Bildungssprache. Der Nationalkongress Kurdistan (KNK) unterstützt das von der Zivilgesellschaft, Intellektuellen und der Bevölkerung angestoßene Vorhaben und hat das Regionalparlament in Hewlêr (Erbil) aufgefordert, dem Anliegen nachzukommen. Insbesondere mit Blick auf breitgefächerte Angriffe der vorherrschenden Politik in den Nationalstaaten, die den Kurdinnen und Kurden ihre Rechte vorenthalten und sie ihrer Existenz, Kultur und Identität berauben, sei der Schutz der kurdischen Sprachen von substanzieller Bedeutung, erklärt die Kommission für Sprache, Kultur und Bildung des KNK.

Hewramî oder auch Hawramî ist der wichtigste Dialekt der kurdischen Sprache Goranî (Gûranî) und wird vor allem in der gleichnamigen Region Hewraman, die aus dem Gebirgsland zwischen dem Dreieck Helebce-Merîwan-Pawe im Grenzgebiet zwischen Ost- und Südkurdistan besteht, gesprochen. Hewraman gilt als Zentrum der Goranî-Kultur sowie als Schnittpunkt des heterodoxen und orthodoxen Islams in Kurdistan. Die Sprache der Region ist historisch eine wichtige Literatursprache und die erste der kurdischen Varietäten überhaupt, die geschrieben wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Goranî-Dialekte jedoch aus großen Teilen seines Sprachgebiets durch das Soranî verdrängt. Heute werden diese Varietäten nur noch von etwa 500.000 Menschen in Ost- und Südkurdistan gesprochen. Die Religionsgemeinschaft der Ahl-e Haqq (auch Kakai oder Yaresan) benutzt Goranî als Schriftsprache.

„Der Vorstoß der Zivilgesellschaft Südkurdistans, Hewramî als Bildungssprache durchzusetzen, ist ein würdevoller Schritt, vor dem wir als KNK uns mit Respekt verneigen. Es ist eine berechtigte Forderung, der wir uns anschließen”, so der Nationalkongress Kurdistan. Die zuständige Kommission habe sich jüngst mit einem Brief an das Bildungsministerium der autonomen Kurdistan-Region Irak (KRI) gewandt. Darin sei das Ressort aufgefordert worden, dem Wunsch der Hewramanîs nachzukommen. „Wir tragen Hoffnung, dass Hewramî bereits im bevorstehenden Bildungsjahr als Unterrichtssprache aufgenommen wird. Gleichzeitig sprechen wir uns für Kampagnen zum Erhalt anderer kurdischer Sprachen, wie etwa Kirmanckî und Kelhurî, die akut bedroht sind, aus”, heißt es in der Erklärung des KNK.