Die Volksverteidigungskräfte (Hêzên Parastina Gel, HPG) haben die vollständige Identität ihres Kämpfers bekanntgegeben, der in der vergangenen Woche bei Angriffen der Türkei in Südkurdistan gefallen ist. Wie aus einer vom HPG-Pressezentrum herausgegebenen Mitteilung hervorgeht, handelt es sich dabei um Mazlum Dêrşewî. Der Kämpfer, der mit bürgerlichem Namen Osman Üzen hieß, wurde am 9. Februar bei Artillerieangriffen der türkischen Armee auf Guerillastellungen und Tunnelanlagen im Zap zunächst schwer verletzt, bevor er kurze Zeit später gestorben ist. Die HPG halten fest: „Sein Verlust und die trotz des verheerenden Erdbebens ununterbrochen fortgesetzten Angriffe des türkischen Staates stehen symbolhaft für die faschistische Verblendung des AKP/MHP-Regimes, die auch in Zeiten einer humanitären Katastrophe mit maximaler Kraft hervorbricht. Die Ideologie des antikurdischen Rassismus läuft auch ungeachtet unserer humanitären Entscheidung, auf alle Kampfhandlungen zu verzichten und in Verteidigungsposition überzugehen. Selbst inmitten einer Katastrophe dieses Ausmaßes pumpt dieses faschistische Regime die Mittel der Bevölkerung in den Krieg, statt sie den Menschen zurückzugeben.“
Die Daten des Gefallenen lauten:
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Codename: Mazlum Dêrşewî
Vor- und Nachname: Osman Üzen
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Sultan – Ali
Todestag und -ort: 9. Februar 2023 / Zap
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Mazlum Dêrşewî wuchs in der Widerstandshochburg Cizîra Botan in Şirnex (tr. Şırnak) auf und gehörte dem Stamm der Dêrşewî an. Seine Kindheit war geprägt von der Verbundenheit seiner Familie zum kurdischen Befreiungskampf und der Unterdrückung des türkischen Staates. Er war Aktivist der Jugendbewegung und beteiligte sich an den Serhildan (Aufstände) gegen die Staatsmacht. Hierbei wurde er auch festgenommen, was seine Wut gegen die Repression in Kurdistan nur noch steigerte.
Unter dem Eindruck von Verlusten von Familienmitgliedern im Krieg gegen die Guerilla und dem von der Türkei unterstützten Großangriff der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) auf Kobanê in Westkurdistan (Nordsyrien) entschloss sich Mazlum Dêrşewî im Jahr 2014, in die Berge zu gehen. Er absolvierte eine Reihe ideologischer und militärischer Programme und lernte praktische Erfahrungen im Kampf. Seine in dieser Zeit gewonnene Expertise vertiefte er vor allem im Bereich halbautomatischer und automatischer Waffen und hielt sich in verschiedenen Regionen der Medya-Verteidigungsgebiete auf. 2019 meldete er sich freiwillig zum Einsatz im schwer umkämpften Zap und beteiligte sich an nahezu allen Guerillaoffensiven, die zur Verteidigung der Region von den HPG und den Verbänden freier Frauen (YJA Star) eingeleitet wurden. Seit die Türkei 2021 den Krieg und die Invasionen in Südkurdistan eskaliert hat, war er an vorderster Front im Einsatz.
Die HPG sprechen der Familie und der kurdischen Öffentlichkeit ihr Mitgefühl angesichts des Verlusts von Mazlum Dêrşewî aus. „Wir versprechen, dem Weg unseres Freundes zu folgen und das Ideal unserer Gefallenen – ein befreites Kurdistan – zu verwirklichen. Bis dieses Ziel erreicht worden ist, wird unser Widerstand ungebrochen fortgesetzt.“