Şaho Dersim kommt in Sewllawa (Sarvabad), einer Ortschaft zwischen Merîwan und Sine (Sanandaj) in Ostkurdistan, zur Welt. 2004 wird die „Partei für ein freies Leben in Kurdistan“ (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê – PJAK) gegründet und in der Region finden Guerillaaktionen statt. In der Bevölkerung bestehen Sympathien für die Guerilla und jede Aktion wird am nächsten Tag Gesprächsthema. Dadurch wird auch Şahos Interesse geweckt. Seine Familie ist nicht besonders patriotisch, sie passt sich der Politik der iranischen Regimes an. Wie Şaho selbst meint, wurde ihm beigebracht, dass man dem Staat dienen muss. Zu diesem Zweck sollte er Lehrer oder Arzt werden.
Şahos Leben verändert sich, als er Dersim Tolhildan (Raûf Şêyxi) kennenlernt, der später in den Bergen Rojhilats ums Leben kommt. Er setzt sich mit der Philosophie Abdullah Öcalans auseinander und gewinnt eine ganz neue Perspektive auf die Guerilla. Und er merkt, dass ihm etwas fehlt. Die Gespräche mit Dersim Tolhildan öffnen neue Horizonte in seinem Denken. Er hinterfragt sich selbst, das System und die Gesellschaft, in der er lebt. Er will anders leben als bisher und entscheidet sich, in die Berge zu gehen und sich der Guerilla anzuschließen. 2015 tritt er den ostkurdischen Verteidigungseinheiten YRK (Yekîneyên Parastina Rojhilatê Kurdistan) bei.
Jetzt liebt er die Menschen seines Landes, seine Berge, Steine, Flüsse und die ganze Natur mehr als je zuvor. Er sagt, dass ihn die Liebe zur Natur seiner Mutter nähergebracht hat: „Als ich noch zu Hause war, konnte ich den Umgang meiner Mutter mit der Natur nicht so recht verstehen. Hausarbeit war für mich Frauenarbeit. Meine Mutter hatte einen kleinen Garten. Wenn sie im Alltag nicht mit etwas anderem beschäftigt war, verbrachte sie ihre Zeit im Garten. Eines Tages sah ich, dass sie mit sich selbst sprach. Ich wurde neugierig und näherte mich ihr. Und da merkte ich, dass sie mit der Natur redete, wie sie auch mit uns Kindern sprach. Damals habe ich es nicht begriffen, aber seitdem ich hier bin, kann ich es nachvollziehen. Ich habe auch erst hier damit begonnen, mein Leben zu hinterfragen und selbstkritisch über das Verhältnis zu meiner Mutter nachzudenken.“
Das Leben in den Bergen bedeutet für Şaho, mit der Natur eins zu werden. Inzwischen kann er sich nichts anderes als das Guerillaleben vorstellen: „Die Guerilla ist eine neue Methode, um das Leben zu begreifen. Um das Leben und den Feind zu verstehen und zu kämpfen, ist die Guerilla der beste Ort. Für mein Leben kann ich sagen: Entweder Guerilla oder nichts.“