Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von sechs Gefallenen veröffentlicht. Evrim Botan, Devrim Çavreş, Hogir Qamişlo, Jîr Baz, Tîrêj Botan und Givara Behri sind im Oktober 2020 im Widerstand gegen die türkische Besatzung in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. Die HPG würdigen den opferbereiten Kampf der Gefallenen und sprechen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.
|
Codename: Evrim Botan
Vor- und Nachname: Aysel Öcal
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Nazmiye – Sadun
Todestag und -ort: 13. Oktober 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete |
|
Codename: Devrim Çavreş
Vor- und Nachname: Zeynep Kuday
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Meryem – Memduh
Todestag und -ort: 13. Oktober 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete |
|
Codename: Hogir Qamişlo
Vor- und Nachname: Huseyin Ahmed
Geburtsort:Qamişlo
Namen von Mutter und Vater: Hiyam – Zenûn
Todestag und -ort: 7. Oktober 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete |
|
Codename: Jîr Baz
Vor- und Nachname: Mazlum Demir
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Meryem – Abdulvahit
Todestag und -ort: 7. Oktober 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete |
|
Codename: Tîrêj Botan
Vor- und Nachname: Fırat Baysoy
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Ayşe – Nimet
Todestag und -ort: 19. Oktober 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete |
|
Codename: Givara Behri
Vor- und Nachname: Ronî Xelîl
Geburtsort: Hesekê
Namen von Mutter und Vater: Nalîn – Idris
Todestag und -ort: 19. Oktober 2020 / Medya-Verteidigungsgebiete |
Evrim Botan
Evrim Botan ist im Dorf Xavişta in Wan-Şax geboren. Die Dorfbevölkerung stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und Evrim hatte bereits als Kind Kontakt zu Guerillakämpfer:innen, die ins Dorf oder auf die nahegelegenen Almen kamen. Darunter waren auch nahe Bekannte und Verwandte, einige von ihnen sind später gefallen. Unter diesem Einfluss schloss sich Evrim 2013 in den Bergen ihrer Heimatregion der Guerilla an. Zur Grundausbildung kam sie in die Medya-Verteidigungsgebiete, danach absolvierte sie weitere Lehrgänge und wurde an schweren Waffen ausgebildet. Während ihr Beitritt zur Guerilla vor allem aus einer emotionalen Motivation heraus erfolgte, entwickelte sie in den Bergen zunehmend ein ideologisches Bewusstsein. Besonders prägend war dabei die von Abdullah Öcalan vertretene Frauenbefreiungsideologie. Als der IS in Kurdistan einfiel, beteiligte sie sich sofort am Widerstand und kämpfte lange Zeit gegen die Islamisten. Mit ihrem mutigen Einsatz nahm sie Rache für die vom IS ermordeten und als Sklavinnen verkauften Frauen. Sie wurde im Kampf schwer verletzt und kehrte nach ihrer Genesung umgehend zurück an die Front. Nach Vollendung ihrer Aufgabe zur Niederschlagung der islamistischen Miliz kam sie als inzwischen erfahrene Kommandantin der YJA Star wieder in die Berge und hatte an der Frauenakademie „Şehîd Bêrîtan“ die Möglichkeit, ihre bisherige Praxis auszuwerten und mehr über moderne Guerillataktiken zu lernen. Anschließend kämpfte sie gegen die türkische Armee in Heftanîn und Metîna, wo sie am 13. Oktober 2020 bei einem feindlichen Angriff ums Leben kam.
Devrim Çavreş
Devrim Çavreş ist in Silopiya in der Widerstandsregion Botan geboren. In ihrem familiären und sozialen Umfeld bestand ein ausgeprägtes patriotisches Bewusstsein und sie begegnete am Berg Cûdî mehrmals Guerillakämpfer:innen, die einen großen Eindruck bei ihr hinterließen. Ein Verwandter von ihr kam ums Leben, als er sich als Milizionär für die kurdische Bewegung betätigte. Devrim verfolgte mit Begeisterung die Revolution von Rojava und die Angriffe auf die befreiten Gebiete lösten Wut bei ihr aus. Eines Tages träumte sie von Abdullah Öcalan und traf danach die Entscheidung, sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen. 2014 hielt sie sich für eine kurze Ausbildung und Praxis in Avaşîn auf, ab 2015 kämpfte sie fünf Jahre lang gegen den IS und nahm mit großem Mut und großer Wut an diversen Befreiungsoffensiven teil. In dieser Zeit gewann sie militärische Erfahrung und übernahm Verantwortung als Kommandantin der YJA Star. Als sie nach Vollendung ihrer Aufgabe zurück in die Berge kam, war der opferbereite Kampf für sie zu einer bleibenden Lebensform geworden. Sie wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet und setzte ihren Kampf in Metîna fort, wo sie am 13. Oktober 2020 zusammen mit Evrim Botan bei einem feindlichen Angriff ums Leben kam.
