HPG: Arîn Mîtan, Rênas Amed und Serdar Rojhilat in Metîna gefallen

Die Guerillakämpfer:innen Arîn Mîtan, Rênas Amed und Serdar Rojhilat sind in Metîna im Widerstand gegen die türkische Invasion Südkurdistans gefallen. Die HPG haben ihre vollständigen Identitäten veröffentlicht und würdigen ihren Kampf.

Die Guerillakämpfer:innen Arîn Mîtan, Rênas Amed und Serdar Rojhilat sind im Widerstand gegen die Invasion Südkurdistans gefallen. Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, starben sie am 10. Dezember bei der Verteidigung des Tepê Ortê in der Region Metîna. „Unsere Genoss:innen Arîn, Rênas und Serdar, die aus verschiedenen Teilen Kurdistans kamen und in derselben Stellung für die Freiheit unseres Volkes kämpften, werden ihren Freund:innen und der Gesellschaft Kurdistans stets als Symbol der demokratischen und freien Einheit unseres Volkes in Erinnerung bleiben und Antrieb für den weiteren Kampf sein“, erklären die HPG und sprechen den Angehörigen der drei Kämpfer:innen sowie der kurdischen Öffentlichkeit ihr Mitgefühl aus.

Codename: Arîn Mîtan
Vor- und Nachname: Îslîm Hiso
Geburtsort: Qamişlo
Namen von Mutter und Vater: Rojher – Mahmud
Todestag und -ort: 10. Dezember 2022 / Metîna
Codename: Rênas Amed
Vor- und Nachname: Hüseyin Seçkin
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Saliha – Hasan
Todestag und -ort: 10. Dezember 2022 / Metîna
Codename: Serdar Rojhilat
Vor- und Nachname: Sîna Şerifpur
Geburtsort: Dîwandere
Namen von Mutter und Vater: Azîze – Mihemed Elî
Todestag und -ort: 10. Dezember 2022 / Metîna


Arîn Mîtan


Arîn Mîtan stammte aus einer Familie aus dem bei Kobanê in Rojava ansässigen Kêtikî-Stamm. Sie selbst wurde in Qamişlo geboren. Sie wuchs mit der Geschichte der PKK auf, da viele ihrer engen Verwandten den Weg in die Berge gegangen waren. So wurde sie bereits als Kind von der respektvollen und ernsthaften Haltung der Guerilla gegenüber jung und alt tief beeindruckt, erklärte sie in einem Interview. Mit der Revolution in Rojava wuchs in Arîn Mîtan der Wunsch, Teil des Freiheitskampfes zu werden. 2013 schloss sie sich der Guerilla an. „In den Bergen begriff Hevala Arîn die Notwendigkeit, sich immer weiter ideologisch und praktisch fortzubilden. Sie integrierte sich schnell in das Leben bei der Guerilla und war begeistert von den auf Freundschaft und Ernsthaftigkeit geprägten Beziehungen. Sie setzte sich intensiv mit sich selbst und ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander und machte wichtige Entwicklungen durch. Besonders intensiv beschäftigte sie sich mit dem Paradigma der Frauenbefreiung. Sie unterstrich immer wieder, dass sie sich als Frau am besten in den Reihen der PKK verteidigen konnte, und spezialisierte sich an den Militärakademien auf Angriffe im Nahkampf. Sie war immer entschlossen, an die heißesten Kriegsschauplätze zu gehen, und kämpfte gegen den IS“, so die HPG. Mit der Intensivierung der Angriffe des türkischen Staates auf die Medya-Verteidigungsgebiete kehrte sie in die Berge zurück. Dort beschäftigte sie sich mit den neuen Guerillataktiken und kam in die Region Metîna. Sie nahm als Kämpferin der Frauenguerilla YJA Star im Rahmen der Offensive „Cenga Xabûr Şehîd Savaş Maraş“ an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die Besatzungstruppen teil. Bei einem Angriff der türkischen Armee auf den Tepê Orte überrannte sie die feindlichen Stellungen und war am Tod vieler Besatzer beteiligt. Die HPG berichten, sie habe dort bis zum letzten Atemzug gekämpft.

