Identität von Zap-Gefallenen veröffentlicht

Die HPG haben die Identität von drei gefallenen Guerillakämpfer:innen veröffentlicht. Zarîn Aram, Dilgeş Ednan und Sîdar Serhed sind im Widerstand gegen die türkische Invasion in der Zap-Region ums Leben gekommen.

Kurdische und arabische Freiheitskämpfer:innen

Die Guerillakämpfer:innen Zarîn Aram, Dilgeş Ednan und Sîdar Serhed sind im Widerstand gegen die türkische Invasion in der Zap-Region gefallen. Das gab das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) heute in einem Nachruf bekannt. Den Angaben zufolge kamen die Freiheitskämpfer:innen bei verschiedenen Angriffen ums Leben. Die HPG sprachen den Angehörigen sowie dem kurdischen und arabischen Volk ihr Beileid aus und erklärten, dass der Kampf der Gefallenen weitergeht. Zur Identität der drei Kämpfer:innen machten die HPG folgende Angaben:
 

Codename: Zarîn Aram
Vor- und Nachname: Delal Xezal Akıl
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Zeynep – İdris
Todestag und -ort: 3. Mai 2024 / Zap

 

Codename: Dilgeş Ednan
Vor- und Nachname: Hemze Muhammed Saqîr
Geburtsort: Deir ez-Zor
Namen von Mutter und Vater: Sara – Muhammed
Todestag und -ort: 25. Juni 2024 / Zap

 

Codename: Sîdar Serhed
Vor- und Nachname: Metin Dağcı
Geburtsort: Agirî
Namen von Mutter und Vater: Aynur – Ahmet
Todestag und -ort: 4. Juli 2024 / Zap

 

Zarîn Aram


Zarîn Aram ist in Cizîr in der Provinz Şirnex geboren und im Bewusstsein ihrer Identität und der Unterdrückung des kurdischen Volkes durch den türkischen Staat aufgewachsen. Ihr Onkel Kerim Kato (Hamit Akıl) kam 2012 als Guerillakommandant in Xakurke ums Leben. 2015 beteiligte sie sich am Widerstand für Selbstverwaltung und übernahm den Kampfnamen Aram von ihrem Neffen Agit Akıl, der bei der Zerstörung von Cizîr durch den türkischen Staat getötet wurde. 2016 schloss sie sich in Besta einer Guerillagruppe an und ging von dort aus in die Medya-Verteidigungsgebiete, um an einer militärischen Ausbildung teilzunehmen und sich ideologisch weiterzuentwickeln. Sie wollte eine in jeder Hinsicht gewappnete Kämpferin der Verbände freier Frauen (YJA Star) werden und nutzte jeden Moment zur Weiterbildung. Dabei konzentrierte sie sich auf die Perspektiven von Abdullah Öcalan und die Frauenbefreiungsideologie. Nach ihrer Ausbildung übernahm sie wichtige Aufgaben und nutzte dafür ihre Ortskenntnisse. Später wurde sie Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet, die ideologischen Tiefgang und explizite Opferbereitschaft voraussetzt. Nach dem Besatzungsangriff der türkischen Armee auf die Regionen Zap, Avaşîn und Metîna im April 2022 spielte sie eine aktive Rolle im Widerstand und kämpfte sowohl im Tunnel als auch im Gelände. Sie nahm an revolutionären Guerillaoperationen gegen die Besatzer teil und beteiligte sich mit großem Verantwortungsgefühl am Ausbau von Tunnelanlagen und der notwendigen Infrastruktur. Die HPG beschreiben Zarîn Aram als Kämpferin mit unbändiger Energie und Lebensfreude, die ihren Mitstreiter:innen Kraft gab und die Militanz freier Frauen repräsentierte.

Dilgeş Ednan


Dilgeş Ednan ist als Sohn arabischer Eltern in Deir ez-Zor im Osten Syriens zur Welt gekommen. Weil seine Familie den staatlich propagierten Chauvinismus und Nationalismus ablehnte, wuchs er überzeugt von der Geschwisterlichkeit der Völker auf und respektierte die anderen Bevölkerungsgruppen in Syrien. Er ging eine Zeitlang zur Schule und arbeitete für den Lebensunterhalt seiner Familie. Der gesellschaftliche Aufstand zur Zeit des „Arabischen Frühlings“ beeindruckte ihn, aber er wurde nicht selbst aktiv, weil er keine Bewegung fand, die seinen Gefühlen und Gedanken entsprach. Anfangs bewunderte er die bewaffneten Gruppen, die sich als Oppositionelle darstellten und in der Region schnell Macht gewannen. Nach kurzer Zeit erkannte er die unmenschliche Grausamkeit dieser Gruppen und empfand vor allem bei den öffentlichen Hinrichtungen des IS große Wut und Ekel. Dadurch wurde er aufmerksam auf die Freiheitskämpfer:innen in Rojava, die mit großem Mut gegen die islamistischen Banden kämpften und schließlich auch Deir ez-Zor von der IS-Herrschaft befreiten. Angeregt durch die Bekanntschaft mit den apoistischen Militanten setzte er sich mit den Vorstellungen von Abdullah Öcalan auseinander und fand seine eigenen Gedanken und Gefühle in dieser Philosophie wieder. Das Modell einer „demokratischen Nation“ im Sinne eines freien und gleichen Zusammenlebens aller gesellschaftlichen Gruppen überzeugte ihn. Als arabischer Revolutionär ging er in die Berge Kurdistans und schloss sich der Guerilla an. Er lernte Kurdisch und bildete sich militärisch und ideologisch weiter. Durch seine Aufrichtigkeit und Begeisterung für das Guerillaleben gewann er schnell das Vertrauen seiner Mitkämpfer:innen. Er wollte möglichst sofort in die Praxis gehen und kam auf eigenen Wunsch in eine teils mobile Einheit in der westlichen Zap-Region, wo er sich mit großem Mut und Zielgenauigkeit am Widerstand beteiligte und bis zuletzt als apoistischer Militanter kämpfte.

Sîdar Serhed

Sîdar Serhed ist in Bazîd in der Provinz Agirî geboren und mit der Widerstandskultur der Serhed-Region aufgewachsen. Als Kind hörte er Lieder und Geschichten über frühere Aufstände und brutale Unterdrückung, in der Schule durfte er seine Muttersprache nicht sprechen. Das löste bei ihm den Reflex aus, seine Identität, Sprache und Kultur unter allen Umständen zu verteidigen. Als Heranwachsender begann er sein Leben zu hinterfragen und las Analysen von Abdullah Öcalan. Er beschloss, dass nur ein freies Leben Sinn macht und er dafür kämpfen muss. In einer Zeit massiver Angriffe des türkischen Staats in Bakur und Rojava ging er in die Berge und schloss sich in Gilîdax einer Guerillagruppe an. Er bekam eine erste Ausbildung und war beeindruckt von dem genossenschaftlichen Umgang bei der Guerilla. Nach einer Weile kam er für eine fundiertere Ausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete und ging anschließend in die Praxis. Er arbeitete in verschiedenen Gebieten und übernahm Aufgaben, die große Zuverlässigkeit erforderten und Vertrauen in ihn voraussetzten. Unter dem Eindruck der zunehmenden türkischen Vernichtungsangriffe wurde er Teil der Hêzên Taybet und kämpfte bis zum letzten Atemzug als opferbereiter Militanter für seine Überzeugungen.