Hogir Qamişlo
Hogir Qamişlo ist in Qamişlo zur Welt gekommen. Seine Familie war patriotisch und er lernte die kurdische Befreiungsbewegung mit der Revolution von Rojava aus unmittelbarer Nähe kennen. Um sein Volk gegen die Angriffe islamistischer Gruppierungen zu verteidigen, schloss er sich dem bewaffneten Widerstand an. Mit seiner jugendlichen Dynamik und seinem vorbehaltlosen Mut nahm er schnell eine führende Rolle bei militärischen Aktionen ein. Im Kampf wurde er schwer an beiden Beinen verwundet, konnte sich jedoch von seinen Verletzungen erholen und an die Front zurückkehren. Neben dem militärischen Kampf beschäftigte er sich mit der Philosophie von Abdullah Öcalan und lernte erfahrene Kader der Bewegung kennen. Um sich selbst noch besser einbringen zu können, ging er 2015 in die Berge. Das Leben in der Natur faszinierte ihn und er sagte, dass er das Guerillaleben niemals gegen eine andere Lebensform eintauschen würde. Er bildete sich unentwegt weiter und entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem apoistischen Militanten, der seine Kampferfahrung an die Bedingungen der Berge anpasste und sich auf Sabotagetaktiken spezialisierte. Danach bildete er mit großer Begeisterung und Zuneigung weitere Kämpfer:innen aus. Hogir Qamişlo kam am 7. Oktober 2020 bei einem feindlichen Angriff ums Leben.
Jîr Baz
Jîr Baz ist im Dorf Peyanis in Colemêrg zur Welt gekommen. Aus seiner nahen Verwandtschaft schlossen sich viele Menschen dem Befreiungskampf an, sein Cousin Afat Colemêrg (Hozan Demir) kam dabei ums Leben. Die PKK war ihm daher bereits als Kind ein Begriff, und seine Verbindung zur kurdischen Bewegung wuchs mit der zunehmenden Unterdrückung durch den türkischen Staat. Seine Familie zog aus dem Dorf in die Provinzhauptstadt Colemêrg und Jîr beteiligte sich an den Aktivitäten der Jugendbewegung. Weil er dabei erfolgreich war, wurde er verhaftet und war etwa drei Jahre im Gefängnis. Seine Gefangenschaft nutzte er zur Weiterbildung. Kurz nach seiner Entlassung schloss er sich 2014 der Guerilla an und machte eine Grundausbildung in Xakurke, wo er anschließend an Aktionen teilnahm und innerhalb kurzer Zeit Verantwortung auf Kommandoebene übernahm. Er beteiligte sich an der Errichtung von Verteidigungsstrukturen und wurde mit Aufgaben betraut, die großes Vertrauen in ihn voraussetzten. Nach etwa fünf Jahren in Xakurke absolvierte er im Rahmen der Neustrukturierung der Guerilla eine militärische und ideologische Weiterbildung und bildete anschließend andere Kämpfer:innen aus. Jîr Hogir ist am 7. Oktober 2020 gefallen.
Tirêj Botan
Tirêj Botan ist in Cizîr geboren und in einem vom Widerstand geprägten Umfeld aufgewachsen. Sein Onkel Seyfettin Baysoy ist in den 1990er Jahren gefallen und Tirêj wurden in seiner Kindheit die Geschichten seines mutigen Kampfes erzählt. In Cizîr gehörte das gewaltsame Vorgehen staatlicher Kräfte gegen die Bevölkerung zur Routine und Tirêj beteiligte sich als Jugendlicher am Widerstand. Als der türkische Staat 2015 seinen Unterwerfungsplan gegen die kurdische Freiheitsbewegung umzusetzen begann, nahm Tirêj ungefähr vier Monate am Widerstand für Selbstbestimmung teil. Er überlebte die brutalen Angriffe des Staates und ging danach in die Berge. Diesen Schritt bewertete er später als eine Form der Neugeburt. Er bildete sich weiter und kämpfte danach im Zap, wo er sich auch mit großem Einsatz an der Errichtung unterirdischer Verteidigungsstellung beteiligte. Als Kommandant eines Guerillateams plante er diverse Aktionen, die er zusammen mit seiner Gruppe erfolgreich ausführte. Tirêj Botan ist am 19. Oktober 2020 bei einem feindlichen Angriff gefallen.
Givara Behri
Givara Behri ist in Hesekê geboren. Seine Jugend wurde von der Revolution in Rojava geprägt. Er erlebte die Angriffe sowohl des syrischen Regimes als auch der Islamisten und sah, wie die von Abdullah Öcalan beeinflussten Freiheitskämpfer:innen dagegen Widerstand leisteten. Dieser Kampf beeindruckte ihn und er begann, sich mit der apoistischen Philosophie auseinanderzusetzen. Dadurch entstand bei ihm eine tiefe Verbundenheit. Während Tausende Menschen durch den Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden, wollte Givara als junger Kurde Verantwortung übernehmen. Er ging in die Berge und schloss sich der Guerilla an. In seiner Ausbildung zeigte er großes Interesse an allen Einzelheiten und teilte seine Gedanken mit seinen Mitkämpfer:innen. Danach ging er auf eigenen Vorschlag in den Zap, um die Region gegen die türkische Invasion zu verteidigen. Givara Behri ist am 19. Oktober 2020 zusammen mit Tirêj Botan bei einem feindlichen Angriff gefallen.
Die HPG erklären, dass der Kampf der Gefallenen weiter geht.