Im Landkreis Qerqelî (Özalp), der zur Provinz Wan (Van) gehört, bedroht eine bewaffnete Bande im Auftrag des türkischen Staates die Bevölkerung. Die Gruppe reist in die Dörfer des Landkreises und warnt die Dorfvorsteher, dass bei den anstehenden Kommunalwahlen keine Wählerstimmen an die Demokratische Partei der Völker (HDP) gehen dürfen. „Jeder, der die HDP wählt, ist ein Feind des Staates. Wir sind der Staat. Und wir warnen euch. Wir sind gekommen, um den Terror zu beenden", mit diesen Worten werden die Dorfvorsteher von Qerqelî eingeschüchtert.
Dorfbewohner*innen, die nicht namentlich genannt werden wollen, erklären, dass diese Gruppen abends in Kleinbussen mit getönten Fensterscheiben durch die Dörfer fahren. Oftmals handele es sich bei den Mitgliedern der Gruppen um bärtige Männer mit schmutziger Kleidung. Sie stellen sich als „der Staat" vor und bedrohen die Bevölkerung, nicht die HDP zu wählen. Die betroffene Bevölkerung fürchtet aufgrund des Treibens dieser Gruppen um die Unversehrtheit ihres Lebens.
Auch Mitglieder der HDP sind vermehrt Drohungen von ominösen Kreisen ausgesetzt. Ayşe Acar Başaran von der Rechtskommission der HDP erklärt hierzu, dass in der vergangenen Woche Vorstandsmitglieder ihrer Partei Drohnachrichten eines „Racheteams" erhalten habe. Başaran macht die AKP für die Drohungen verantwortlich. Auch passe das Treiben der bewaffneten Gruppen in Qerqelî, wo die HDP bei den letzten Parlamentswahlen 87 Prozent der Stimmen erlangte, in das Gesamtkonzept der AKP, die durch Bedrohungen und Einschüchterungen die Bevölkerung auf ihre Seite ziehen wolle.