Jugend von Rojhilat gedenkt der Opfer des „blutigen Februar“

Als Abdullah Öcalan 1999 in die Türkei verschleppt wurde, war auch Iran von einer großen Protestwelle erfasst worden. In Rojhilat wurden die Serhildan blutig niedergeschlagen, Sine zahlte mit mehr als 30 Toten den höchsten Preis.

Die Nachricht von der Verschleppung Abdullah Öcalans aus Kenia und seine Gefangennahme in der Türkei erschütterte im Februar 1999 ganz Kurdistan und löste eine Welle der Aufstände aus. Den Widerstand, der als „Serhildan des 15. Februar“ in die Geschichte der Kurdinnen und Kurden eingehen sollte, führte die Bevölkerung von Rojhilat an. In der Phase nach dem „schwarzen Tag“, wie sich der 15. Februar in das Gedächtnis der kurdischen Gesellschaft einbrannte, hatten sich nahezu alle Städte Ostkurdistans zum Protest erhoben.

Aber auch in iranischen Städten gingen Menschen auf die Straße, um gegen den „Coup von Nairobi“ zu protestieren. Den Anfang dort machte die kurdische Gemeinde in Teheran. Am 18. Februar 1999 protestierte sie zu Tausenden gegen die Entführung des PKK-Begründers. Das Regime hatte die Demonstration genehmigt in der Hoffnung, die Beteiligten würden die „Erzfeinde“ Amerika und Israel wegen ihrer Rolle bei Öcalans Verschleppung anprangern.

In den nächsten Tagen wurde auch Rojhilat, wo es in den Tagen zuvor bereits kleinere Demonstrationen in Städten wie Îlam, Kirmaşan, Ûrmiye, Seqiz, Bokan, Makû, Mehabad und Merîwan gegeben hatte, von der riesigen Protestwelle erfasst. Am 20. Februar versammelten sich in Sine, der zweitgrößten kurdischen Stadt Irans, Tausende Menschen auf dem Hauptplatz; und Parolen gegen die Türkei verwandelten sich bald in Wut gegen das islamistische Mullah-Regime. Unvorbereitet auf die große und rebellierende Menschenmenge eröffneten iranische Revolutionsgarden wahllos das Feuer.

Internationale Medien berichteten zwar schnell von Schüssen in Sine, die genaue Zahl der Opfer ließ sich aber nur schwer feststellen. Hieß es anfangs, es habe sechs Tote und Hunderte Verletzte gegeben, stieg diese Zahl in den folgenden Tagen weiter an. Augenzeugen, die aus Sine geflohen waren, berichteten von überfüllten Krankenhäusern mit Dutzenden Toten und Verwundeten, darüber hinaus von zahlreichen Festgenommenen und Verschwundengelassenen. Auch in anderen Städten hatte es Opfer der Übergriffe auf die Proteste gegeben, so waren in Ûrmiye zwei Menschen erschossen worden.

Am Ende zahlte jedoch Sine den höchsten Preis: mehr als 30 Tote, weit mehr als 500 Verletzte und über 2.000 registrierte Festnahmen lautete die Bilanz am 22. Februar. Die Bewegung der Jugend Rojhilats erinnerte nun anlässlich des Jahrestags an die brutale Zerschlagung der Proteste von 1999: „Wir gedenken der Opfer des blutigen Februars als Mahnung, als Warnung und als Aufforderung zu aktivem Handeln in unserer Gesellschaft. Das Massaker hat sich tief eingebrannt in unsere kollektive Erinnerung. Und aufrichtiges Erinnern bedeutet, dass wir alle wissen sollten, was in der Gegenwart und der Zukunft Kurdistans von uns erwartet wird.“