Rênas Amed


Rênas Amed wuchs als Soohn einer dem kurdischen Befreiungskampf verbundenen Familie in der nordkurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) auf. Sein Bruder Elîşêr (Rojhat Seçkin) und mehrere seiner Verwandten sind als Guerillakämpfer:innen gefallen. So beschäftigte Rênas sich von klein auf mit dem Freiheitskampf. Er erlebte die Repression durch das türkische Regime am eigenen Leib, aber auch den Widerstand dagegen, und entwickelte eine große Wut auf die Besatzungsmächte, unter denen Kurdistan aufgeteilt worden war. So schloss er sich der Jugendarbeit der kurdischen Freiheitsbewegung und schließlich im Jahr 2013 der Guerilla an. Dort erhielt er in der Region Metîna seine Grundausbildung. „Rênas Amed meisterte schnell das Leben in den Bergen. Für ihn hatte der militärische Kampf zunächst Priorität und so ging er an die Şehîd-Mehmet-Goyî-Schule für Operationen und wurde dort in Taktik und Technik des Guerillakampfs ausgebildet. Ab 2014 beteiligte er sich am Kampf gegen den IS. Dabei verhinderte er durch die meisterhafte Anwendung von Sabotagetechniken viele Angriffe der Terrormiliz. Obwohl er einmal verletzt wurde, ging er im Kampf keinen Schritt zurück. Nach dem Sieg über den IS kehrte er in die kurdischen Berge zurück. Dort bildete er sich intensiv ideologisch an der Mahsum-Korkmaz-Akademie weiter. Anschließend kämpfte er in den Gebieten Gare und Heftanîn, von wo er schließlich als Einheitskommandant nach Metîna kam.“

In Metîna nahm Rênas Amed an vielen effektiven Aktionen teil. Die HPG berichten von dem tiefen Vertrauen seiner Genoss:innen in ihn. So wurde er zu einem der führenden Kommandant:innen der Offensive Cenga Xabûr Şehîd Savaş Maraş. Auch er kämpfte bis zum letzten Atemzug bei der Verteidigung des Tepê Ortê.

Serdar Rojhilat


Serdar Rojhilat stammte aus einer patriotischen Familie aus der ostkurdischen Stadt Dîwandere (Divandarreh). Er wuchs mit der kurdischen Kultur und Widerstandstradition auf, spürte jedoch schnell durch die Assimilationspolitik an der Schule den Konflikt zwischen der kurdischen Realität und der Herrschaft des iranischen Regimes. Die im Iran allgegenwärtige Diskriminierung von Kurd:innen prägte sein Leben. Er war nicht bereit, diese Situation hinzunehmen, und so begab er sich auf die Suche, schreiben die HPG: „Hevalê Serdar beschäftigte sich mit verschiedenen Widerstandsorganisationen in Ostkurdistan, bemerkte aber schnell, dass es sich bei den meisten um lokale oder regionale Phänomene handelte, welche die kurdische Frage nicht als Ganzes ansprachen. So lernte er die PKK kennen und erkannte in ihr die Perspektive einer umfassenden Revolution. Er trat der Guerilla bei und war tief beeindruckt von der engen Verbindung von Theorie und Praxis in der PKK. Er bildete sich militärisch weiter und wurde zu einem professionellen Guerillakämpfer, der sich auf den Gebrauch von mittelschweren automatischen Waffen spezialisiert hatte. Unser Freund betrachtete es als seine revolutionäre Aufgabe, sein Wissen mit seinen Genoss:innen zu teilen, und war entschlossen, in die Kampfgebiete zu gehen.“ Seinen Einsatz in Metîna hätte Serdar Rojhilat mit großer Vorfreude herbeigesehnt. Nach HPG-Angaben spielte der Kommandant eine wichtige Rolle bei der Verteidigung des Tepê Ortê und war Teil der ersten Einheiten, die sich den türkischen Truppen entgegenstellten.